Deutsche wandern auf Suche nach Arbeit aus

Frankfurt/Main (AP) Auf der Suche nach besseren beruflichen Möglichkeiten kehren jedes Jahr zahlreiche Deutsche ihrem Heimatland den Rücken. Berufliche und wirtschaftliche Aspekte rangierten bei den Beweggründen von Auswanderern ganz oben, berichtete die «Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung» (NRZ) unter Berufung auf Angaben des Hamburger Raphaels-Werkes, das im Auftrag des Bundesverwaltungsamtes und der Deutschen Bischofskonferenz Ausreisewillige berät. Besonders gefragt sind demnach die USA und Kanada.

Laut Statistischem Bundesamt meldeten sich in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres 100.424 Deutsche aus Deutschland ab, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 93.293. Im gesamten Jahr 2003 waren es 127.267 Auswanderer. Die Zahlen steigen seit dem Jahr 2001 an, in dem insgesamt 109.507 Deutsche ihr Heimatland verließen. In den Jahren zuvor zeigte der Trend allerdings nach unten, den Höhepunkt in den 90er Jahren bildete das Jahr 1994 mit 138.280 Auswanderern.

Neben den klassischen Ausreiseländern wie den USA, Australien oder Kanada weise die Statistik des Raphaels-Werkes Spanien, England, Frankreich und Schweden als besonders begehrte Ziele aus, berichtete die Zeitung. «Die Menschen gehen dorthin, wo sie sich Arbeit versprechen», wird die Generalsekretärin des katholischen Wohlfahrtsverbandes, Gabriele Mertens, zitiert.

Die meisten Auswanderer sind demnach zwischen 25 und 44 Jahre alt, in der Regel sind es Männer. «Sehr häufig haben wir es mit Leuten mittlerer Qualifikation zu tun, Bankkaufleute oder technische Berufe», sagte Mertens. Meist hätten die Interessenten zwar noch einen festen Arbeitsplatz, sorgten sich aber, weil in ihrer Branche rationalisiert werde und fürchteten, dass ihre Abteilung in zwei, drei Jahren nicht mehr existiere. Weitere Gründe, ins Ausland zu gehen, seien der Wunsch, seinen Lebensabend dort zu verbringen, sowie binationalen Ehen und Partnerschaften.

Die zuständige Referatsleiterin bei der Diakonie, Ruth Habermehl, berichtete von ähnlichen Erfahrungen. Die Suche nach einem Arbeitsplatz und besseren beruflichen Chancen nehme bei den Beweggründen der Auswanderer zu, sagte Habermehl auf AP-Anfrage. Gleichzeitig sinke die Zahl der Auswanderer, die aus purer Neugier und Abenteuerlust ihrem Heimatland den Rücken kehrten. Die Diakonie-Referatsleiterin wies aber darauf hin, dass sich an den Statistiken kein entsprechender Trend ablesen lasse; die Zahlen schwankten vielmehr in der normalen Bandbreite. Zahlreiche Auswanderer meldeten sich zudem nicht gänzlich aus Deutschland ab, sondern behielten einen Nebenwohnsitz und tauchten damit in der Statistik gar nicht auf.