...Bis zur Entscheidung? Geht das?...
Sicherlich weitgehend - denn Traditionen und Feste sind ja heute, trotz ihres oft religiösen Hintergrundes ohnehin weitgehend entkernt und entwickeln sich eigenständig. Da zumindest bei uns die Religion nur einen sehr geringen Einfluß auf das tägliche Leben hat, kann man dem auch leicht entgehen bzw. wird nur ganz am Rande hier und dort davon berührt.
In einem islamischen Land geht es sicherlich nicht so - deshalb sagte ich auch, das dort "zwangsläufig" das islamische Gedankengut (und dann, konsequenterweise, auch die Religion an sich) übernommen werden muß.
...Und ist das gut, fehlt da nicht etwas?...
Ja, die spirituelle Indoktrination von Menschen, die noch nicht in der Lage sind, zu urteilen und unvoreingenommen Dinge übernehmen, die ihr weiteres Leben beeinflussen werden, ist aus meiner Sicht ganz strikt abzulehnen. Es handelt sich hier ja nicht um direkte und nachvollziehbare Anweisungen wie "nicht auf die Herdplatte fassen" und "nicht mit Fremden mitgehen", sondern um Anweisungen, die alleine daraus entstehen, daß ein Erwachsener daran GLAUBT, das etwas so ist.
Ebenso könnte man Kinder konkret daraufhin erziehen, daß alle paar Jahre grünhäutige dreibeinige und vierfingrige Lebenwesen auf der Erde landen werden oder daß die Erde flach ist - doch niemand käme ernsthaft auf die Idee das zu tun, selbst er selbst daran glauben würde, weil er genau weiß, daß er damit in den Augen der Kinder an Glaubwürdigkeit verliert (jeder andere würde drüber lachen). Nur bei der Religion wird es anders gehandhabt, da wird zu jeder noch so absurden Behauptung andachtsvoll genickt, jede noch so lächerliche Handlung mit Respekt bedacht, weil, so haben wir es ja gelernt, die Religion, ganz anders als die Idiotie (die sich oft durch ähnliches Verhalten auszeichnet), größte Toleranz genießen muß.
Ein Aufwachsen ohne enge Bindung zur Religion mag da vielleicht auch das eine oder andere im Kopfe geradezurücken zu vermögen und spirituelle Gedanken nicht von klein auf als in jedem Falle fundiert und berechtigt ins Gehirn festbrennen - und erst so eine selbstbestimmte Annäherung an eine Religion, aus freien Stücken und als das Ergebnis eines eigenen Wunsches oder Willens bewirken.
Es wäre beileibe nicht nur den Kindern, sondern auch der Religion zu wünschen.