...Das sind Werte und Geschichte, die immer mehr verloren geht, was ich bedauere...

Hmm - wieso? Relevanz besitzen diese Werte doch nur für diejenigen, die den Glauben haben, für die, die ihn nicht haben, ist es piepegal und es tritt lediglich das aktuelle Ambiente des Festtages in den Vordergrund (wie sieht es denn mit anderen Festtagen anderer Ursprünge aus, die sogenannten Werte von "Einheitstag" oder "Tag der Arbeit" sind doch ebenso den meisten Leuten völlig egal).

Traditionen sind keine starren Gerüste, sondern lebendige Konstrukte, die sich auch verändern und anpassen können (im 19.Jahrhundert hatte das Weihnachtsfest z.B. ein ganz anderes Auftreten als heute, selbst in den USA oder Holland, nur um zwei Beispiele zu nennen wird es anders gefeiert als hier, dasselbe gilt auch für das kirchliche Nikolausfest, etc.).

...christlichen Kultur...

Nun, so nennt sie sich - doch was ist überhaupt eine "christliche Kultur"? Ist es die Kultur, in der z.B. Menschen als Hexen verbrannt oder als Häretiker gevierteilt wurden, in der die Religion des Menschen durch die Religion seines Landesfürsten festgelegt (oder geändert) wurde? Oder ist es die Kultur, in der sich Demokratie und die Achtung von Natur- und Menschenrechten sogar gegen den Widerstand der Kirche entwickelt haben?

...Weil es immer schwerer wird im täglichen Leben diesen Glauben sinnvoll zu integrieren meiner Ansicht nach...

Weil die Lebensumstände einen religiösen Glauben weniger und weniger notwendig machen bzw. auf Lebensabschnitte (ganz analog zum "Lebensabschnittspartner") verweisen. Naturgemäß wird ein "Gläubiger" das nicht akzeptieren können, weil die Grundlage seines Glaubens ja eben die Vorteile des Glaubenskonstruktes sind und er nicht verstehen kann, wie jemand freiwillig darauf verzichten könnte, dies aber wird Nicht-Gläubige nicht davon abhalten, ihre spirituellen Bedürfnisse womöglich auch außerhalb einer etablierten Religion zu stillen bzw. sie gar nicht erst zu entwickeln.

...aber im Alltag ist eben oft die Bedeutung verloren gegangen...

oder hateben eine andere Bedeutung erhalten, die sich zusammen mit der Zeit verändert und insofern die aktuelle Gesellschaft reflektiert.

...Das ist im Islam anders...

Das war auch bei uns einmal anders, als das Christentum ebenfalls höchst restriktiv, intolerant, herrschaftsdominant und die Religionsinterpretation autoritätsabhängig war - im 16. Jahrhundert änderte sich im Laufe der Reformation zwar vieles, doch die gesellschaftlichen Änderungen, für die damals der Same gelegt wurde, brauchte Jahrhunderte, bis er aufging.
Im Islam gibt es bis zum heutigen Tage keine Reformation und keine historische Textkritik, zudem ist er nach wie vor in vielen Ländern herrschaftsdominant und die Auslegung autoritätsorientiert (und, wie damals in Europa, der Wissens-Zugang für die Massen limitiert). Allerdings ist der Islam auch 600 Jahre jünger als das Christentum, religionsevolutionär befindet er sich also im 13. Jahrhundert der christlichen Religionsentwicklung - und damals dachte auch noch niemand daran, wie die im Jahre 2000 aussehen könnte. :-)