http://de.news.yahoo.com/030413/71/3e9a5.html Sonntag 13. April 2003, 10:24 Uhr
Magazin: Sahara-Vermisste eventuell in Islamisten-Hand
Berlin/Algier (Reuters) - Im Fall der in Algerien vermissten Touristen wird einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zufolge ein terroristischer Hintergrund nicht mehr ausgeschlossen. Unter den Vermissten sind auch 15 Deutsche.
Die algerischen Behörden hätten der Bundesregierung mitgeteilt, dass nach ihrer Überzeugung islamistische Terroristen hinter der Tat steckten, berichtet das Magazin am Samstag vorab. Generalbundesanwalt Kay Nehm habe beim Bundesjustizministerium beantragt, ein Ermittlungsverfahren gegen eine unbekannte ausländische terroristische Vereinigung eingeleiten zu können. Es werde aber auch nicht ausgeschlossen, dass kriminelle Entführer Lösegeld erbeuten wollten.
Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, er könne den Bericht nicht bestätigen. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) sagte, er könne zu dem Bericht nichts sagen. Generell gebe es keine neuen polizeilichen Erkenntnisse. Bei der General-Bundesanwaltschaft war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Die Zahl der in der algerischen Sahara vermissten ausländischen Touristen erhöhte sich unterdessen auf 31, nachdem zwei weitere Österreicher verschwunden waren. Unter den Vermissten sind nun 15 Deutsche, zehn Österreicher, vier Schweizer, ein Schwede und ein Holländer.
Ein Sprecher des österreichischen Außenministeriums sagte am Samstag, die zwei vermissten Bergsteiger aus Tirol hätten sich ebenfalls in der Bergregion im Südwesten Algeriens aufgehalten. Österreich und Deutschland entsandten Polizeibeamte nach Algerien, um die Suche nach den Vermissten voranzutreiben. Das BKA hat sechs Beamte im Einsatz.
Einige der Touristen werden in dem nordafrikanischen Land bereits seit dem 21. Februar vermisst. Die regierungsnahe algerische Zeitung "El Moudjahid" berichtete unter Berufung auf algerische Sicherheitskreise, nach den Touristen werde nun rund um die Uhr gesucht. Die Behörden hätten auch Militärflugzeuge mit Nachtsichtgeräten für die Suche bereitgestellt.
Das algerische Tourismusministerium sagte, die Touristen seien selbst schuld an ihrer Lage, weil sie ohne die Hilfe einheimischer Führer in die Wüste aufgebrochen seien. Sie hätten es auch versäumt, das Ministerium über die geplanten Reiserouten in Kenntnis zu setzen.
Durch Gewalttaten in Algerien wurden seit 1992 rund 100.000 Menschen getötet, anderen Angaben zufolge bis zu 150.000. Den Süden des Landes machen Schmugglerbanden unsicher, die im Grenzgebiet zu Libyen und Niger mit Waffen und Drogen handeln.