...dass so mancher Mann nach der Hochzeit ...

Eine Hochzeit ist in Tunesien ein wesentlicher Einschnitt im Leben, im gegensatz zu Deutschland, wo ziwschen davor und danach kaum ein Unterschied besteht.

So ist z.B. dort davor intimer oder auch nur alleiniger Kontakt oder Zusammenwohnen nicht erwünscht und je nach Region (und Rechtsauffassung) obliegt der Familie die Aufenthaltsbestimmung der Frau.
Nach der Hochzeit hingegen übernimmt dies der Mann, und die Frau kann im Prinzip die Nacht nur bei dem Mann ODER bei der Familie verbringen, in den anderen Fällen kann die Frau von der Polizei auf Wunsch beigebracht werden (es sei denn, die Frau verfügt über gute Rechtskenntnisse und nimmt anschließende Probleme mit der Polizei hin). Die Frau übernimmt danach ihre Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderproduktion bzw. -erziehung, und zwar üblicherweise alleine (obwohl im Gesetz etwas anders steht, ist das ebenfalls kaum durchsetzbar) und hält sich ohne Genehmigung des Mannes auch nicht an anderen Orten als der Ehewohnung oder der Wohnung eines (engeren) Familienmitgliedes auf.

Da ist es natürlich klar, daß sowohl Mann als auch Frau sich nach der Hochzeit gewaltig ändern, denn es gelten dann einfach für beide andere gesellschaftliche Normen, denen sie genügen müssen. Da wird dann auch, wie es schon jemand hier anmerkte, nicht mehr drüber diskutiert, denn es "ist einfach so", und das ist beiden auch genau bekannt.
Verständlich, daß sowohl Männer als auch Frauen in multinationalen Beziehungen ihre Felle davonschwimmen sehen, wenn der andere Partner sich nicht an diese "Gesetze" halten will, das berührt dann die durch die Ehe bzw. Tradition gegebenen Aufgaben- und Autoritätszuweisungen. Auch gelegentliche Gespräche vor der Hochzeit helfen da nicht wirklich, das muß schon ernsthaft durchdiskutiert werden - ansonsten werden es die Betroffenen als ein reines Informationsgespräch ohne ernsthaften Hintergrund abtun (das ist überhaupt so ein Problem mit vielen Gesprächen dort, wo später viele getroffene Vereinbarung als "nicht wirklich ernst gemeint" oder "ich dachte, daß..." angegriffen werden).

Allerdings - diverse Sachen kann man auch in einem Ehevertrag festlegen (in Deutschland, in Tunesien würden bestimmte Bedingunge nicht akzeptiert werden), z.B. Ausgeh-, Arbeits-, Kontakt- und Reiserechte (in arabischen Ländern kann der Mann der Frau die Berufstätigkeit verbieten, in Tunesien zwar nicht, doch es besteht zwischen "rechthaben" und "rechtbekommen" ein gewisser Unterschied). Falls sich vor der Hochzeit schon bestimmte Gegensätze andeuten, mag es sinnvoll sein, solche Dinge schriftlich niederzulegen.