Es ist schon sehr interessant, daß so viele europäische Frauen die gleichen Probleme mit ihrer Schwiegerfamilie haben.
Ich kann dazu nur sagen, seid froh, daß es nur über einen kurzen Zeitraum ist und Ihr dann wieder Euer Leben leben könnt.

Meine Tochter ist jetzt ca. 4 1/2 Jahre als und in Tunesien geboren. Zu diesem Zeitpunkt habe ich aber schon 6 Jahre hier gelebt.
Wir haben damals zum Glück noch nicht bei der Familie gelebt.
Bei der Geburt mußte ich, meine Tochter war 4 Wochen zu früh, noch eine Nacht zusätzlich in der Klinik bleiben. Ich habe meinem Mann gesagt, daß ich absolut keinen Wert auf Besuch lege und zum Glück kam nur meine Schwiegermutter. Da sich bei uns eh alles in der Nacht ereignet hat und niemand es mitbekommen hat, mußte der Rest es eben so hinnehmen.
Anschließend habe ich mich 3 Monate absolut nicht gerührt und danach haben mein Mann und ich ein sogenanntes Vorstellungsfest gemacht und die Familie eingeladen.
Es fand auf der Terasse statt, die wir danach abgespritzt haben.
Für meine Tochter war es eine Tortur, sie konnte da es abends war nicht so schlafen wie sie es gewohnt war und daher begleitete sie das Fest mit einem unglaublichen Gebrüll.
Als sie ca. 6 Monate alt war, bin ich wieder arbeiten geganen, denn Babys sind ja nicht gerade billig hier.
Meine Schwiegermutter hat auf die Kleine aufgepaßt und meine nichtverheiratete Schwägerin.
Ich habe den beiden genaustens erklärt wann die Flasche gegeben werden muß und wann die Windel wechseln und wann schlafen usw.
Mein Mann konnte das ganze auch sehr gut kontrollieren und es klappte auch nach einigen Anfangsschwierigkeiten sehr gut.
Im darauffolgenden Sommer habe ich mir dann eine Auszeit genommen und habe den Sommer mit einer Freundin und ihren Töchtern am Strand verbracht. Das hatte für mich den Vorteil etwas Abstand zur Familie zu haben und meine Tochter war Abends so kaputt, daß sie bei der Hitze trotzdem gut geschlafen hat.
Meine Schwiegermutter hat zwar immer komisch geguckt, aber gesagt wurde da höchstens etwas wenn ich nicht da war.
Aber insgeheim hat ihr es wohl eher so gefallen, da so für sie freie Zeit da war.
Ihre eigene 2. Tochter hatte zu diesem Zeitpunkt auch ein Mädchen, halbes Jahr jünger als meines und da sah man natürlich die typische Erziehung die hier ja auch schon erwähnt wurde.
In dieser Familie gibt es auch noch ältere Kinder und ich kann nur bestätigen was hier erzählt wird, es ist keine Erziehung.
Die Kinder werden einfach geboren und sind dann da.
Tagesrythmus gibt es nicht, es wird gestillt auch wenn nichts mehr in der Milch drin ist und das Kinder dann hungrig sind und schreien, na ja!!
Windeln werden auch nur sehr sparsam genutzt, bis die Kake am Kragen sitzt und dann wirds Kind unter den Wasserhahn gehalten (kaltes Wasser), Wischtücher, warum ???
Beifüttern kennt man schon gar nicht, da wird Brühe in die Flasche gefüllt und das wars dann. Nicht so blöd wie wir indem wir Breis kochen und einfrieren usw.
Im Ramadan hat die Tochter meiner Schwägerin bei mir Mittags gegessen, da ja bei denen nicht gekocht wird.
Sobald das Kind laufen konnte, hat sie das Kind angebunden und mit mir geschimpft das meine Tochter so frei rumlief.
Ich habe dann mal klar und deutlich gesagt, daß ich mein Kind so erziehe, daß es später ohne mich zurechtkommt und selbstständig leben kann. Dazu würde eben ein Tagesablauf und ein erproben der Umwelt gehören.
Heute ist meine Tochter für tunesische Verhältnisse sehr selbstbewußt und sagt klipp und klar was sie will und was nicht. Das stößt zwar bei einigen Leuten, egal ob Familie oder Kindergarten auf wiederwillen, aber das ist mir egal.
Ich will später eine selbstbewußte Frau vor mir sehen, die ohne Mann ihr Leben meistert, egal ob hier in Tunesien oder anderswo.
Wenn das so klappt, weiß ich das ich es richtig gemacht habe.
Wenn ich die tunesischen Mädchen sehe, die einfach nur auf den Mann warten und nach der Eheschließung alles was sie bisher gemacht haben, wenn überhaupt, fallen lassen nur um der Familie gerecht zu werden, nein danke!!!

Also findet Euch damit ab, ihr habt die Familie dazugeheiratet und damit auch die Oppositionsposition zu der hiesigen Kultur, Gesellschaft und Religion.
Aber verstellt Euch nicht bei der Familie, sie müßen einfach akzeptieren, daß es bei Euch anders ist.
Das ist zwar mühsam, aber tut es Euren Kindern zuliebe.