Wenn Ihr Euch an dem hier stört:
Ich bin richtig ausgehungert nach Gesprächen, auf Wochenenden im Freundeskreis, nach Urlauben außerhalb Tunesiens, etc. Und ich habe mein Selbstverständnis als mitteleuropäische Frau wieder, was mir sehr gut tut. Ich habe meinen Mann sehr geliebt, aber leider überwindet Liebe eben doch nicht alles.
Mit Gesprächen meinte ich Gespräche über Kunst (z.B. solche Ausstellungen wie die "Franzosen"), mit Gesprächen meine ich Gespräche über die Beatles, die 68er, Gespräche über spanische kalte Tomatensuppe, darüber, wie man das damals empfunden hat, mit dem Aufkommen der Punker, ob man in den 80er Popper oder Punker war, damit meine ich auch aggressionsfreie Gespräche über Politik, Religion und Philosophie, und was die Individualisierung der Menschen für die allgemeine Moral bedeutet. Und dass diese Gespräche nicht nach 10 Minuten im Sande verlaufen, weil das zu anstrengend ist oder es auf Recht/Unrecht schuld/nicht schuld hinaus läuft.
Mit Wochenenden meine ich schöne Ausflüge ins Umland, mal ins Theater, ins Kino, in ein Konzert, sich einfach gemeinsam eine schöne Zeit machen, ohne dass der andere sagt "Keine Ahnung, sag Du".
Es sind halt diese Kleinigkeiten, das heißt nicht, dass wir nicht sprachen, keinen Spaß hatten, uns nicht teilweise verzweifelt (weil wir ja schon wußten, es wird nie funktionieren) geliebt haben. Aber es ist nun so gekommen, dass er sich in seiner Kultur (ist zu seinem Bruder gezogen und ist mit einer Muslima verlobt) eingerichtet hat, und ich mich in meiner.
Möglicherweise habt ihr andere Erfahrungen gemacht, kann ja sein. Ich weiß aber von etlichen binationalen Paaren, die ich "live und in Farbe kenne", dass es bei Ihnen 1:1 genau so war. Die meisten sind übrigens schon länger geschieden als wir.
Und nochmal: Es ist keine Schuldzuweisung, keine Herabwürdigung der anderen Kultur, es ist niemand schuld, außer ich selber, dass ich das damals dermaßen unterschätzt habe. Aber meine Ehe ist an Mentalitätsunterschieden gescheitert, und an nichts anderem.
LG
Belly