Hallo zusammen,

ich bin froh, dass es dieses Forum gibt und lese sehr oft darin, bin aber im Schreiben leider sehr faul. [Schüchtern]

Jetzt möchte ich mir einfach mal meine traurige Stimmung von der Seele schreiben, in der Hoffnung, dass es mir dann wieder besser geht.

Ich bin mit meinem Mann seit 11 Jahren zusammen und seit 5 Jahren sind wir nun glücklich verheiratet. Unser 2,5 Jahre alter Sohn ist unser ganzer Stolz. Eigentlich müssten wir alle rundherum glücklich sein.

Wir sind seit 4 Jahren wieder in Deutschland und haben vorher in Tunesien gelebt. Leider muss ich sagen, dass mich so einiges an manchen deutschen Mitbürgern ärgert. Wenn ich sage, dass ich mit einem Tunesier verheiratet bin, dann merke ich schon, wie einige unverständlich reagieren. Manchmal kommen dann schon so Fragen wie: Sind Sie denn dann jetzt Moslem? oder Haben Sie keine Angst, dass Ihr Mann das Kind entführt? Auch meine Familie hat immer wieder mal so komische Bemerkungen parat und meine Mutter hat mir bis heute nicht verziehen, dass ich mit einem Ausländer und dann noch mit einem Araber verheiratet bin. Auch einige meiner Arbeitskollegen reagieren manchmal komisch; deshalb erzähle ich fast nichts mehr privates.

Vorhin in der Mittagspause hatten wir im Nachbarbüro das Gespräch über Ferienwohnungen und Altersruhesitz in Frankreich, Italien oder Spanien. Ich blödes Huhn habe natürlich erzählt, dass wir auf unserem Grundstück bei Hammamet (wir haben vor 2 Jahren 1500 m² in der Region von Hammamet ein Grundstück gekauft) einen Bungalow bauen möchten und diesen dann im Sommer für uns nutzen wollen bzw. die andere Zeit evtl. vermieten. Erst später wollen wir dann mit dem Bau unseres eigentlichen Hauses anfangen und auch erst in 4 Jahren, bevor unser Sohn in die Schule geht, entscheiden, ob wir für immer in Deutschland bleiben oder wieder nach Tunesien zurückgehen. Mein Mann hat sich bis heute nicht richtig in Deutschland eingelebt, da auch sein Diplom als Sprachlehrer hier nicht anerkannt wird und wir mit unserem Restaurant hart ums Überleben kämpfen müssen.

Während des Erzählens hätte ich mich am liebsten auf die Zunge gebissen, denn ich brachte sofort eine Riesendiskussion ins Rollen: Wie kann man nur in Tunesien leben wollen, dazu noch in einem arabischen Land, wo die Frauen unterdrückt werden? Wie kann ich nur das Geld so zum Fenster rausschmeißen? Wir würden nie in so einem Land in einer Ferienwohnung Urlaub machen, wo mann doch schon für 299 € Alles inklusive pro Person in einem 5-Sterne-Hotel bekommt.... usw.

Als ich wieder an meinem Schreibtisch war, konnte ich durch die Wand hindurch hören, wie noch über mich gesprochen wurde.

Meine "lieben" Kollegen betonen dann immer wieder, dass sie jedes Jahr Urlaub in einem anderen Land im 4 oder 5-Sterne-Hotel machen, dass sie sich jetzt wieder ein neues Auto kaufen werden, natürlich nicht so einen popeligen Fiat-Punto, wie ich ihn habe, dass sie eine Eigentumswohnung haben oder gerade ein schickes neues Haus bauen und dass es normal ist, dass eine Frau 3 Jahre zu Hause bleibt, um für ihr Kind dazusein und es nicht so wie ich zu einer Tagesmutter abschiebt (Meine Eltern wohnen 550 km entfernt). Vor allem kritisieren sie auch immer wieder, dass ich meinen Sohn mehrsprachig erziehe und er dadurch mit 2,5 Jahren natürlich nicht den gleichen Wortschatz hat wie andere deutsche Kinder in seinem Alter. [Wütend] [Wütend] [Wütend]

Ich bin nur froh, dass meine Chefin zu mir hält und es auch noch andere nette KollegInnen gibt.

Auch wenn es immer wieder schwer ist, ich stehe dazu, dass ich mit einem Tunesier verheiratet bin und dass ich Tunesien schön finde (habe schließlich da 7 Jahre gelebt und würde auch ganz gern da wieder leben). Jedes Land hat auch seine Schattenseiten, selbst Deutschland.

So, dass musste ich mir einfach mal von der Seele schreiben. Jetzt geht es mir schon wieder viel besser [Ha!]

Liebe Grüße an alle, die hier schreiben oder einfach nur mitlesen.

Zasou