Die Chronik des Geiseldramas
Susanne Osthoff war als erste Deutsche im Irak mehr als drei Wochen in der Hand von Entführern. Die Stationen des Geiseldramas und des Ringens um die Freilassung der 43-Jährigen:
25. November - Auf einer Fahrt von Bagdad in den kurdischen Norden Iraks werden Osthoff und ihr irakischer Fahrer von Unbekannten gestoppt und verschleppt. Weil sie nicht an ihrem Zielort eintreffen und die US-Stellen Hinweise auf eine Geiselnahme melden, wird die deutsche Botschaft in Bagdad aktiv.
26. November - Das Auswärtige Amt in Berlin geht von einer Entführung aus und richtet einen Krisenstab ein. Die Öffentlichkeit und die Familie werden vorerst nicht informiert.
28. November - Dem ARD-Studio in Bagdad wird eine DVD zugespielt. Der Sender sendet die Aufnahmen nicht, sondern stellt sie den deutschen Sicherheitsbehörden zur Auswertung zu Verfügung. Zu sehen sind Osthoff, ihr Fahrer sowie drei vermummte Männer mit Waffen, darunter eine Panzerfaust. Die Täter fordern, Deutschland solle seine Zusammenarbeit mit dem Irak beenden. Ansonsten würden die Geiseln getötet.
29. November - Der Krisenstab entschließt sich, die Familie Osthoff zu informieren. Ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes ruft kurz nach Mitternacht bei Osthoffs Mutter Ingrid Hala an. Um 02.37 Uhr sendet die ARD ein Standbild des Videos und macht damit die Entführung öffentlich. Kurz darauf bestätigt ein Sprecher des Auswärtigen Amtes die Entführung.
30. November - Bundeskanzlerin Angela Merkel geht zu Beginn ihrer ersten Regierungserklärung auf die Entführung ein. Sie kündigt eine harte Linie an. Weder Regierung noch Parlament würden sich dem Druck beugen.
1. Dezember - Der irakische Präsident Dschalal Talabani kündigt an, sich persönlich in das Geiseldrama einzuschalten. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagt, es gebe keinen Kontakt zu den Entführern. Die Mutter und die Schwester der Entführten fordern die Geiselnehmer im arabischen Nachrichtensender Al Dschasira auf, Susanne Osthoff freizulassen.
2. Dezember - Ein erstes Ultimatum der Entführer läuft ab. In Osthoffs Heimatgemeinde Glonn halten etwa 60 Personen eine Mahnwache ab.
4. Dezember - Der Zentralrat der Muslime in Deutschland ruft die geistliche und politische Führung der islamischen Welt auf, sich für die Geisel einzusetzen.
6. Dezember - Die USA entsprechen Merkels Bitte, im Ringen um das Leben der Geisel mit geheimdienstlichen Mitteln zu helfen.
7. Dezember - Altbundeskanzler Gerhard Schröder setzt sich im arabischen Fernsehsender Al Dschasira für Osthoff ein.
13. Dezember - Nach einem Bericht des ZDF hat die Bundesregierung indirekten Kontakt zu den Entführern.
14. Dezember - Vor dem Brandenburger Tor in Berlin versammeln sich 350 Menschen zu einer Mahnwache der Türkischen Gemeinde Deutschlands.
18. Dezember - Steinmeier und die Familie Osthoff geben die Freilassung der 43-Jährigen bekannt.
reuters, 19.12.2005