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Sonntag 13. April 2003, 16:38 Uhr
Lebenszeichen von den Verschollenen in Algerien

Berlin/Wien/Algier (dpa) - Von den in der südalgerischen Sahara verschollenen Touristen gibt es erste Lebenszeichen. Dies berichtete das Außenministerium in Wien. Die deutsche Regierung hält eine Rettung der mindestens 31 Vermissten - unter ihnen 15 Deutsche und 10 Österreicher - weiterhin für möglich.

Nach einem «Spiegel»-Bericht befürchtet die Regierung aber, dass die Urlauber in der Gewalt von Terroristen sind. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin, wo auch am Wochenende der Krisenstab tagte, sagte lediglich, man schließe nichts aus.

Österreichs Außenministerin Benita Ferrero-Waldner sagte am Samstag in Salzburg nach ihrer Rückkehr aus Algerien: «Es gibt eine Nachricht, dass die Vermissten am 8. April noch am Leben waren.» Dies sei Anlass zur Hoffnung, nicht aber zur Euphorie. Die Behörden in Algerien wüssten noch immer nicht, wo sich die Vermissten aufhalten. Die Behörden würden aber «alles zu unternehmen, um das Leben der Vermissten zu schützen».

Das Wiener Außenamt ergänzte am Sonntag: «Es gibt Nachricht, wann und wo diese Menschen waren.» Der Leiter der Sondermission im Außenamt, Thomas Buchsbaum, sagte der dpa: «Die ganze Gruppe der europäischen Touristen ist dort gewesen und hat dort gelebt.» Einzelheiten wollte er vorerst nicht nennen. Es gebe eindeutige Anzeichen, dass alle am Leben waren. Die erste Gruppe der Sahara- Reisenden war am 21. Februar verschwunden.

Laut «Spiegel» gilt es mittlerweile als sicher, dass die Touristen entführt wurden. Inzwischen hätten die algerischen Behörden Berlin mitgeteilt, sie seien überzeugt, dass islamistische Terroristen hinter dem Verschwinden steckten. Generalbundesanwalt Kay Nehm soll Anfang April ein Ermittlungsverfahren gegen eine unbekannte ausländische terroristische Vereinigung eingeleitet haben. Die Bundesanwaltschaft war am Wochenende zunächst nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen.

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), der am Dienstag als erstes Kabinettsmitglied nach Algerien gereist war, sagte: «Wir können leise Hoffnungen haben, dass die Vermissten am Leben sind.» Man sei aber in großer Sorge über deren Schicksal. Die Regierung sei nach wie vor in engem Kontakt mit der algerischen Regierung, die alles tue, um das Schicksal der Vermissten aufzuklären, sagte Schily am Samstagabend in den ARD-«Tagesthemen». Das Innenministerium hat Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) nach Algier entsandt, um die algerische Regierung zu unterstützen und zu beraten. Auf seiner Webseite bittet das BKA um Mithilfe bei der Suche nach den Vermissten.

Nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» meldeten deutsche Sicherheitsbehörden Mitte März, dass die Menschen vor Ort von einer Entführung durch Islamisten ausgingen. Es gebe Hinweise, dass Zellen des Terrornetzwerks El Kaida «seit einiger Zeit die Sahel-Zone verstärkt als Rückzugsraum beziehungsweise als Basis für ihre Operationen nutzen möchten», zitiert das Blatt Sicherheitsexperten. Dem «Spiegel» zufolge konnten die deutschen Behörden bisher den Terrorismusverdacht nicht verifizieren.

Unterdessen hat ein von bewaffneten österreichischen Polizisten begleiteter Konvoi mit Europäern, die zuletzt in der gefährdeten Region unterwegs waren, die Grenze nach Tunesien erreicht. Das bestätigte ein Sprecher des Wiener Außenamtes auf Anfrage. Über die Zusammensetzung des Konvois gab es zunächst keine Informationen.

In Algerien wurden mittlerweile Sorgen über das touristische Image des Landes laut. Die algerische Presse kritisierte unvorsichtige Urlauber, die sich ohne Vorsichtsmaßnahmen und Führer in die Sahara aufmachten. Ein Terrorhintergrund wird allerdings für unwahrscheinlich gehalten.

Internet: Bundeskriminalamt: http://www.bka.de -