Hallo Nicole! Schön, dich wiederzusehen

Nun, ich finde Petry und Bohlen ist nicht nur Geschmacksfrage, sondern auch eine Frage des Niveaus. Dieter Bohlen beispielsweise kann weder singen noch komponieren, und texten schon gar nicht, er beherrscht ja noch nichtmal die deutsche Sprache richtig, aber er hat ein Gespür dafür, was sich verkaufen lässt und mag ein fähiger Produzent sein. Udo Jürgens ist wenigstens ein Musiker und hat musikalische Fähigkeiten, schreibt auch halbwegs intelligente Texte, auch wenn er nicht mein Geschmack ist. DAS ist der Unterschied!

Björk ist eine absolute Ausnahmekünstlerin und sich selbst immer treu geblieben. Dass sie mit ihrem Stil kommerziell erfolgreich ist, ist schon ein kleines Wunder. Aber die witzige CD, auf der sie Jazz-Standards auf isländisch singt, habe ich auch ohne die Hilfe von BMG gefunden
Whitney Houston? Was aus ihr geworden ist? Eine bedauernswerte Alkoholikerin. Und sobald sich ihre Musik nicht mehr verkauft, wird sie fallen gelassen. Es ist zwar Spekulation, aber vielleicht wäre sie heute glücklicher, wenn sie noch in kleinen Clubs singen würde.

Tori Amos hat auch in kleinen Clubs angefangen. Ich habe sie durch ein Interview in einem Fachmagazin entdeckt. Auf dem ersten Konzert, das ich von ihr gesehen habe, hat sie schon im Robert-Schumann-Saal (hier in D'dorf) gespielt, beim nächsten Album war es die Phillipshalle. Da saß ich nun mit meiner teuren Eintrittskarte und in weiter Ferne saß ein kleines Persönchen an einem Flügel. Danach habe ich beschlossen, nicht mehr in große Konzerte zu gehen. Es fehlt die Atmosphäre.

Mein schönstes Musikerlebnis hatte ich mit "Tuck & Patti" in Köln, im alten Wartesaal. Der Name "Tuck & Patti" wird dir nichts sagen. Und ich bin froh, dass sie nicht so bekannt sind, in kleinen Sälen spielen und ich ihre Spielfreude und ihr ganzes Können hautnah erleben kann.

Ich möchte das Engagement von dir und deinen Kollegen nicht herunterspielen. Klar, Bob Marley war ein Gewinn für die Musikwelt. Aber sobald etwas kommerziell vermarktet wird, geht auch wieder sehr viel Persönlichkeit verloren. Die ersten Sachen von Santana hatten noch Biss. Und heute? Naja...

Also, was ich in der mir eigenen umständlichen Art sagen will: Die Vielfalt geht nicht verloren. Nicht wenn man weiß, wo man sie findet. Und in den Schaufenstern von CD-Läden habe ich sie ohnehin nie gesucht (ich rede jetzt NICHT vom Zweitausendeins-Laden!!!)

P.S.: Den letzten Satz deines Nachtrags - also der im Abschnitt zwischen Nicole und der Weinschorle - kann ich voll unterschreiben!

So du, jetzt muss ich aber wieder was arbeiten!
Bis dann
Jens