Wir waren Samstag auf dem Khaled Konzert in Köln.
Es war super! Hier ein Artikel aus dem heutigen Kölner Stadtanzeiger:

Der König bittet zum Tanz

VON MARTIN WOLTERSDORF, 30.11.04, 07:05h
Viel Antrieb: Khaled in der Philharmonie.

Der [tanz1] Welthit als Höhepunkt: „Aïcha“ wurde ausgiebig zelebriert.
Noch lag der untere Teil des Saals in einem leichten Nebelschleier, ein Rest wohl der Rauchschwaden vom Soundcheck. Noch herrschte die Ruhe vor dem Sturm. Doch schon formierten sich jugendliche Fans von Khaled, dem „Imperial Majesty King of Rai“ - die meisten von ihnen algerischer Herkunft oder aus den Anrainer-Staaten des Maghreb. Und kaum waren die ersten Töne gefallen, erhob sich ein unglaublicher Beifallsorkan.

Noch stimmte die Band sich ein, in eine Melange aus orientalischen Klängen und Pop-Grooves. Die Magie hat einen Namen: Rai, der Stil einen ungekrönten Meister: Khaled, ehemals Cheb Chaled. Und dann stand der 44-jährige charismatische Sänger wie aus dem Nichts auf der Bühne. Ein neues Album ist auf dem Markt, „Ya-Rayi“, die ersten Songs, angefangen mit „Mani Hani“, schöpfte Khaled aus ihm. Rai, das ist eine Musik, die sich auf Traditionen beruft, aber im Laufe der ziemlich langen Entwicklung eine enorme Verwandlung durchmachte.

Musikalische Revolte

Rai ist wie Tango, Rembetiko, Blues, Rock 'n' Roll oder Punk Ausdruck eines Lebensgefühls; Ausdruck einer musikalischen Revolte (besonders in den Texten) gegen die einengende Moral eines asketischen, islamisch-sozialistischen Staates, in diesem Fall Algerien. Rai schließlich, so ein Insider, ist ein Lebensstil: Man liebt ihn nicht - man will ihn. Man singt nicht - man schreit. Man schreibt die Lieder nicht - man improvisiert aus dem Bauch heraus. 1983 sendete Radio Algier den ersten Rai-Titel - er stammte von Khaled: „El Mersem“ („Die Erinnerung“), garantiert jugendfrei. „Rai Ya Rai“ fauchte der Sänger, während sich Percussion, Keyboards, Gitarren und E-Bass im Schnellgang verzahnten. Und wenn die Mitspieler zu sehr in den Melodien mäanderten, machte Khaled eine forcierende Handbewegung: Los jetzt! Ein grenzenloser Optimist, wer trotz solchen Antriebs durch Khaled dachte, die Fans drücken brav die Sitzpolster: Bereits nach einer halben Stunde, die Vorboten wies das Philharmonie-Personal noch ab, wälzte sich die Menge unaufhaltsam nahe an die Bühne. Die ersten Reihen wurden zum Stehplatz, zum Tanz-Areal, zum Foto-Shooting. Sofort war der Teufel los. Jugendliche schmetterten den Refrain mit, wiegten den Körper in einer Art, die jeden Bauchtanz-Lehrling vor Neid erblassen ließ.

Bühne gestürmt

Es wurde gejubelt, Fäuste ragten empor, Finger wurden zu Victory-Zeichen gestreckt, Fahnen ausgerollt und geschwenkt. Die ersten stürmten auf die Bühne und herzten Khaled, ehe Bodyguards sie abfingen. Der Algerier, der aus politischen Gründen seit Jahren in Paris wohnt, bat - beschwörend fast - Digital-, Handy- und Video-Kameras abzuschalten, doch vergeblich. Ab „Sarah“ startete er durch zum Finale, „Didi“, Khaleds erster internationaler Hit, beendete zunächst das Konzert.

Klar, er kam wieder, in diese immens aufgeheizte Stimmung. Längst hatten sich einige männliche Fans total der Oberbekleidung entledigt. Und längst war die Philharmonie ein Tanz-Areal, die Treppen hoch bis zur Empore. Und es schien, als warteten alle nur auf ein Lied - auf „Aïcha“, Khaleds ersten Song auf Französisch. Kurz angestimmt ertönte der Welt-Hit kollektiv aus Hunderten von Kehlen, der Star hielt lediglich das Mikrofon in die Menge. Danach zelebrierte er eine Viertelstunde lang ausgiebig die einschmeichelnde Ballade. Es war der Höhepunkt eines in jeder Beziehung aufregenden Konzerts.

(KStA)