Mittwoch 14. Mai 2003, 21:03 Uhr
Befreite Algerien-Urlauber wieder in Deutschland
Berlin/Algier (AFP)
Nach ihrer Befreiung in Algerien sind sechs der entführten deutschen Urlauber wieder wohlbehalten in ihrer Heimat eingetroffen. Die Gruppe landete zusammen mit einem geretteten schwedischen Touristen auf dem Flughafen Köln/Bonn. Nach wochenlangem Bangen um das Schicksal der insgesamt 32 vermissten Europäer hatte die algerische Armee am Dienstag 17 von ihnen aus der Gewalt islamischer Extremisten befreit. Die übrigen 15 Urlauber werden nach algerischen Angaben von einer zweiten Extremistengruppe weiter festgehalten.
Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, dankte den algerischen Behörden für die Zusammenarbeit. Er hatte die befreiten Geiseln auf dem Flug von Algier nach Köln/Bonn begleitet. Ihnen ging es nach Angaben des Auswärtigen Amts den Umständen entsprechend gut. Angesichts des ungewissen Schicksals der übrigen 15 Urlauber, unter ihnen zehn Deutsche, sei die Bundesregierung ANZEIGE
jedoch in "tiefer Sorge". Sämtliche Bemühungen müssten sich nun darauf konzentrieren, "ihr Leben zu sichern."
Nach Angaben der algerischen Armee wurden die Urlauber aus der Gewalt der Salafisten-Gruppe für Predigt und Kampf (GSPC) befreit. Außer den sechs Deutschen und dem Schweden kamen zehn Österreicher frei. Sie wurden am Abend auf dem Flughafen von Salzburg von ihren Angehörigen empfangen.
Laut der algerischen Zeitung "El Watan" wurden die Europäer bei Amguid, 200 Kilometer nördlich von Tamanrasset, in Südalgerien gewaltsam aus den Händen der GSPC-Kämpfer befreit. Von rund zehn bewaffneten Entführern seien neun getötet worden. Die islamistische GSPC gilt als die am besten organisierte bewaffnete Gruppe Algeriens. Sie soll Kontakte zum El-Kaida-Netzwerk unterhalten.
Mit Rücksicht auf das Leben der noch vermissten Sahara-Touristen wollte die Bundesregierung keine Angaben über einen möglichen Einsatz von deutschen Sicherheitskräften machen. Die übrigen Urlauber werden nach Angaben des Innenministeriums in Algier von einer "zweiten Terroristengruppe" festgehalten. Zu dieser wurden keine näheren Angaben gemacht. Neben den zehn Deutschen werden noch ein Niederländer und vier Schweizer vermisst. Laut "El Watan" werden sie derzeit in den Bergen von Tamelrik, 150 Kilometer nördlich von Illizi, versteckt. Dort werde ein Militäreinsatz aufgrund der zahlreichen Höhlen und weiten Ebenen als "viel gefährlicher" eingeschätzt.
Insgesamt 32 europäische Reisende waren zwischen Mitte Februar und Mitte März spurlos in der südalgerischen Sahara verschwunden. Sie waren in sieben verschiedenen Gruppen mit Geländewagen und Motorrädern unterwegs gewesen.