...Aber wenn es darum geht, dass eine Frau (Muslima) einen nicht muslimischen Mann heiratet, dann denken alle gleich: NO GO!...

Da kenn ich ohne nachzudenken gleich mehrere Gegenbeispiele, z.B. den Tunesier, der (in Tunesien) seit 25 Jahren mit einer englischen Frau verheiratet ist und lebt, wo zuhause hauptsächlich englisch gesprochen wird und der seinen Kindern (Junge, 2 Mädchen) keinerlei Vorschriften zur Wahl des zukünftigen Partners macht, oder die tunesische Dame die (von einem Tunesier) geschieden ist und ihre Tochter (wenn es geht, auich die Söhne) später unbedingt mit einem nicht-tunesischen Partner verheiratet sehen will (das Mädchen sieht es ebenso), oder das junge Mädchen, bei dem die Familie sagt, ein Nicht-Moslem wäre zwar schon ein Problem, doch letztendlich würde die Tochter selbst entscheiden, was sie macht. Oder die Tochter eines gut betuchten Arztes, die zwar sehr auf Traditionen und Privilegien setzt, doch die Religion als "nicht mein Interesse" bezeichnet.

Und so könnte ich fortfahren und weitere Beispiele geben - wie gesagt, in Tunesien hat sich gegenüber dem "Idealzustand", den einige im Forum wohl im Kopfe haben, sehr viel geändert...

Zudem, sagen wir wie es ist - die meisten Europäer sind doch mit Tunesiern zusammen, die durch die Arbeit im Tourismus bereits irgendwie korrumpiert sind, entweder in die eine oder in die andere Richtung; dazu kommt, Ärzte, Ingenieure, Spezialisten findet man, zumindest in den Ehen hier im Forum eher selten, genausowenig wie den konservativen, doch selbst und sogar im Sinne der Religion liberal denkenden Tunesier ohne jede früheren Kontakte zu den typischen Touristen oder familiäre Vorbelastungen. Auch dadurch, so denke ich, wird die Wahrnehmung geändert.

Im übrigen sage ich es ja auch gar nicht, daß es die Mehrheit oder auch nur eine große Minderheit ist, doch es werden mehr und mehr, und man findet sie auch, wenn man nur genau hinschaut und sich nicht scheut, auch kontroverse Themen im Gespräch anzuschneiden.

Jemand brachte hier das Stichwort "Globalisierung" - auch wenn dies normalerweise in einem anderen Zusammenhang verwendet wird, so wird sie auch massive Einflüsse auf Traditionen, Kulturen und Religionen haben, ebenso wie es früher die sogenannten "Völkerwanderungen" hatten. Und warum? MENSCHEN gibt es seit Zehntausenden von Jahren, Religionen, die weitgehend unverändert blieben, jedoch erst seit 2000, und so sinnvoll sie für einen bestimmten, kleinen Zeitraum historischer Entwicklung auch sein mögen, stellen sie dennoch nur eine Episode in der Menscheitsentwicklung dar und werden mit abnehmender Ferne und Kommunikationsschranken und letztlich auch gegen ihre eigenen Beharrungskräfte durch neue Modelle von Moral Ethik und Gesellschaft ersetzt bzw. verändert werden. Und der, der das zustande brachte, bringt und bringen wird, ist der Mensch - nicht ein religiöser Funktionsträger (mit welcher Bezeichnung auch immer).