Guten Abend an alle Mitglieder und Gäste,

mit Verblüffung muss ich feststellen, dass sich die Massen in Deutschland noch immer nicht auf die Strassen bewegen um Solidarität für Susanne Osthoff zu bekunden.
Ich habe in Berlin auf einen Aufruf eines Vereins oder eines Rates etc. gewartet.

Susanne Osthoff wurde bereits am 25. November im Irak entführt.

Warum schweigen die Massen immer noch ?

Am letzten Samstag fand nach einem Aufruf der Ausländerbehörde in Offenbach am Main eine Demonstration mit ca. 100 Teilnehmern statt.

Wann werden weitere und besonders bedeutend gössere Demonstrationen und Mahnwachen abgehalten ???


Demonstration in Offenbach am Main vom 03.12.05

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Entschuldigt bitte die vielen Zeilen:

Noch ein Artikel von der "Zeit":

entführung

---- WER HILFT DER HELFERIN ? ------------------

Susanne Osthoff riskierte ihr Leben für die Menschen im Irak. Die deutsche Regierung will ihren Entführern nicht nachgeben

Von Matthias Geis und Florian Klenk

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Es ist die erste Entführung einer deutschen Staatsbürgerin im Irak. Und es ist Angela Merkels erster Krisenfall als Kanzlerin. Ein merkwürdiges Zusammentreffen. Fast könnte man es für mehr halten als einen tragischen Zufall. Eine terroristische Warnung an die neue Bundesregierung vielleicht, deren erklärtes Ziel es ist, nach dem Zerwürfnis um den Irak-Krieg das deutsch-amerikanische Verhältnis zu normalisieren?

Am Tag vor ihrer ersten Regierungserklärung bleibt der Bundeskanzlerin kaum mehr, als die Entführung der deutschen Helferin Susanne Osthoff und ihres Fahrers zu verurteilen und einen eindringlichen Appell an die Täter zu richten, ihre Opfer freizugeben. »Alle Bemühungen der Bundesregierung« seien darauf gerichtet, das Leben der Betroffenen zu schützen.

Ähnlich klingt es aus Washington, wo Außenminister Frank-Walter Steinmeier seinen Antrittsbesuch absolviert: »Oberste Priorität« habe die körperliche Unversehrtheit der Entführten. Oberste Priorität? – Wenn es darum geht, die fieberhaften Bemühungen der deutschen Seite um Susanne Osthoffs Freiheit zu charakterisieren, mag diese Formulierung angemessen sein. Im strengen Wortsinn ist sie es nicht. Denn auch die neue Bundesregierung wird sich nicht politisch erpressen lassen. »Oberste Priorität« hat – spätestens seit der Schleyer-Entführung von 1977 – die Maxime, politischen Erpressern nicht nachzugeben.
»Wenn man hier einen Fehler macht, ist man futsch. Wer die Nerven verliert, ist tot«, so hat Susanne Osthoff selbst die Todesgefahren im Irak eingeschätzt. Sie hat starke Nerven. Vielleicht zu starke. Vielleicht war sie auch leichtsinnig. Schon im Sommer wurde sie in der irakischen Stadt Mossul von US-Soldaten in Sicherheit gebracht, weil das Gerücht ging, Geiselnehmer aus dem Umfeld des Terrorpaten Abu Musab al-Sarqawi seien hinter ihr her. Nun gibt es von ihr nur noch dieses grausame Standbild. Da kniet die Oberbayrin mit verbundenen Augen vor vermummten Islamisten, die sie mit einer Panzerfaust bedrohen.

Für Iraker sind solche Entführungen längst Alltag. Westliche Medien berichten über Entführungen gewöhnlich nur, wenn es einen Ausländer trifft. Susanne Osthoff ist eine dieser rund 200 ausländischen Geiseln, die seit dem Ausbruch des Krieges entführt wurden. 35 von ihnen wurden ermordet.

Susanne Osthoff, 43, Archäologin, Unternehmensberaterin, Mutter einer elfjährigen Tochter, geschiedene Frau eines jordanischen Arabers, bezeichnet sich als »gemäßigte Muslimin«, als eine, die auch Bier trinkt. Nein, sie wollte nicht »bei Aldi an der Kasse arbeiten«, wie ihr das die Familie angeblich nahe gelegt hatte. Schon früh zog es die Frau als Reiseleiterin nach Syrien, Jordanien, Tunesien, aber auch in den Irak. Sie lernte Arabisch, »eine Lebensaufgabe«, wie sie sagte, und sie war stolz auf ihre »Vertrautheit mit der arabischen Gesellschaft«.
Als Kind schon verschlang Osthoff die Geschichten des Alten Testaments. »Ich wollte unbedingt an alle diese Orte«, erzählte sie. Osthoff buddelte im Sand, legte sumerische Städte im Irak buchstäblich mit Pinzette und Pinsel frei. Sie wollte alte osmanische Karawansereien zu Kulturzentren ausbauen, den Frauen helfen, Schulen und »Begegnungsstätten« zu schaffen, sie baute Kontakte zu arabischen Intellektuellen auf. Vor allem aber kämpfte Susanne Osthoff um das Überleben der vom Krieg geschundenen Iraker und riskierte dabei bewusst ihr Leben.
Im Frühjahr 2003, nach Ausbruch des Irak-Krieges, holperte sie als eine der Ersten mit einem Lastwagen voll Medikamenten, Verbandsmaterial, Schmerzmitteln und chirurgischem Besteck über Beduinenschleichwege nach Bagdad. Auf ihrem Weg beschrieb sie dabei den Medien mit kernigem bayrischem Akzent am Satellitentelefon auch die andere Seite des Krieges, berichtete von Burschen, die mit abgerissenen Armen einfach dasaßen und keine Schmerzmittel hatten.

Als »Held ohne Geld« wurde sie von der Süddeutschen Zeitung mit dem Tassilo Preis für Zivilcourage ausgezeichnet und vom Schauspieler Ottfried Fischer mit einer Laudatio bedacht. Sie wollte dem »Westen« ihr Bild des Iraks liefern, von den »hochgebildeten und sensitiven Menschen« erzählen und klar machen, dass hier »nicht nur Verbrecher« leben. Hilfsorganisationen staunen noch heute über Osthoffs Mut. Susanne Haaker vom deutschen Medikamentenhilfswerk action medeor erzählt voller Bewunderung, wie sich Osthoff als Beduine verkleidete, um an Grenzschützern und Soldaten vorbeizukommen. »Sie war so stolz, dass sie sich gegenüber Behörden immer durchgesetzt hat. Sie war hartnäckig.«
Wieso wird eine wie sie entführt? Was wollen die Geiselnehmer erreichen? Aus dem Krisenstab im Auswärtigen Amt ist am Dienstag nicht einmal zu erfahren, ob die Entführung einen politischen Hintergrund hat oder ob es nur um Geld geht. Das Video, das im ARD-Büro in Bagdad abgegeben wurde und in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung abzubrechen, deutet indes klar auf eine politisch motivierte Entführung hin. Zwar hatte die rot-grüne Bundesregierung die Beteiligung Deutschlands am Irak-Krieg abgelehnt und im Zuge dieser Weigerung sogar die deutsch-amerikanischen Beziehungen aufs Spiel gesetzt. Jedoch hatte sich Berlin im Gegenzug bereit erklärt, sich an der Stabilisierung des Nachkriegs-Iraks zu beteiligen. Die deutsche Wiederaufbauhilfe für den Irak beträgt derzeit 200 Millionen Euro. Der Schwerpunkt der Hilfsleistungen liegt in der Ausbildung von irakischen Sicherheitskräften. Sie findet aus politischen wie aus Sicherheitsgründen nicht im Irak statt, sondern in den Vereinigten Arabischen Emiraten. 450 Polizisten, darunter 30 Personenschützer, bildeten deutsche Experten in den vergangenen zwei Jahren dort aus. Ebenfalls in den Emiraten wurden mit Unterstützung der Bundeswehr 250 irakische Soldaten trainiert. Darüber hinaus stellt die Bundesrepublik Material für den Wiederaufbau bereit: Lastwagen, schweres Gerät für den Brückenbau, Krankenwagen und ein Lazarett.

Das alles könnten die Entführer meinen, wenn sie ein Ende der Hilfe zur Voraussetzung einer Freilassung von Susanne Osthoff erklären. Doch auf diese Bedingung, so viel scheint sicher, wird sich die neue Bundesregierung nicht einlassen.