Hmm - wenn ich de Beiträge so lese, dann habe ich manchmal den Eindruck, als ob die Europäer Tunesien gerne so behalten würden, wie es einmal war, und zwar so als eine Art orientalisches Museum, mit wohl auch ganz eigennützigen Motiven.
Aber die Zeit bleibt nicht stehen - die Jugend kleidet sich freizügig? Soll sie doch! Sie hört nicht-arabische Musik? Soll sie doch! Die Menschen verlieren ihre Demut vor den Europäern? Auch das sollen sie! Ich habe alle diese Klagen schon mal gehört, nämlich in den 70ern von meinen Eltern und Großeltern, nur damals hieß es: Sei ruhig, wenn Ältere reden, höre keine Negermusik, ziehe Dir was Anständiges an.
Kolonialismus ist etwas, das auch Touristen auf sanfte Art betreiben können, und das Gefühl dieses Kolonialismus ist es, das vielen Arabern aufstößt. Die wollen nicht als lebendes Inventar einer Urlaubsumgebung dienen, sondern haben ihre eigenen Vorstellungen davon, wie ihre eigene Zukunft aussehen soll - und diese Vorstellung deckt sich leider eben nicht unbedingt mit der vieler Europäer.
Klar - wenn die Europäer sehen, daß das romantische Arabien nicht mehr ist, was es ihrer Meinung nach zu sein hat, dann ziehen sie eben weiter und geben ihr Geld woanders aus, doch genau dies widerspricht doch eigentlich der vorgegebenen "Liebe zu einem Land", die dann nämlich nur die "Liebe zu einem genau definierten momentanen Zustand" gewesen wäre, bar jeder Toleranz gegenüber einer Eigententwicklung. Oder, um es anders zu sagen: Ich liebe Rosen (doch nur dann, wenn sie gerade zu blühen zu beginnen und ich sie nicht anfassen muß).