...Ich hab noch keinen solchen Mann gesehen...

Es gibt durchaus auch gemischte Ehen, bei denen der Mann kein Muslim ist. Im übrigen heißt "nicht gesehen" ja nicht, daß es das nicht gibt, und schon gar nicht, daß der nicht-muslimische Teil nicht darauf bestehen kann, denn das Sorgerecht für die Kinder wird von den Eltern gemeinsam ausgeübt und wenn man sich nicht einigen kann, kann man das Vormundschaftgericht anrufen und dort eine Entscheidung beantragen.

Es ist in meinen Augen arrogant, wenn eine Seite von vornherein darauf besteht, daß Kinder nach Prinzipien aufgezogen werden, die den Verhältnissen des Landes, in dem sie leben, widersprechen, und das insbesondere, wenn es sich um Dinge handelt, die lediglich auf dem Glauben (also bar jeder Vernunft oder Gesetzmäßigkeit allein vermuteten Sachverhalten) eines der Beteiligten basieren.
Falles es in diesem Falle zu einem Zusammenstoß des Glaubens (siehe oben) der beiden Elternteile kommt, kann die richtige Entscheidung nur sein, entweder dem vorherrschenden Glauben des Gebietes, in dem die Aufzucht stattfindet, zu vermitteln, oder, noch besser, gar keinen Glauben zwangsweise zu unterrichten, sondern dem Kinde die Gelegenheit zu geben, zu einem späteren Zeitpunkt selbst eine eigene, informierte, Entscheidung zu treffen.
Dies gilt umso mehr, als daß es in Europa durchaus viele Menschen gibt, die gar keiner Religion anhängig sind und in diesem Falle diametral entgegengesetzte Auffassungen der Eltern existieren.
Durch die Entscheidung, das Kind nicht einseitig vorzuprägen und damit u.U. in einen Konflikt mit den herrschenden Gesselschaftsnormen zu setzen (wie schon gesagt, bei einer Erziehung in Europa, bei einer Erziehung in einem islamischen Land würde es umgekehrt aussehen), die womöglich gar existentielle Formen annehmen kann (z.B. wenn es zu einer weiteren Eskalierung der Religionskonfrontierungen in Europa kommt), ist eine konfessionslose und "spurenlose" Erziehung auch das dem Wohle des Kindes eher entsprechende Mittel der Wahl.
Vergessen wir nicht, daß nur damit eine beliebige spätere Entscheidung möglich ist, bei Konvertierungen hingegen bestehen sowohl von der katholischen, als auch von der islamischen Seite her Vorbehalte, die, streng genommen, nicht auflösbar sind. Auch körperliche Eingriffe, die nicht notwendig sind, können später nicht mehr ohne weiteres ungeschehen gemacht werden und die Betroffenen ein Leben lang unter Rechtfertigungsdruck setzen - alles Probleme, die man nicht ohne Not heraufbeschwören muß.

Wer es machen will, soll es tun und dem Kind dann später auch ehrlicherweise sagen, das dies nur geschehen ist, weil ein oder beide Eltern es so bestimmt haben und warum sie genau diese Entscheidung für sein Wohl für besser gehalten haben, das fällt in die gesetzliche Entscheidungsgewalt der Eltern und ist insofern auch nicht anfechtbar - für mich hingegen gibt es keine Frage, daß ich, selbst ein Kind mit einer christlichen Mutter und selbst als formaler Angehöriger einer christlichen Religion, grundsätzlich konfessionslos stellen würde.

Eine weitere Möglichkeit wurde hier übrigens noch gar nicht erwähnt, nämlich die, auf ein Kind zu verzichten, wenn schon zu Beginn extreme Unterschiede in der Meinung bestehen, wie es aufgezogen werden soll - auch dies könnte eine Entscheidung sein, die dem Wohl des Kindes zuträglich ist. :-)