guten abend ihr lieben,

habe mich hier jetzt - rückwärts - durch die 3 seiten gelesen und muss sagen, dass ich vieles kenne...
allerdings nicht mit einem tunesier, auch nicht mit einem deutschen - sondern mit einem latino...

ich würde es daher eher als "südliches denken und handeln" bezeichnen... was es nicht positiver darstellen soll.

ich freue mich für jede frau, deren binationale beziehung funktioniert. leider muss ich aus rein persönlichen erfahrungen sagen, dass es die wenigsten beziehungen auf dauer tun...

kurz zu meiner geschichte, damit man das hier verstehen kann. ich habe 3 jahre in der karibik gelebt & gearbeitet. dort meinen ex kennengelernt. dort mit ihm gelebt. er hatte vorher schon europäische freundinnen, war auch schon mal in dtl., er war nicht religiös... und dennoch gab es dieses extrem besitzergreifende denken. ich habe ihn geheiratet, weil ich ihn liebte. wir sind nach dtl., weil ich es wollte. die probleme besserten sich hier nicht, sondern wurden nur schlimmer, da zu der denkweise patriarchat/machismo nun hier auch minderwertigkeitskomplexe hinzukamen: ich arbeitete, ich hatte die gute ausbildung, ich hatte familie und freunde, es ist mein land und meine kultur.
ich habe irgendwo mal gesagt, es ist für uns europäerinnen irgendwie einfacher, uns auf ein level runterzuschrauben, da wir weltoffen sind, immer anderen kulturkreisen gegenüber aufgeschlossen, verständnis haben. es ist aber für einen mann, der aus einem kulturkreis kommt, wo der mann das sagen hat, sicher schwer, einen riesensprung nach vorn zu machen und mit der kultur und lebensweise in einem hochindustrialisierten land zurecht zu kommen.
das mag wirr klingen... ich weiß mich heute abend nicht besser auszudrücken. mein ex liebt mich auch heute noch, ich bin seit mehr als einem jahr von ihm getrennt. ich habe bestimmte verhaltensmuster, die ich in meiner ehe "erlernt" habe, noch nicht abgelegt. hinter jeder seine fragen "wo warst du" vermute ich nach wie vor kontrollzwang und eifersucht. ich rechtfertige mich für dinge, die keiner rechtfertigung gegenüber irgendwem - schon gar nicht dem ex gegenüber - bedürfen. und er ist kein araber! kein moslem! "nur" ein macho. ich habe anfangs mit engelszungen versucht, ihm zu erklären, dass a.) nicht alle europäerinnen leicht zu haben sind (nur weil das klischee durch den tourismus geprägt wurde) und dass ich ihn b.) über alles liebe und er keinen grund hat, auf irgendwen oder was eifersüchtig zu sein und angst zu habn, mich zu verlieren. irgendwann musste ich feststellen, dass reden nix bringt. ich habe auch begonnen, argumentationslose diskussionen mitzumachen, laut zu werden, auszuticken. genützt hat es nix...
jetzt, wo wir getrennt sind, sagt er, dass er sich geändert hat. in meiner ehe hat er das auch ab und an gesagt, es war nie von dauer. ich denke, auch wenn das umfeld prägt und wenn sich jmd sehr gut anpasst, die wurzeln stecken drin, von klein auf erlernte verhaltensmuster und dinge, die in der kindheit und jugend prägend waren, vergisst man nicht, sie kommen immer unbewusst zum vorschein, auch wenn der betroffene es selber vieleicht gar nicht mehr gutheißt, aber er kann es nicht gänzlich abstellen.
diese negativen erfahrungen und meine 3 jahre in einem fremden land, mit arbeit im tourismussektor, machen es mir zur zeit arg schwer, der "beziehung" (die noch keine echte ist) zu einem in tunesien lebenden tunesier eine chance zu geben. mein herz sagt "ja", aber der rest sträubt sich. die geschichten gleichen sich, egal ob 7500 oder 1600 km dazwischen liegen. und erschwerend kommt noch der religiöse aspekt und das traditionelle rollenverständnis der frau hinzu. in lateinamerika war die frau zwar auch heimchen am herd und mutter aber irgendwie doch noch nen ticken "freier" als in der arabischen welt.
der hier auch angsprochene punkt "wie blöd muss frau sein, und sowas mitmachen" - hmm, ich habe die frage mir immer und immer wieder gestellt. ich habe bei meinem latino-macho-ex dinge geduldet, die ich als intelligente, europäisch groß gewordene frau sonst nie akzeptiert hätte. entschudligt habe ich es mit seinem hier-nichts-haben-nichts-kennen-allein-sein, seiner schlechten kindheit, seinem prägenden vater, etc etc. außerdem wollte ich sturköpfige, ehrgeizige deutsche mir und meinem umfeld beweisen, dass es funktionieren kann, dass das klischee der von vornherein zum scheitern verurteilten binationalen beziehung nicht zutrifft, dass ich das exempel statuiere, dass eine deutsche und ein latino gut harmonieren. so wie mir geht es vielen... es gibt ein paar schöne, dauerhafte ausnahmen... meistens sind die erfahrungen nach ein paar jahren eher weniger positiv. und nicht nur dann, wenn a.) der altersunterschied zu groß war, b.) die ferienliebe geheiratet wurde ohne großes nachdenken sondern auch c.) wenn beide vorher längerfristig geprüft haben, ob es passt und doch irgendwo beide tolerant und kompromissbereit waren...
ich für mich möchte eine beziehung zu einem tunesier trotz aller aufrüttelnden dinge und des kopfschüttelns um mich herum versuchen. aber ich bin nicht unvoreigenommen... was sicher nicht fair ist, da jeder auf seine art einzigartig ist und nicht alle über einen kamm geschoren werden können. dennoch werde ich wachsam sein... und mich nicht verbiegen lassen, da in einer beziehung "aufeinander zugehen" nicht bedeutet, dass einer geht und der andere am anderen ende wartet.

so, wenn das zu konfus war und zu lang, dann entschuldige ich mich hiermit! vielleicht ist es nur interessant zu sehen, dass so viele negativ besetzte eigenschaften, die arabern zugeschrieben werden, auch andere kulturkreise zuhauf belegen. was eienrseits ängstigt, aber doch auch mut macht, denn: frau könnte ja doch auch mal nen glücksgriff tun!

lg,
sandra