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Re: Beschneidung #169899
22/12/2005 22:53
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Die Ära der Unwissenheit

„Stoppt die Mädchenbeschneidung“, ruft die ehemalige Topmodel Waris Dirie. Täglich werden 6000 Frauen und Mädchen Opfer des archaischen Rituals, auch in Europa


Man muss es einen Euphemismus nennen, von der „Beschneidung“ von Mädchen und Frauen zu sprechen, ist das Wort doch – auf die Behandlung von Männern bezogen – überwiegend positiv konnotiert. Ausgehend von der englischen Bezeichung female genital mutilation spricht man heute meist von „Genitalverstümmelung“, ein Ausdruck, der die Tatsachen exakter beschreibt, denn der Ritus kann weder gesundheitlich noch religiös gerechtfertigt werden. Auch wenn er überwiegend in muslimisch geprägten Ländern durchgeführt wird , in 28 Ländern Afrikas und einigen asiatischen Staaten, liegen die Ursprünge des Rituals weit zurück in vorislamischer Zeit.

Jahiliyya Der arabische Name für diese Epoche lautet , zu deutsch: Ära der Unwissenheit.

Bis auf einige umstrittene Belege in den Hadithen (eine dem Propheten Mohammed zugeschriebene Spruchsammlung) bietet der Islam keine Basis für eine Rechtfertigung der Genitalverstümmelung.

Dennoch blieb sie auch nach der Durchsetzung des Islam Tradition, wenn auch nicht nur im Islam.

Der Eingriff kann von der partiellen oder völligen Entfernung der Klitoris (Klitoridektomie), der zusätzlichen Abtrennung der kleinen Schamlippen (Exzision) bis zur sogenannten Infibulation reichen, bei der neben Klitoridektomie und Exzision auch die Beschneidung der großen Schamlippen durchgeführt wird.

Bei der Infibulation - und nur bei dieser Beschneidungsart - wird anschließend die Vagina zugenäht – bis auf ein kleines Loch, das Urin und Menstruationsblut durchlassen soll.

Einer Schätzung von Amnesty International zufolge sind 15 Prozent aller Genitalverstümmelungen in Afrika Infibulationen.

Es sind medizinische Laien, die den Eingriff vornehmen, Frauen meist, die als Mädchen selbst beschnitten wurden. Ihre Operationswerkzeuge sind Scheren, Messer, Glasscherben, Holzsplitter, Dornen. Die Opfer, überwiegend zwischen vier und vierzehn Jahren alt, leben fortan mit dem Schmerz. Oder sterben. In vielen Fällen führen Infektionen zum Tod, und an den nicht desinfizierten, unzählig verwendeten Operationsutensilien der Beschneiderinnen lauert eine ganz andere Gefahr: Aids.

Jene, die das Ritual überleben, kämpfen mit den Schmerzen beim Urinieren und während der Monatsblutung, mit Organschäden und mit Infektionen aller Art.

Der Geschlechtsakt wird zur Qual. 15 Prozent der Frauen, berichtet Amnesty International , müssen von ihrem Ehemann vor dem ersten Geschlechtsverkehr regelrecht aufgeschnitten werden. Auch für die Geburt eines Kindes muss die Naht wieder geöffnet werden – freilich nur, um sie anschließend wieder zu verschließen. Die Frau soll nur dem Ehemann ‚offen’ sein, die Beschneidung soll sie vor Promiskuität schützen.

Nur eine beschnittene Frau gilt als Frau, die Klitoris hingegen als der „männliche Teil“ des weiblichen Körpers, sie macht eine Frau unrein.

Die Genitalverstümmelung soll der „Sauberkeit“ des Mädchens dienen, und die gesundheitlichen Folgen werden häufig nicht mit der Beschneidung in Verbindung gebracht. Mütter sind daher überzeugt, ihren Töchtern mit der Beschneidung einen Dienst zu tun.

Das Ritual wird meist von einer Feier begleitet, die bei älteren Mädchen gleichzeitig die Initiation in die Erwachsenenwelt zelebriert.

Bereits 1958 hat die World Health Organization (WHO) eine Studie zur Genitalverstümmelung von Frauen durchgeführt – seitdem steht das Thema auf der Agenda der Vereinten Nationen, seitdem kämpft man gegen die „Medizinisierung“ (medicalization) der Verstümmelungen: die Durchführung der Beschneidung durch einen professionellen Arzt. Dadurch wird zwar das Risiko von Komplikationen gesenkt, gleichzeitig aber auch das Ritual legitimiert und institutionalisiert. Als Ägypten 1994 die Genitalverstümmelung unter der Bedingung, sie werde durch einen Arzt durchgeführt, legalisierte – eigentlich ein gut gemeinter Akt – gab es einen internationalen Aufschrei, auf den hin das Gesetz 1995 zurückgenommen wurde. Mittlerweile haben mehrere afrikanische Staaten Gesetze gegen die Genitalverstümmlung erlassen. Um deren Durchsetzung zu gewährleisten, bedarf es internationaler Anstrengungen.

Dafür muss, wie Amnesty International in seinem Aufruf fordert, das Thema noch weiter ins allgemeine Bewusstsein rücken, und die Bewohner der Industrienationen müssen wahrhaben, dass das Problem nicht nur fern ihrer Lebenswelt, sondern auch mitten unter ihnen existiert.

In Deutschland leben Schätzungen zufolge über 20 000 beschnittene Frauen und 6000 Mädchen, die bedroht sind, Opfer des Rituals zu werden.

Es gilt außerdem zu bedenken, dass die Klitoridektomie in den USA bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein praktiziert wurde, um „exzessive Masturbation“ und „Hysterie“ zu „kurieren“. Auch die aus Somalia stammende Autorin Waris Dirie, die in ihrem Heimatland im Alter von fünf Jahren beschnitten wurde, warnt in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vor westlicher Überheblichkeit: „Was bei Afrikanerinnen als barbarisches Ritual gesehen wird, ist in vielen Schönheitskliniken hierzulande doch üblich“ – die Bereitschaft der westlichen Frau, sich verstümmeln zu lassen, gehe auf dasselbe Motiv zurück, das auch der Beschneidung zugrunde liege: „ Für wen, bitte, sollte man sich seine Vagina redesignen lassen , wie es bei den Chirurgen so schön heißt, wenn nicht für einen Mann?“

Re: Beschneidung #169900
22/12/2005 22:59
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Rabbi Moses Maimonides hat bereits im Mittelalter einen weiteren Grund für die Beschneidung genannt: Die Geschlechtsorgane sollten so verletzt und geschwächt werden , dass sie zwar noch funktionieren, aber keine 'überschüssige' Lust mehr zulassen. Die Geschlechtsorgane bedürften keiner Perfektionierung, es gehe nicht um die Korrektur eines angeborenen, sondern eines moralischen Makels.

Diese ***ualfeindliche Begründung für die Beschneidung wurde im 18. Jh. in Europa wieder entdeckt. So empfahl der Schweizer Arzt Dr. Samuel Tissot die Beschneidung als Kur für Masturbation, die er als Ursache für "jugendliche Rebellion" und Krankheiten wie Epilepsie, "Erweichung von Körper und Geist ", Hysterie und Neurosen ansah.

Zu einer allgemeinen Einführung der Beschneidung kam es dennoch nicht, stattdessen wurden, neben der Methode der Infibulation, aus heutiger Sicht merkwürdige Apparaturen und Vorrichtungen zur Verhinderung der Masturbation propagiert.

Eine Ausnahme bildete lediglich das viktorianische England. Dort fand die chirurgische Methode vor allem bei der Oberklasse breite Zustimmung, um die Knaben und Mädchen zu "keuschem Verhalten" anzuhalten. Durch das britische Imperium (Commonwealth) verbreitete sich die Beschneidung schließlich auch in anderen Ländern, wie den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika und Indien.

Besonders in den puritanischen USA erlebte die Beschneidung ab Mitte des 19. Jh. eine starke Verbreitung. Nach dem englischen Vorbild versuchte man bei beiden Geschlechtern das Verhindern der Masturbation u. a. durch die Beschneidung zu erreichen, da man ihr schädliche Folgen bis zum Tode zuschrieb und sie aus rein religiösen Gründen ablehnte.

Viele einflussreiche Mediziner in zahlreichen Publikationen äußerten sich für eine Beschneidung und empfahlen bei weiblichen Personen neben der Klitoridektomie etwa das Auftragen reiner Karbolsäure auf die Klitoris, als einen "hervorragenden Weg, um die abnormale Erregung zu dämpfen." Dr. John Harvey Kellogg, in: Plain Facts for Old and Young, Burlington, Iowa, F. Segner & Co., 1888, S. 295

Die Beschneidung der Mädchen wurde in den USA bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts praktiziert, fand aber nicht die gleiche Zustimmung wie die männl. Beschneidung, da die mit der Beschneidung beabsichtigte "Dämpfung der ***uellen Begierde" nach Ansicht der damaligen Zeitgenossen bei Mädchen in wesentlich geringerem Umfang erforderlich sei als bei Jungen.

Im 20. Jh. ließen sich derart radikale Forderungen nach ***ueller Enthaltsamkeit in den meisten Ländern nicht mehr aufrecht erhalten und so wurde etwa in den USA, Südkorea und Teilen der islamischen Welt der Wunsch nach moralischer Reinheit umgeformt auf den Begriff der Hygiene. Die hier bei Jungen angeführten "hygienischen Gründe" halten jedoch einer sachlichen Betrachtung genau so wenig stand wie bei den Frauen in Afrika.

Gegenwart
In den USA werden gegenwärtig ca. 50-55% der männlichen Neugeborenen beschnitten. Im traditionell konservativen Mittleren Westen liegt der Anteil erheblich höher (ca. 80%) als im Westen (zwischen 30 und 40%). Die Tendenz ist insgesamt falle

Re: Beschneidung #169901
22/12/2005 23:24
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Genitalverstümmelungen sind Menschenrechtsverletzungen! TERRE DES FEMMES setzt sich gemeinsam mit anderen dafür ein, dass diese Form der Gewalt gegen Frauen und Mädchen beendet wird! Helfen Sie uns dabei!



Weitere Informationen erhalten Sie auch per e-mail: genitalverstuemmelung@frauenrechte.de


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Re: Beschneidung #169902
22/12/2005 23:55
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hi, ich habe mal eine Frage bezüg. der Beschneidung. Ich möchte es hier lieber in Deutschland machen lassen, aber eine normale Beschneidung ohne ärztl. Befund zahlt die Krankenkasse leider nicht, und sie kostet hier ca. 150,-Euro. Ist es in Tunesien günstiger ? Und hat jemand von Komplikationen gehört, die später mal auftreten können, z.b. dass der Penis angeblich schief werden könne....

Re: Beschneidung #169903
23/12/2005 00:01
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@aniteb

mit Sicherheit "günstiger" vom Geld her, aber von der Infektionsrate etc. ?? Komplikationen habe ich unter Genitalverstümmelung bzw. Beschneidung beim Mann/Jungen reingestellt. Sicher gibt es die und die Jungs schreien wie am Spieß einige Stunden danach noch!! Trotz Narkose. PS. das ist das, was ich im jeden Fall abklären würde. In Tunesien machen sie diesen Eingriff normalerweise weder in der Klinik noch unter Narkose!! Das absolute Trauma für das Kind, meiner Meinung nach!

Re: Beschneidung #169904
28/12/2005 02:35
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Die Beschneidung ist eine Verstümmelung ohne medizinischen Grund (wenn keine Phimose vorliegt). Die Tatsache, dass sie bei Muslimen und
Juden zwingend vorgeschrieben ist, macht es nicht besser. Mir fällt es auch überaus schwer, mich in Eltern reinzudenken, die veranlassen, dass ihren Kleinkindern ohne medizinische Notwendigkeit Leid zugefügt wird. Die Antwort, dass es sich um eine religiöse bzw. kulturelle Norm handelt, von der man nicht abweichen dürfe, mag in TN ja zutreffen , aber in Deutschland ist die Norm, dass Menschen unverstümmelte Genitalien haben.

Vielleicht kann mir mal jemand die Rechtslage erklären, die diese barbarische Praxis anscheinend zulässt.

Ich möchte betonen, dass ich hier keine anti-islamische Propaganda betreiben möchte nd weder ein Problem mit Moscheen mit Minarett und Muezzin noch mit islamisch gewandteten Lehrerinnen habe.

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