Kapitel 16 - Impfungen und Infektionskrankheiten (BEJ)
Das ist bei uns längst selbstverständlich: Kinder werden schon im frühen Säuglingsalter geimpft, denn mit Impfungen schützen Sie Ihr Kind vor gefährlichen Infektionskrankheiten.
Das Abwehrsystem unseres Körpers ist das Immunsystem, seine Abwehrwaffen heißen Antikörper. Heute können wir eine Reihe von Krankheitserregern, z.B. das Masernvirus, so verändern, dass sie das Immunsystem zur Bildung von Antikörpern anregen, ohne dass der Mensch krank wird.
Die abgeschwächten oder abgetöteten Krankheitserreger werden in den Körper eingespritzt.
Schon nach kurzer Zeit entsteht der gewünschte Schutz mit Hilfe der gebildeten Antikörper, ohne dass die betreffende Erkrankung mit all ihren Komplikationen durchgemacht wird. Diesen Vorgang nennen wir Impfung. Mit manchen Impfungen erzielen wir einen sehr langen Schutz, andere müssen in bestimmten Abständen zur Aufrechterhaltung ihrer Schutzwirkung regelmäßig - auch im Erwachsenenalter - wiederholt werden.
Impfen ist im Prinzip ein naturheilkundliches Verfahren, bei dem "Krankheit" wirkungsvoll, vorbeugend verhindert wird.
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Impfempfehlung
Für die Durchführung von Impfungen gibt es Regeln und Empfehlungen, von denen wir hier die der "Ständige Impfkommission (Stiko)" wiedergeben. Dieser Kommission gehören hochrangige Fachleute an, welche die wissenschaftlichen Grundlagen für die Impfungen laufend überprüfen und aktuelle Empfehlungen für den Einsatz und die Durchführung von Impfungen formulieren.
Einheitlich gilt für alle Bundesländer, dass die Kinder von HIV-positiven Müttern und Personen, die selbst HIV-positiv sind, nicht mit sogenannten "Lebendimpfstoffen" geimpft werden dürfen. Obwohl die Krankheitserreger in den heute zur Verfügung stehenden Lebendimpfstoffen für den Gesunden ungefährlich sind, können sie bei Menschen, bei denen schwerwiegende Störungen der körpereigenen Abwehr bestehen, gefährliche Krankheitssituationen auslösen. Deshalb gelten für diese Personenkreise besondere Regeln.
Die wichtigsten Impfungen
Es gibt Impfungen, die - von wenigen Ausnahmen abgesehen - alle Kinder erhalten sollen, andere werden nur für bestimmte Risikogruppen empfohlen. In der Reihenfolge, in der sie üblicherweise den Babys verabreicht werden, folgen jetzt die wichtigsten Infektionskrankheiten und Impfungen.
Hepatitis B
Babys, deren Mütter mit dem Hepatitis B-Virus infiziert sind, (das wird während der Schwangerschaft überprüft), müssen zum Schutz gegen die gefährliche Leberentzündung, die dieses Virus auslösen kann, gleich unmittelbar nach der Geburt die erste Impfung erhalten. Seit 1996 werden alle Kinder und Jugendlichen gegen diese gefährliche Krankheit (ansteckende Gelbsucht) geimpft.
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Tuberkulose - (BCG-) Schutzimpfung
Die Tuberkulose ist in unseren Breiten zwar selten geworden, ist aber nicht ganz verschwunden. Die Impfung von Neugeborenen wird dann empfohlen, wenn in deren Familien tuberkulosekranke Mitglieder leben.
Diphtherie
Keuchhusten (Pertussis)
Keuchhusten ist besonders im ersten Lebensjahr lebensbedrohend. Er ist auch deswegen gefährlich, weil die Babys oft nicht den typischen Husten entwickeln. Neben dem gefürchteten Atemstillstand sind die Beteiligung des Gehirns und schwere Lungenentzündungen keineswegs seltene Komplikationen. Die Erkrankung verläuft in Schüben. Nach einer 7- bis 14tägigen Vorphase, die sich durch ganz alltäglichen Schnupfen und Husten (wie bei jeder banalen Erkältung) auszeichnet, verändert sich der Husten zu den typischen schweren Hustenanfällen. Die Kinder husten sich buchstäblich "die Seele aus dem Leib", strecken dabei die Zunge aus dem Mund, laufen blau an, haben kaum Zeit zum Luftholen und ziehen die Luft mit lautem, pfeifend-heiserem Geräusch ein. Häufig kommt es zu Erbrechen.
Charakteristisch sind die nächtlichen Anfälle. Nach 1 bis 2 Wochen flaut das Geschehnis ab, insgesamt ist eine Erkrankungsdauer von sechs Wochen die Regel. Die medikamentöse Behandlung setzt wegen des untypischen Beginns meist zu spät ein, aber auch bei rechtzeitigem Beginn ist sie unbefriedigend. Neuere Impfstoffe sind besser verträglich.
Die Impfung erhalten die Babys in Kombination mit Diphtherie und Wundstarrkrampf in einem Dreifachimpfstoff.
Wundstarrkrampf (Tetanus)
Der Wundstarrkrampf ist eine akute, schwere Infektionskrankheit, die durch das Gift der Tetanus-Bakterien hervorgerufen wird. Selbst kleine verunreinigte Wunden (z. B. Schürf-Rißwunden, Holzsplitterverletzungen, eingetretene rostige Eisennägel) können die Eintrittspforte sein.
Es kommt zu schweren Muskelkrämpfen, die auch die Atemmuskulatur mit der Gefahr der Erstickung betreffen können.
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Hib-Impfung (Haemophilus influenzae Typ B)
Dieser Krankheitserreger verursacht viele Infekte der oberen Luftwege und ist weit verbreitet. Als Besonderheit besitzt dieser Keim eine Hülle, welche die medikamentöse Behandlung erschwert. Kinder unter fünf Jahren sind besonders gefährdet, weil ihr Immunsystem noch nicht so ausgereift ist, dass es genügend eigene Antikörper gegen den Erreger bilden kann.
Neben Lungenentzündungen sind die Kehlkopf- und Hirnhautentzündungen besonders gefürchtet, sie verlaufen außerordentlich schnell.
Die Impfung ist gut verträglich, ungefährlich und hochwirksam. Babys erhalten in der Regel gleichzeitig mit der Dreifachimpfung auch die Hib-Impfung.
Poliomyelitis (Kinderlähmung)
Die "Kinderlähmung" war früher eine häufige Erkrankung, die seit der Einführung der Schluckimpfung in Deutschland fast verschwunden ist.
Wegen der mangelnden Wiederimpfungen bei den Erwachsenen treten aber immer wieder einzelne Poliofälle auf.
Die Erkrankung führt zu Muskellähmungen, die auch die Atemmuskulatur betreffen können, bleibende Lähmungen mit dauerhafter Behinderung nach durchgemachter Erkrankung sind keine Seltenheit.
Babys erhalten die Impfung als Schluckimpfung zweckmäßigerweise gleichzeitig mit der ersten und dritten Dreifachimpfung.
Masern
Masern sind eine gefährliche Viruserkrankung, gegen die Neugeborene nur dann eine gewisse Zeit geschützt sind, wenn die Mutter selbst Masern hatte oder geimpft wurde. Etwa 10 bis 14 Tage nach der Ansteckung treten die ersten Krankheitszeichen auf:
Fließschnupfen, Augenrötung, gelegentlich Husten und leichte Temperaturerhöhung. Manchmal finden sich auf der Wangenschleimhaut kleine weiße Flecken (Koplik-Flecken).
Am dritten Krankheitstag normalisiert sich die Temperatur, um am vierten Tag erneut auf Werte über 40° C anzusteigen. Gleichzeitig beginnt hinter den Ohren ein unregelmäßiger zusammenfließender Hautausschlag, der sich in den folgenden Tagen über den ganzen Körper ausbreitet.
Wenn er die Beine erreicht, beginnt er im Kopfbereich bereits nachzulassen.
Die Kinder leiden unter Lichtscheu, einem quälenden Husten und sind schwer krank.
Die Impfung erfolgt in Kombination mit der gegen Röteln und Mumps als Dreifachimpfung.
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Röteln
Etwa 14 bis 21 Tage nach der Ansteckung erkranken die Kinder mit einem blassen uncharakteristischen Hautausschlag am ganzen Körper. Die Temperatur ist nur mäßig erhöht, gelegentlich bestehen Gliederschmerzen, im Nacken finden sich typische Lymphknotenschwellungen.
Mädchen und Jungen erhalten die Impfung in Kombination mit der gegen Masern und Mumps als Dreifachimpfung.
Bei Mädchen wird die Rötelnimpfung etwa im Alter von 11 bis 15 Jahren wiederholt, um sicheren Schutz für eine spätere Schwangerschaft zu gewährleisten.
Mumps
Etwa 14 Tage nach der Ansteckung erkranken die Kinder mit Fieber und schmerzhaften Schwellungen der Ohrspeicheldrüsen. Die nachfolgende Beteiligung der Bauspeicheldrüse ist nicht selten.
Mittelohrentzündungen mit der Gefahr bleibender Schwerhörigkeit und Hirnhautentzündungen können den Verlauf komplizieren. Kinder erhalten die Impfung in Kombination mit der gegen Masern und Röteln als Dreifachimpfung.
Frühsommer-Meningoezephalitis (FSME)
Die FSME ist eine Viruserkrankung, die durch den Stich infizierter Zecken übertragen wird. Das FSME-Virus kann Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark befallen. Die Erkrankung verläuft bei etwa 14% der Patienten schwer, z. T. mit körperlichen und geistigen Folgeschäden. Kinder können auch mit einem speziellen Kinder-Impfstoff geschützt werden.
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Scharlach
Scharlach wird durch Bakterien übertragen. Zwei bis fünf Tage nach der Ansteckung treten Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber und manchmal Erbrechen auf. Die Zunge hat eine himbeerrote Farbe, der Rachen ist hochrot und man erkennt die eitrigen Mandeln. Im Gesicht, den Achselhöhlen und den Leisten findet sich ein dezenter, feinfleckiger Ausschlag, der allerdings oft nur wenige Stunden sichtbar ist. Charakteristisch ist das blasse Munddreieck.
Die Behandlung erfolgt mit einem geeigneten Penizillin und sollte zehn Tage dauern. Es gibt keine vorbeugende Impfung.
Windpocken
Dies ist eine sehr ansteckende Viruserkrankung. Neun bis 19 Tage nach Ansteckung tritt leichtes Fieber auf und kleine rote Bläschen umgeben von einem roten Hof erscheinen. Diese überziehen den ganzen Körper, trocknen ein und fallen nach einigen Tagen als Krusten ab, während sich gleichzeitig neue Bläschen andernorts bilden können. Nur frühzeitig abgekratzte Krusten hinterlassen Narben. Die Behandlung kann mit juckreizstillendem Puder oder Lotionen unterstützt werden.
Impfung gegen Windpocken wird nur bei Kindern mit einer höheren Gefährdung z.B. durch eine Leukämieerkrankung empfohlen.
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Gehirnhautentzündung (Meningitis)
Bakterielle und virale Infekte können bei Kindern gelegentlich zu einer Hirnhautentzündung führen. Säuglinge weisen oft noch nicht die typischen Krankheitszeichen auf. Hohes anhaltendes Fieber, Trinkschwäche, Berührungsempfindlichkeit, vorgewölbte Fontanelle und schrilles Schreien können als Hinweise gelten.
Ältere Kinder halten sich auffallend gerade und steif, der Kopf kann nicht auf die Brust herab gebeugt werden, die Beugung bereitet Schmerzen. Erbrechen ist in allen Altersgruppen eine häufige Begleiterscheinung. Kinder mit derartigen Krankheitszeichen müssen sofort einem Arzt vorgestellt werden, beim geringsten Verdacht ist die stationäre Einweisung in eine Kinderklinik unumgänglich.
http://www.baby-bonus.de/redsys/pub_content.asp?content=1&id=40&menu=03170000