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Re: Im Irak entführte Susanne Osthoff
#197
19/12/2005 20:05
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taslema
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FREIGELASSENE GEISEL
Auswärtiges Amt plant keine Regressforderung gegen Osthoff
Kaum ist Susanne Osthoff aus ihrer Geiselhaft im Irak freigekommen, kursierten Meldungen über Geldforderungen der Regierung. Die könnten theoretisch erhoben werden - sind aber praktisch unwahrscheinlich.
Hamburg - Das Auswärtige Amt plant nach Informationen von SPIEGEL ONLINE keine Regressforderungen gegen Susanne Osthoff. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte SPIEGEL ONLINE, dass es "keinerlei Überlegungen" für eine Rechnung an Frau Osthoff gebe. "Für uns spielen die Kosten zur Zeit überhaupt keine Rolle", sagte der Sprecher, "im Vordergrund steht die Freude über die Freilassung."
Am Montag kursierten zunächst Gerüchte, wonach Osthoff nun für die im Amt entstandenen Krisen-Kosten zur Kasse gebeten werden könnte. "Wir entscheiden im Einzelfall, ob irgendwelche Kosten erstattet werden müssen", hatte die "Financial Times Deutschland" einen Sprecher des Auswärtigen Amts zitiert.
Doch zu dem Einzelfall Osthoff äußerte sich der Sprecher explizit nicht. Das Ministerium bemühte sich um Klarstellung: Der Nachrichtenagentur AP sagte ein Sprecher des Außenamtes, es gebe gar keine "Kosten, die nachweisbar belegt sind". Es sei gängige Praxis, dass die Arbeit des Krisenstabes und die Mehrarbeit der Botschaft nicht in Rechnung gestellt würden. Allerdings könnten von der aus der Geiselhaft im Irak freigelassenen Archäologin Flugkosten eingefordert werden. Bisher sei aber kein Flug für Osthoff bezahlt worden.
Die Spekulationen um Regressforderungen des Auswärtigen Amtes basieren auf einem theoretischen Gedankenspiel: Nach dem Konsulargesetz kann sich das Auswärtige Amt Hilfsleistungen für Deutsche im Ausland bezahlen lassen. "Der Empfänger ist zum Ersatz der Auslagen verpflichtet", heißt es dort. In der Praxis gibt es aber einen Ermessensspielraum.
Tatsächlich hatte sich der Krisenstab des Auswärtigen Amts und die Botschaft in Bagdad in den vergangenen drei Wochen rund um die Uhr um die Freilassung Osthoffs bemüht.
Ein Ansatzpunkt für die Spekulationen über eine mögliche Rückzahlung war der Fall der auf den Philippinen entführten deutschen Familie Wallert. Damals forderte die Bundesregierung knapp 13.000 D-Mark von der Familie ein - unter anderem für Renate Wallerts Krankenrückflug, Ausgaben für den Kauf und Transport von Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung.
Der Hintergrund des damaligen Entführungsfalls war jedoch anders. Zum einen wurde die in der Geiselhaft schwer erkrankte Renate Wallert mit einer Bundeswehrmaschine nach Hause geflogen. Vor allem aber war es den Beamten im Auswärtigen Amt zu Ohren gekommen, dass die Familie durch Exklusiv-Verträge mit Zeitungen und TV-Sendern erhebliche Geldbeträge eingenommen hatte. Aufgrund dieser Ausgangslage entschied man sich für die Forderung nach einer Zahlung an die deutschen Behörden.
Osthoff will sich abschotten
Abseits der angeblichen Rückzahlung war in Berlin am Montag kaum etwas über Susanne Osthoff zu erfahren. Nach 23 Tagen in der Gewalt irakischer Kidnapper kommt die Ex-Geisel zunächst nicht nach Deutschland. Im Ausland will die Archäologin zunächst einige Tage in Ruhe mit ihrer Tochter verbringen. Die 43-Jährige werde den Irak "in allernächster Zukunft" verlassen, sagte Außenamtssprecher Martin Jäger. Sie wünsche aber vorerst keinen Kontakt mit der Öffentlichkeit und werde deshalb "vermutlich zunächst nicht nach Deutschland zurückkehren".
Aus Diplomatenkreisen war zu hören, dass es Frau Osthoff relativ gut gehe. Nach ihrer Ankunft in der deutschen Botschaft am Sonntagvormittag habe sie nicht geklagt und soll auch nicht besonders mitgenommen gewirkt haben. Allerdings sei sie von der medialen Aufmerksamkeit überrascht gewesen und hätte deshalb gebeten, dass sie zunächst keinen Kontakt zur Öffentlichkeit wolle.
Über ihre Erfahrungen in der Geiselhaft berichtete sie zunächst in einem langen Gespräch dem deutschen Botschafter. Am Montagvormittag telefonierte sie dann auch mit dem Leiter des Krisenstabs. In dem Telefonat bedankte sie sich ausdrücklich für die Hilfe der Bundesregierung.
Das Schicksal des Fahrers der deutschen Archäologin ist noch ungewiss. "Die Entführer haben zugesichert, den Fahrer auf freien Fuß zu setzen", bekräftigte Jäger zwar, fügte aber hinzu: "Er hat sich bislang bei der deutschen Botschaft nicht gemeldet." Die Hintergründe der Entführung sind weiter unklar.
"Es muss ein Deal stattgefunden haben"
Ob Lösegeld gezahlt wurde, ist ebenfalls offen. Experten zufolge ist dies aber wahrscheinlich. "Eigentlich zahlen alle Lösegelder, die Geiseln frei bekommen haben", sagte der Nahostexperte Peter Scholl-Latour heute der Nachrichtenagentur AP. Das Geld könne zum Beispiel über karitative Organisationen im Irak gezahlt worden sein. "Es muss irgendein Deal stattgefunden haben", sagte auch der Terrorismus-Experte Rolf Tophoven. Über den konkreten Fall sprachen beide nicht.
Beide Fachleute vermuten sunnitische Nationalisten oder Kriminelle als Täter. "Bei aller Vorsicht deutet vieles in diese Richtungen", sagte Tophoven. Die Terrorgruppe um den jordanischen Extremisten Abu Mussab al-Sarkawi scheide dagegen aus. Es sei nicht wie üblich ein zweites Video veröffentlicht worden, auf dem die Geisel um ihr Leben flehe.
Geisel an andere Entführergruppe verkauft?
Einem Zeitungsbericht zufolge soll Osthoff während ihrer knapp dreiwöchigen Verschleppung an eine andere Entführergruppe übergeben worden sein. "Wir wissen, dass die Entführer anfangs eine kriminelle Gruppe waren, die nur auf Lösegeld aus war", sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas, der "Mitteldeutschen Zeitung". "Diese erste Gruppe hat Frau Osthoff an eine islamisch orientierte Gruppe 'verkauft'."
Die zweite Gruppe habe dann aber festgestellt, dass Osthoff nichts mit Spionage zu tun habe, und das Interesse an ihr verloren. "So kam es zu der schnellen Freilassung." Elyas berief sich auf eigene Informationsquellen im Irak. "Wir haben Bekannte und Kontaktpersonen, von denen wir Informationen bekommen." Eine offizielle Bestätigung für die Angaben gibt es bislang nicht. Mehrere Beamte mit Kenntnis von dem Geiseldrama sagten zudem, dass sie von dieser Version noch nichts gehört hätten.
Lob fürs Krisenmanagement
Bundeskanzlerin Angela Merkel sei erleichtert über die Freilassung, sagte Regierungssprecher Thomas Steg. Die Kanzlerin habe die hochprofessionelle Arbeit des Krisenstabs im Auswärtigen Amt und seines Leiters, Staatssekretär Klaus Scharioth, ausdrücklich gelobt. Das Krisenmanagement der Bundesregierung wurde auch von CSU-Chef Edmund Stoiber, sowie den Vorsitzenden von FDP und Grünen, Guido Westerwelle und Claudia Roth gelobt.
Zu den Hintergründen der Entführung und der Freilassung wollte sich die Regierung nicht äußern. Das sei "im Interesse aller derjenigen, die geholfen haben, das Problem zu lösen", sagte Innenminister Wolfgang Schäuble. Außenamts-Sprecher Jäger sagte lediglich: "Sowohl die Bundesregierung als auch die deutsche Botschaft hatten etwas mit dieser Freilassung zu tun."
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Re: Im Irak entführte Susanne Osthoff
#198
19/12/2005 20:20
19/12/2005 20:20
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RADIO UND TV IN IRAN Ahmadinedschad verbietet westliche Musik
Irans Präsident Ahmadinedschad bleibt seinem Hardliner-Image treu: Ab sofort darf der staatliche Rundfunk des Landes keine westliche Musik mehr ausstrahlen. Diese sei "dekadent", sagte er.
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Teheran - Per Dekret ist dem staatlichen Rundfunk die Ausstrahlung westlicher Musik nun untersagt. Ab sofort dürften Fernsehen und Radio keine westliche, "dekadente" Musik mehr spielen, ordnete der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad iranischen Medienberichten zufolge an. Vielmehr solle der Akzent auf nationale, traditionelle sowie entspannende Musik gelegt werden. Auch Lieder, die an die Zeit der islamischen Revolution von 1979 erinnerten, seien willkommen, hieß es weiter. Als entspannend gilt im Staatsrundfunk unter anderem die Klaviermusik von Richard Clayderman. In letzter Zeit hatten jedoch auch HipHop und Techno in zahlreiche Musikprogramme Einzug gehalten.
"Gewalt und Dekadenz" sollen dem Dekret zufolge künftig auch von den Bildschirmen verbannt werden. Kulturminister Mohammed Hussein Saffar-Harandi führte aus, "dekadente und dumme" Filme würden ebenso verboten wie solche, die die Religion und die Kultur des Volkes beleidigten, zitierte die Nachrichtenagentur Isna den Minister. Die Restriktionen können viele Iraner aber weiter umgehen: Sie schauen trotz eines Verbots Mitte der neunziger Jahre "unbotmäßige" Sendungen im Satellitenfernsehen.
Ahmadinedschad hatte in den vergangenen Wochen mehrfach durch israel-feindliche Äußerungen Aufsehen erregt. Unter anderem hatte er gesagt, der Staat Israel müsse "von der Landkarte getilgt" werden, hatte den Holocaust geleugnet und die Verlegung Israels nach Kanada oder Europa gefordert.
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Re: Im Irak entführte Susanne Osthoff
#199
22/12/2005 22:27
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Entführung im Irak Susanne Osthoff schildert Details der Geiselhaft - BND-Mitarbeiter brachte Ermittler auf die Spur Von Birgit Svensson, Amman
22. Dezember 2005 Vier Tage nach ihrer Freilassung werden immer mehr Einzelheiten über Verlauf und Ende der Geiselhaft Susanne Osthoffs bekannt. Die 43 Jahre alte deutsche Archäologin wurde demnach nahe einer Tankstelle im Norden Bagdads auf ihrem Weg nach Arbil im Nordirak entführt.
Ihr Fahrer Chalid al Schimani fuhr von der Hauptstraße, die nach Kirkuk führt, in eine Seitenstraße und hielt an. Dann ging nach den Schilderungen Susanne Osthoffs alles sehr schnell. Die Beifahrertür wurde aufgerissen, Susanne Osthoff herausgezerrt, ihre Augen wurden verbunden. In einem Kofferraum wurde sie abtransportiert. Als sie wieder sehen konnte, befand sie sich in einem weiß getünchten Raum. Nach einiger Zeit wurde Frau Osthoff in ein neues Versteck gebracht.
„Fahrer war ein Komplize”
Mehr als drei Wochen verharrte die deutsche Archäologin offenbar im Großraum Bagdad in Geiselhaft, bevor sie durch zwei Mittelsmänner am vergangenen Sonntag nachmittag zur deutschen Botschaft im Westen Bagdads gebracht wurde. Der Fahrer der Archäologin war laut den Schilderungen offenbar in die Entführung verwickelt. Nach seiner eigenen „Freilassung” hat er sich bislang weder bei irakischen noch bei deutschen Behörden gemeldet.
Chalid al Schimani hatte demnach Kontakt zum Stamm der Duleimi, die Verbindungen zu sunnitischen Aufständischen im Irak haben. Frau Osthoff soll entführt worden sein, weil sie für eine Spionin gehalten wurde. Nachdem den Entführern klargemacht worden sei, daß Frau Osthoff „unschuldig” sei, seien die Entführer zu Verhandlungen bereit gewesen. Einer Verwicklung in die Entführung verdächtig ist außerdem ein Bagdader Scheich namens Dschamal al Duleimi, der Frau Osthoff Wagen und Fahrer für die Reise am 25. November nach Arbil vermittelt haben soll, während derer sie dann entführt wurde. Später soll er sich der Scheich als Vermittler angeboten haben.
Wichtige Lebenszeichen
Zwei Kontakte hätten den Ermittlern Lebenszeichen gebracht, hieß es am Donnerstag in Berichten aus Bagdad und Berlin: ein Araber, der sich nur telefonisch gemeldet habe, und ein Scheich namens Chut, über den die Freilassung am Ende zustande gekommen sei. Indem Fragen über Frau Osthoffs Privatleben korrekt beantwortet wurden, habe man deren Identität feststellen können. Auf die Spur Susanne Osthoffs brachte die Ermittler aber ein Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes.
Durch private Kontakte zu den Mitarbeitern des BND im Irak hatte Susanne Osthoff Mitglieder des Duleimi-Stammes kennengelernt, die ihr Geleitschutz anboten. Der Fahrer al Schimani wurde ihr durch einen Scheich des Stammes, offenbar Dschamal al Duleimi, empfohlen. Sie wähnte sich sicher. Doch der Vermittler hatte andere Absichten. Er verriet die Deutsche an eine Bande, die angeblich auch einen Duleimi in ihren Reihen hat und finanzielle Mittel für die Aufständischen besorgt, die zum großen Teil aus Sunniten bestehen und zur Machtelite im Saddam-Regime gehörte.
Einflußreicher Duleimi-Stamm
Zu den einflußreichen Duleimi gehört unter anderem Adnan al Duleimi. Er ist Vorsitzender des Allgemeinen Rates für das irakische Volk, der mit einigen anderen Sunnitenparteien die „Konsensfront” für die Zukunft Iraks bildet. Die Allianz mit der Nummer 618 auf dem Wahlzettel für die Parlamentswahlen am 15. Dezember liegt nach ersten Teilergebnissen in vier Provinzen Iraks vorn in der Wählergunst.
Ein anderer Duleimi macht derzeit ebenfalls von sich reden. Khalil al Duleimi ist der Verteidiger Saddam Husseins. Der Anwalt stammt aus Falludscha und genießt das Vertrauen der Familie des ehemaligen Diktators. Wieder andere aus dem Stamm waren hohe Offiziere in der irakischen Armee oder Regierungsbeamte; sie zählten zum sunnitischen Establishment. Der Duleimi-Stamm ist der mächtigste im Zentrum des Landes.
Ein lebensrettendes Papier?
Viele Menschen wurden bereits auf dem Weg von Bagdad nach Nordosten entführt oder ausgeraubt. Die Strecke führt an Falludscha und Ramadi vorbei und gilt als „Ali-Baba-Land”. Der Duleimi-Stamm hat seinen Hauptsitz in Ramadi. Auch die Straße nach Kirkuk, wohin Susanne Osthoff unterwegs war, führt durch Duleimi-Land. Vor ihrer Abfahrt aus Bagdad in den Norden brachte die deutsche Archäologin in Begleitung eines Mitarbeiters des BND das für ihr Projekt in Mossul ausgezahlte Geld noch zur Bank. Sie gab ihm einen Zettel mit dem Namen des Fahrers und der Autonummer und verschwand.
Erst als das Video ihrer Entführung drei Tage später auftauchte, erinnerte sich der BND-Mitarbeiter an das Papier. Die Suche nach Susanne Osthoff begann. Unzählige Hinweise gingen bei der deutschen Botschaft in Bagdad ein, unzählige Vermittler boten sich an - unter anderen ein Scheich des Duleimi-Clans, der sofort Geld verlangte. Ermittler des Bundeskriminalamtes vermuten, daß es sich dabei um dieselbe Person handelt, die den Fahrer vermittelt hatte. Die Zahlung wurde abgelehnt, der Scheich ist seitdem verschwunden. Übergangspräsident Tschalal Talabani schaltete sich daraufhin ein und Vizepräsident Ghasi Jawar.
Deutsch-irakischer Club in Bagdad
Susanne Osthoff wurde währenddessen abermals in ein neues Quartier gebracht. Sie war nun in der Obhut der Duleimis. Auch der Vorsitzende des deutsch-irakischen Clubs, Abdulhalim al Hijjaj, bemühte sich nun um Vermittlung. Der Verein besteht aus Akademikern, die zumeist in den siebziger und achtziger Jahren in Deutschland studiert oder promoviert haben. Etwa 70 Mitglieder zählt er heute und entstand nach dem Sturz Saddam Husseins. Die ersten Treffen wurden in der deutschen Botschaft im Bagdader Stadtviertel Mansour abgehalten. Danach bezog der Club ein Büro im ehemaligen Botschaftsgebäude im Stadtteil Karrada. Nach der notdürftigen Wiederherrichtung wurden Deutschkurse angeboten, erste Wirtschaftskontakte geknüpft. In der Zwischenzeit hat der Club eine kleine Villa im Westen Bagdads bezogen, nicht weit vom jetzigen Botschaftsgebäude entfernt.
Die Kontakte der Clubmitglieder erwiesen sich als erfolgversprechend, die Verhandlungen mit den Duleimi-Stammesangehörigen kamen zügig in Gang. Am 22. Tag ihrer Gefangenschaft erreichte die Botschaft die Nachricht, Susanne Osthoff werde bald freigelassen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt mit mehrmaligem Fahrzeugwechsel brachten zwei Tage später ein Scheich des Duleimi-Stammes und der Vorsitzende des deutsch-irakischen Clubs die 43 Jahre alte Archäologin unversehrt und in gutem körperlichen Zustand nach Mansour zur deutschen Botschaft.
Entgegen allen Vermutungen wurde Susanne Osthoff während ihrer gesamten Gefangenschaft in Bagdad festgehalten, nur wenige Kilometer von der deutschen Botschaft entfernt, von wo aus sie am Tag ihrer Entführung die Reise angetreten hatte. Nach jüngsten Bekundungen der Archäologin will sie ihr Projekt in Mossul weiterhin bearbeiten. Sei befindet sich jetzt an einem geheimgehaltenen Ort außerhalb des Iraks mit ihrer Tochter.
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Re: Im Irak entführte Susanne Osthoff
#201
26/12/2005 13:02
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SUSANNE OSTHOFF UND DIE MEDIEN
Die Undankbare
Von Henryk M. Broder
Die Befreiung Susanne Osthoffs aus der Geiselhaft im Irak wäre eine wonnige Weihnachtsgeschichte gewesen. Doch leider verhält sich die Muslima aus dem bayerischen Glonn nicht, wie es der öffentliche Opferrollen-Konsens vorschreibt. Mediale Enttäuschung macht sich breit.
Jede Performance hat ihre Regeln. Die junge Frau, die zur Miss World erklärt wird, muss überrascht die Hände vors Gesicht schlagen, anfangen zu weinen, und so tun, als habe sie an dem Wettbewerb nur teilgenommen, weil sie als Kind eine Zahnspange tragen musste. Kaum hat man ihr die Krone aufgesetzt, verspricht sie, sich für mehr Gerechtigkeit in der Welt einzusetzen.
DPA Archäologin Osthoff (2003): Allen das Weihnachtsfest verdorben Der Bambi-Gewinner muss seinen Eltern danken, die ihn zu dem gemacht haben, was er ist, dann alle seine Freunde namentlich aufzählen und schließlich das kleine Reh in seiner Hand mit großen Augen minutenlang dankbar anschauen, bis alle Fotografen zum Schuss gekommen sind. Der Nobelpreisträger muss in seiner Dankesrede erzählen, dass er ein schlechter Schüler war, vor allem in dem Fach, für das er soeben den Preis bekommen hat, und behaupten, der Kollege XY an der Soundso-Universität habe die Auszeichnung viel mehr verdient, aber leider nicht bekommen.
Auch für Geiselnahmen und Geiselbefreiungen gibt es ein festes Ritual, an das sich alle Beteiligten halten. Die Regierung verspricht, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um das Leben der Geisel zu retten, bittet aber zugleich um Verständnis dafür, dass sie keine konkreten Angaben zu ihrer Aktivität machen möchte, um das Leben der Geisel nicht zu gefährden. Dafür haben alle Verständnis, und deswegen verlegt sich die Berichterstattung auf die zweite und dritte Ebene.
Die Eltern der Geiseln werden besucht. Geben die nicht genug her, kommen die Nachbarn dran oder Bekannte der Nachbarn oder ehemalige Schulkameraden oder der Zeitungshändler, bei dem die Geisel immer ihre Zeitung gekauft hat.
So war es auch im Fall von Susanne Osthoff. Ihre Mutter, ihr Bruder und ihre Schwester im bayerischen Glonn, wohin sich sonst nicht einmal ein Reporter von "Brisant" verirrt, wurden durch die Hall of Fame des Schicksals gejagt, wobei man beobachten konnte, dass sie von Tag zu Tag routinierter auftraten. Am Anfang noch scheu und unbeholfen, agierten sie am Ende recht souverän und entspannt, als wäre keine Kamera im Raum, die sie ständig beobachtete.
So weit war alles business as usual. Aber dann kippte die Geschichte, denn die Hauptperson, jene zuerst entführte und dann freigelassene Archäologin Susanne Osthoff, weigerte sich, ihre Rolle zu spielen. Nichts war mehr as usual. Von einer Geisel, die eben mit viel Aufwand und wohl auch Geld befreit wurde, wird erwartet, dass sie mit ihren Befreiern kooperiert, so wie sie vorher mit ihren Entführern kooperiert hat.
Sie muss sich umgehend ausfliegen lassen, weil sie es gefälligst gar nicht abwarten kann, ihre Familie wieder zu sehen.
Bei der Ankunft auf dem Flughafen darf sie die Gangway nicht zu langsam runtergehen, weil ja die Angehörigen schon darauf brennen, sie in die Arme zu schließen, aber auch nicht zu schnell, denn sie ist ja von den Strapazen erschöpft.
Dann muss sie sagen, dass sie in der Gefangenschaft die ganze Zeit an ihre Familie gedacht und nie die Hoffnung verloren hat, dass die ganze Sache gut ausgehen würde.
Nachdem sie sich bei allen, die an ihrer Befreiung beteiligt waren, artig bedankt hat, erklärt sie mit Nachdruck, dass sie von ihren Entführern eigentlich immer gut behandelt wurde.
Nach einer Zeit der Erholung im Kreise der Angehörigen geht's dann ab in die Talkshows. So lange, bis ein Verlag mit einem guten Angebot für ein Buch rüberkommt. Titel: "Ich war eine Geisel!"
Doch Susanne Osthoff brach mit all diesen Regeln, bedankte sich nur kurz und schmerzlos und bat darum, in Ruhe gelassen zu werden.
FORUM Muss sich eine befreite Geisel der Öffentlichkeit stellen?
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314 Beiträge, Neuester: Heute 9.28 Uhr von Mischa Dreesbach Das war nicht nett. Und man merkte es dem Sprecher des Auswärtigen Amtes an, dass er enttäuscht war - ebenso wie ihre Familie in Glonn und ein großer Teil der deutschen Öffentlichkeit.
Susanne Osthoff hatte allen das Weihnachtsfest verdorben. Sie wäre das Geschenk gewesen, das man nicht mit Geld kaufen kann, die Gute-Nacht-Geschichte mit Happy End in einer Welt der Katastrophen und Grausamkeiten.
Und weil daraus nichts wurde, wird "unsere Geisel" jetzt runtergeschrieben: Sie sei "eine anstrengende Frau mit konfliktreichem Leben", schrieb gestern so manches Blatt. Besonders trägt man ihr nach, "dass sie um der eigenen Selbstverwirklichung willen ihre Tochter in einem deutschen Internat abgab" und ihrer Familie untersagte, "Kontakt mit dem Kind zu halten".
Das sind schwere Sünden gegen den familiären Geist. Sie runden das Bild einer Frau ab, die statt Kassiererin bei Aldi zu werden, in die Welt zog, den Umgang mit ihrer Familie einstellte, zum Islam konvertierte und einen Muslim heiratete. So etwas macht man nicht, wenn man aus Glonn in Bayern kommt, so weit darf die Begeisterung für das Multikulturelle nicht gehen.
Und wenn man es doch gemacht hat und dann ausgerechnet von jenen entführt wird, denen man sich zugesellt hat, dann muss man Reue und Einsicht zeigen und um Wiederaufnahme in den Schoß der Familie bitten.
So verwandelt sich die Heldin über Nacht in eine undankbare Nervensäge. Sogar ihr eigener Bruder hämt, sie habe "wahrscheinlich auf ihre Entführer so lange eingeredet, bis sie sie rausgeschmissen haben". Und wenn es tatsächlich so gewesen wäre? Dann müsste man Susanne Osthoff zu ihrem Geschick gratulieren. Das hat bis jetzt noch kein Entführter geschafft!
Stattdessen wird nachgerechnet, was die Befreiung gekostet hat, wobei zugleich versichert wird, es sei kein Lösegeld bezahlt worden. Und es melden sich allerlei Trittbrettfahrer und Wichtigtuer zu Wort, die mehr wissen, als sie wissen können: Dass Frau Osthoff angeblich zuerst von einer "kriminellen Gruppe" entführt und dann an eine "islamisch orientierte Gruppe" weiter gereicht beziehungsweise verkauft wurde.
Derart wird praktisch zwischen "bösen" und "guten" Entführern differenziert, denn auch bei Entführungen kommt es natürlich entscheidend auf das Motiv an. Susanne Osthoff wird Weihnachten nicht mit ihrer Familie verbringen. Sie wird überhaupt nicht Weihnachten feiern. So etwas machen Muslime nicht. Auch nicht, wenn sie Verwandte in Bayern haben.
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Re: Im Irak entführte Susanne Osthoff
#204
26/12/2005 18:10
26/12/2005 18:10
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taslema
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Basel
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Ein Fall, zwei Seiten "Welt am Sonntag"-Autor Bruno Schirra traf in Amman zwei Geheimdienst- mitarbeiter, die an der Befreiung Susanne Osthoffs mitgewirkt haben. Ihre Aussagen unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Ein Bericht Susanne Osthoff Foto: AP "Stille Nacht, Heilige Nacht", so tönt es dezent und stilgerecht auf deutsch. Doch die friedliche Botschaft hindert den Sicherheitsbeamten nicht, während die Musik spielt, einen Mord zu begehen. Zugegebenermaßen nur einen Rufmord - was die Sache allerdings nicht einfacher macht. Es ist der frühe Morgen des 23. Dezember, einen Tag vor dem Heiligen Abend. Und einer aus der Riege der Deutschen, die seit Wochen aus der jordanischen Etappe heraus bemüht waren, alles zu tun, um das Leben einer Frau zu retten, gibt jetzt sein Bestes, ausgerechnet dieses endgültig zu ruinieren.
Er sitzt in einer Ecke der Lobby des "Hotel Intercontinental" im jordanischen Amman und rät dem Reporter: "Gehen Sie mit Ihrem Computer online heute nacht. Wenn Sie sich über die Hintergründe informieren wollen." Und lächelt, sehr fein.
Dann führt er an, was anderntags im "Spiegel" zitiert werden wird: "Es ist eine Plage mit ihr." Und Frau Osthoff "möge doch bitte nach Alaska gehen oder sonstwohin, nur nie wieder nach Bagdad". Er lehnt sich zurück und fragt nach den "Millionen, die dieser Selbstverwirklichungstrip den Steuerzahler gekostet hat". Er nennt den genauen Preis, den Deutschland gezahlt hat. Aufschreiben darf man ihn nicht, aus Angst, Nachahmern damit Informationen zu liefern.
Susanne Osthoff lebt. Sie ist frei. Diese frohe Botschaft hätte die Weihnachtsnachricht dieses Jahres sein können, doch schon wird mit eiligster Beflissenheit gestreut, was das Leben der Frau, die - unverschuldet - 23 Tage lang als Geisel in Lagerhaft hat überleben müssen, künftig ruinieren wird. Naiv sei sie gewesen, unverantwortlich. Zudem habe sie nicht mehr zur Solidargemeinschaft der Deutschen gehört, habe sich, da zur Muslima geworden, quasi selbst ausgebürgert.
Der Beamte, der von sich sagt, er sei südlich von München beheimatet, und damit die Zentrale des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Pullach meint, geht in dieser Nacht in der weihnachtlich geschmückten Lobby in Amman noch ein Stück weiter und füttert den Reporter damit, was in Zeitungen schon in der Nacht und anderntags als Verdachtsberichterstattung zu lesen sein wird. Sie habe "Kontakte gehabt". Solche der unanständigen Art. Susanne Osthoff sei schließlich entführt worden, weil sie für eine Spionin gehalten worden sei.
"Für wen sie gearbeitet hat?" Der Mann neigt den Kopf zur Seite, schaut sich angestrengt das Lebkuchenhaus an. "Lesen Sie keine Zeitungen?" fragt er. "Sie ist abgegriffen worden, weil man geglaubt hat, daß sie abgeschöpft worden ist." Selbstverliebt hängt er dem eigenen Wortspiel nach und legt beflissen nahe, daß, wer als westlicher Ausländer im Irak unterwegs ist, ja nicht wissen könne, "mit wem er redet". Eine Informantin ohne böse Absicht also soll Osthoff gewesen sein.
Susanne Osthoff lebt. Ist weg aus dem Irak und sucht jetzt Ruhe. Fernab wohlfeiler Bedürfnisse der westlichen Medienwelt. Wer sich dieser Tage in Amman und im Irak auf Spurensuche nach ihr und all den Umständen, die ihr Leben auseinandergerissen haben, begibt, der kann auch anderes hören als die harten Worte aus dem Munde des Deutschen.
Sachlicheres. Informationen von den Menschen, die viel näher dran waren an der Befreiung. Einer, der seinen Schreibtisch beim GID hat, dem jordanischen Geheimdienst, weist Spekulationen, Osthoff sei eine Spionin gewesen, zurück: "Die Frau ist sauber, und ist es immer gewesen." Der Mann ist wütend. Darüber, daß als Faktum kolportiert würde, daß der Fahrer von Susanne Osthoff verdächtigt wird, Komplize der Entführer gewesen zu sein. Darüber, daß "Scheich Dschamali vom Stamm der Duleimi der Drahtzieher hinter ihrer Entführung sein soll". Darüber, daß über all dies "in Deutschland als Tatsachenbehauptung berichtet wird".
Der Ärger, mit dem er sich darüber ausläßt, bricht sich bahn. Er gibt Namen, Dienstrang und Dienststellen deutscher Beamter preis, mit denen er und seine Kollegen, wie er behauptet, engen Kontakt gehabt hatten. Während der Zeit der Verhandlungen. Beamte des Bundeskriminalamts (BKA), des BND und deutsche Diplomaten, die eigens aus Berlin eingeflogen wurden, seien dies gewesen. Jordanische Dienste waren eine der Anlaufstellen für die deutschen Kollegen. Hier holten sie sich Hintergrundwissen ab.
Der Duleimi-Stamm, dem der verdächtigte Scheich Dschamali angehören soll, ist nicht nur im Irak, sondern auch in Jordanien ansässig. Er war eine der Machtstützen von Saddams Regime. Viele Angehörige von Saddams Terrorstaat sind Angehörige dieses Stammes und heute im Entführungsgeschäft aktiv. Auf mehr aber als auf diesen Zusammenhang stütze sich der Verdacht gegen den Scheich nicht.
Deutschen Zeitungsberichten zufolge soll Dschamali Osthoff den Fahrer vermittelt haben, mit dem sie am 25. November von Bagdad zu einer Reise in den Norden Iraks aufgebrochen war. Bereits beim Verlassen der Stadt sei der Mann auffällig langsam gefahren und dann in einen Seitenweg abgebogen, wo Osthoff von Bewaffneten aus dem Auto gezerrt worden sei.
Der jordanische Geheimdienstmann hält nicht viel von dieser Version. Er zählt die Namen der deutschen Beamten auf, die seit Jahr und Tag auf "Dienstreisen in den Ländern der Region" unterwegs gewesen seien und es besser wissen müßten.
Warum macht er das? "Wegen einer gewissen Verlogenheit von eurer Seite", meint er kühl. "Ihr habt in diesem Fall eine Menge Geld bezahlt. Und selbstverständlich werdet ihr auch den politischen Preis zahlen. Und stellt euch dennoch als das ewig gute Weltgewissen dar", sagt er. "Gleichzeitig gebt ihr zwei Leute, den Fahrer von Susanne Osthoff und Scheich Dschamali, den Mann, dessen Gastfreundschaft sie genossen hat, zum Abschuß frei. Ohne Beweise. Über eure Medien."
Die Zahlung von Berlin an die Entführer sei über eine dritte Partei gelaufen, vergleichbar mit der Zahlung bei der Entführung der Wallerts aus Göttingen, als Libyens Staatschef Mohammed Gaddafi das Geld weiterleitete.
Das Gerücht eines politischen Preises hat das Auswärtige Amt selbst in die Welt gesetzt. Dafür hat das heftige Dementi gesorgt, wonach die Freilassung des libanesischen Hisbolla-Terroristen Mohammad Ali Hammadi Anfang der Woche nichts mit der Befreiung Osthoffs zu tun habe. In Amman hat man aber wenig Zweifel, daß das genaue Gegenteil wahr ist.
Der Grund, warum beide, Susanne Osthoffs Fahrer und der Scheich, sich bis zum heutigen Tag nicht gemeldet hätten, so erklärt der Geheimdienstler dann, sei einfacher. "Sie sind jetzt schon wegen des Verdachts gegen sie so gut wie tot. Egal ob sie etwas mit der Entführung zu tun hatten oder nicht."
Artikel erschienen am 25. Dezember 2005
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Re: Im Irak entführte Susanne Osthoff
#205
26/12/2005 19:43
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Quelle: ARD
Interview mit Fernsehsender Al Dschasira Susanne Osthoff will in den Irak zurück
Die vor gut einer Woche aus der Geiselhaft entlassene Deutsche Susanne Osthoff lässt keinen Zweifel daran, dass sie in den Irak zurückkehren will. Sie werde dort ihre Arbeit als Archäologin fortsetzten, sagte sie in einem Interview des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira. Einen genauen Zeitpunkt nannte die 43-Jährige in ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit ihrer Freilassung nicht.
Steinmeier: Kein Verständnis Außenminister Frank-Walter Steinmeier wandte sich mit eindringlichen Worten an Osthoff, ihre Pläne nicht wahrzumachen. Steinmeier erklärte in Berlin: "Ich appelliere an Frau Osthoff, von ihren Plänen, in den Irak zurückzukehren, Abstand zu nehmen." Er fügte hinzu: "Nach intensiven Anstrengungen vieler Beteiliger über drei Wochen, die schließlich zu ihrer Freilassung führten, hätte ich wenig Verständnis, wenn Frau Osthoff sich erneut in eine Gefahrensituation begeben würde."
Bereits am Samstag hatte das Auswärtige Amt einen Zeitungsbericht bestätigt, wonach Osthoff unmissverständlich aufgefordert worden sei, nicht in das Land ihrer Entführung zurückzukehren. Allerdings sei Osthoff eine freie Person, betonte der Sprecher. Vermutlich in Jordanien Die aus dem bayerischen Ort Glonn stammende Archäologin war Ende November im Irak verschleppt worden und am Sonntag vor einer Woche freigekommen. Derzeit hält sie sich vermutlich in einem anderen arabischen Land auf. Unbestätigten Berichten zufolge soll sie in Jordanien sein. Osthoff sagte, sie sei von ihren Entführern gut behandelt worden, insbesondere nachdem sie mit ihnen darüber diskutiert habe, dass sich Deutschland nicht am Krieg im Irak beteiligt hat. "Als ich Arabisch mit ihnen gesprochen habe, erkannten sie, dass ich nicht ihr Feind war und sie mich der Botschaft übergeben müssen." "Leben mit Entführern besser als an vielen Orten" Während des Al-Dschasira-Interviews, zu dem sie im Nadelstreifen-Blaser und schwarzem Kopftuch erschienen war, antwortete sie auf Englisch auf die auf Arabisch gestellten Fragen. Zum Verlauf der Entfürhrung sagte sie, dass die Entführer sie an einen "sichereren und sauberen Ort" gebracht. "Das Leben mit ihnen (den Entführern) war besser, als an vielen Orten, die ich besucht habe." Die Kidnapper hätten dennoch Nutzen aus ihrer Entführung ziehen wollen. Sie hätten ihr gesagt, sie wollten kein Lösegeld, aber humanitäre Hilfe von Deutschland. Damit wollten sie Schulen und Krankenhäuser im so genannten sunnitischen Dreieck nord-westlich von Bagdad bauen. "Ich hatte Glück, weil sie keine Kriminellen waren, die Geld wollten", sagte Osthoff. Die Bundesregierung hatte zuvor angekündigt, im Irak keine Projekte mehr zu unterstützen, die mit einem Aufenthalt Osthoffs in dem Land verbunden wären. Osthoffs Projekt, in der nordirakischen Stadt Arbil ein deutsches Kulturzentrum aufzubauen, sei jetzt vom Tisch. Auch die vom Auswärigten Amt mit 40.000 Euro geförderte Sanierung einer Karawanserei in Mossul solle nicht mehr fortgeführt werden. Fahrer verdächtigt Die genauen Umstände der Entführung Osthoffs sind immer noch unklar. Im Verdacht der Komplizenschaft steht nach wie vor Osthoffs irakischer Fahrer Chalid al Schimani. Zunächst war man davon ausgegangen, dass er ebenfalls entführt worden war. Es mehrten sich jedoch die Hinweise, dass er an der Tat beteiligt gewesen sein könnte. Der Mann ist bislang verschollen. Osthoff hielt sich seit mehreren Jahren im Irak auf und engagierte sich für den Erhalt von Kulturstätten. Während des Krieges 2003 brachte sie in Deutschland gesammelte Medikamente in das Land. Bis vor einigen Jahren war Osthoff mit einem Iraker verheiratet.
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