Mein Ex (christlicher Libanese) hatte nichts gegen Juden (eher gegen Moslems, das mal am Rande), aber er hatte etwas gegen Israel (also den - nach Meinung vieler Araber - illegal durch Annexion gegründeten Staat), der viel Unfrieden in die Region bringt. Er verurteilte aber genauso die palästinensischen Übergriffe, Hammas und Hizbollah waren ihm ein Graus, genau wie die israelischen Politiker. Wobei ich vermute, dass Libanesen als direkt in Mitleidenschaft Gezogene da mittlerweile eh eine sehr spezielle Meinung zu dem ganzen Thema haben; oft genug haben sie von Israel eins auf den Deckel bekommen unter dem Vorwand, man müsse dort palästinensische Milizen jagen; böse Zungen behaupten ja sogar, man hätte es auf Ausweitung des Staates Israel auf libanesisches Gebiet angelegt.
Ich glaube, man muss da sehr genau zwischen Juden (einer überall auf der Welt vertretenen Religionsgemeinschaft) und Israelis unterscheiden, denn Juden in Bolivien oder Russland stellen kein Problem dar; das Problem sind die "Landbesetzer", die 1948 mit englischer Mitwirkung auf dem Territorium Palästinas (nach arabischer Auffassung eben rechtswidrig) den Staat Israel gegründet haben. Gerade im Maghreb haben Juden und Araber (was eigentlich schon wieder falsch ausgedrückt ist, da es jüdische Maghrebiner und nichtjüdische Maghrebiner waren) jahrhundertelang friedlich zusammen gelebt, was zum Teil daran liegen mag, dass die ursprünglich rein berberischen Stämme des Maghreb ja selber erst "arabisiert" wurden, wogegen sich Teile des Maghrebs ja bis heute noch wehren und eine Rückbesinnung auf das Berbertum wünschen und fördern.
Aber man kann sich ja mal das Szenario vorstellen, wenn heute etwas ähnliches passieren würde. Nehmen wir mal an, in Amerika macht irgendwer den deutschstämmigen Amerikanern das Leben so zur Hölle, das es Holocaust-ähnliche Ausmaße annimmt. Russland und Europa ziehen dann gegen Amerika in den Krieg, gewinnen - und schaffen dann in Schleswig-Holstein oder Bayern den Staat Germanien, damit all jene, die das Leben in Amerika nicht mehr wollen, dort friedlich im Territorium ihrer Ahnen leben können. Dazu werden die vorher dort lebenden Menschen enteignet, eingesperrt, von ihren Arbeitsstellen und Krankenhäusern abgeschnitten - und sollen das Ganze gut und schön finden. Ich glaube nicht, dass das wesentlich besser funktionieren würde, vermute eher, wir hätten im Handumdrehen Zustände analog dem Gaza-Streifen.
Will damit nur sagen, die Motivation verstehe ich irgendwo schon, die Handlungen, die daraus resultieren teils weniger und eine Lösung für das Problem habe ich auch nicht wirklich. Ich glaube aber, würde man die ganze Politik mal außen vor lassen (am besten alle Politiker in ein Internierungslager am Nordpol stecken; obwohl, das würde jetzt wahrscheinlich Probleme mit den Russen heraufbeschwören), würden die Menschen dort eher einen Konsenz finden und zusammen leben (lernen müssen, klar, zuviel ist da in den letzten 60 Jahren vorgefallen), wie sie es Jahrhunderte zuvor auch getan haben. Denn gemäßigte Israelis und Palästinenser praktizieren das ja selbst heute in dieser schwierigen Zeit, wir sehen halt leider in den Medien nur die spektakuläreren Fälle, wo es eben nicht funktioniert.
Manchmal bin ich eigentlich froh, dass die Welt gesamthaft betrachtet nicht ganz so schlecht ist, wie Presse und Fernsehen uns zeigen. Bleibt ein bisschen Hoffnung, dass wir den Verstand, den Gott uns gab, um uns von den Tieren zu unterscheiden, irgendwann doch noch so gut benutzen lernen, dass wir uns nicht mehr schlimmer als eben jene benehmen...
Sichübermeineeigenengedankenheutewundernder Gruß
Susanne
Last edited by sousse-anne; 11/08/2007 08:26.