Hallo..
ein behindertes Kind ist ein Mensch wie jeder andere und entwickelt auf seine Weise Vorlieben, Abneigungen etc. wie die meisten Menschen. Nur sind die Wege dahin nicht leicht und schon garnicht vorprogrammiert. Die Eltern sind diejenigen die unterschiedlich stark und lange leiden, Probleme mit der Umwelt bekommen, schief angesehen werden (können) und "nebenbei" eine oftmals bis an die persönlichen Grenzen und darüberhinaus führende Rundumbetreuung durchziehen. Und es ist in Fällen, in denen ein kommunikationsloses reines Pflegen des Kindes zu erwarten ist, sehr legitim in meinen Augen über Abtreibung nachzudenken. Die oft zitierte Liebe ist da ein nicht ausreichendes Argument, weil es rein idealistisch ist.
Es ist teilweise ein schwerer Gang, ein behindertes Kind zu haben, aber wir dürfen nicht unseren Blickwinkel mit dem den Kindes vertauschen. Auch gesunde Kinder entwickeln ihre eigenen Vorlieben und Wertigkeiten, die nicht unbedingt mit den vorgelebten der Eltern konform gehen müssen.. nur weil einer keine Opern mag und statt dessen zum Holzmichel schunkelt, ist seine Lebensqualität nicht geringer.. sie ist anders.. und solange derjenige glücklich ist, wen juckts?
Meine Tochter ist von Geburt an 100% geistig behindert, Epileptikerin mit Schüben von Schizophrenie ... sie arbeitet in einer Behindertenwerkstatt, spielt leidenschaftlich gern PC-Spiele und Playstation, liebt flotte Musik, modische freundliche Klamotten, ihren Frühstückskaffee, schwärmt für ihren Chef und lacht sich kringelig bei Al Bundy, den Golden Girls und Louis de Fúnes.. sie spürt als erste wenns mal der Mutti die Petersilie verhagelt und ist sogar freiwillig bereit, den Abwasch wegzuräumen.. schmiert sich ein Nutellabrot selber und wird nie teure Telefonrechnungen produzieren, weil sie ausser mit ihrem (tunesischen) Stiefvater nie über die Frage: "Wie gehts dir denn?" hinaus kommt...und wenn ich nun erzähle welche Erfahrungen mit der Umwelt ich in immerhin nun bald 22 Jahren machen musste, dann würde das ganz anders klingen...