Nein, das siehst Du falsch - Islamisten stellen für mich keinerlei Gefahr dar, da ich es mir selbst aussuchen kann, wo ich leben will, und wenn es mir in einem Land nicht mehr gefällt, ziehe ich halt in ein anderes. Eine Gefahr für den "Weltfrieden" oder Europa kann ich auch nicht erkennen, denn dafür spielen die potentiellen islamistischen Länder militärisch nur eine untergeordnete Rolle.
Die Gefahr besteht vielmehr für diese Länder selbst, denn falls sie eine Entwicklung wie z.B. Afghanistan (Taliban), Iraq (wo es auf eine Dreiteilung des andes herauslaufen wird) oder Iran nehmen, schaden sie letztendlich nur der eigenen Bevölkerung, und bei Ländern wie Tunesien oder Marokko wird es bei der Bevölkerung nicht allzu gut ankommen, wenn die Türe zum Westen, durch insbesondere die Qualifizierten und die Jugend gebannt geblickt hat, zugeschlagen wird (auch im Iran gibt es noch immer, viele Jahre nach der "Wende", eine nennenswerte Opposition der Intelligenz, zumindest der, die noch im Lande geblieben ist).
Die genannten Länder verfügen auch über keine Reichtümer, die ihnen einen Sonderweg wie Kuweit oder Saudi-Arabien ermöglichen (wobei ich auch diese Staaten für umsturzgefährdet ansehe).

Ich denke auch, daß Du irgendwie einen "böse westliche Länder"-Komplex hast, als ob diese Länder nichts besseres zu tun hätten, als nach Kräften in allen Ländern zu intervenieren - der Grund für Einflußnahme ist hingegen in den meisten Fällen simpel, nämlich Wirtschaftsinvestitonen (die nur in einem halbwegs wirftschaftfreundlichen Klima stattfinden werden) und die Verhinderung von Völkerwanderungen (z.B. durch die Unterstützung politisch stabiler Verhältnisse). Daß dabei oft über das Ziel hinausgeschossen wird oder andere Überlegungen ebenfalls eine Rolle spielen, ist unbestreitbar und ich halte es nicht für richtig. Dennoch - auch die islamischen Staaten tun nichts anderes, z.B. in Ländern wie Thailand, Somalia oder Niger, nämlich ihren Einfluß ausdehnen und dies, wie auch der Westen, in erster Linie mit Geld und Waffen (z.B. Iran, Saudi-Arabien, Indonesien, Kuwait).
Nun kann man natürlich argumentieren, daß die Förderung der Wirtschaft oder politisch stabiler Verhältnisse unnötig ist, doch wie anders wollen z.B. Tunesien oder Marokko sich weiterentwickeln, wenn nicht durch ausländische Invesititionen? Das Öl wird in Tunesien bald versiegt sein, die Textilindustrie dort wird es nicht mehr lange machen und allein von der Düngemittelproduktion und Olivenbäumen ist kein Wohlstand für breite Bevölkerungsmassen zu erwarten. Und wenn es um die "Bruderhilfe" geht, ist es wie im Westen auch - im Zweifelsfalle ist sich jeder selbst der nächste.
Es stellt sich also vielmehr die Frage, ob diese Länder Fortentwicklung wollen, oder ein Verharren oder gar den Rückschritt in der Entwicklung.

Und um es noch einmal zu erwähnen - mir kann es egal sein, wohin die Reise geht, und Europa ist weder wirtschaftlich noch politisch wirklich auf die Kooperation dieser Länder angewiesen, sicherlich, das wird Länder wie Italien oder Spanien kurzfristg in Verlegenheit bringen, doch nicht auf lange Sicht hin. Natürlich wird eine Zusammenarbeit allen Beteiligten Vorteile bringen, doch im Umkehrfall werden die Nachteile hauptsächlich Länder wie Tunesien oder Marokko (und selbst Ägypten) treffen.
Und wo ist die reelle Alternative? Eine Arabische Gemeinschaft in der Art Europäischer Gemeinschaft? Bei den vielen unterschiedlichen Ideen und Prioritäten der arabischen Länder, die in den letzten Jahren schon eine Zusammenarbeit nur punktuell erlaubten? Eine Zusammenarbeit mit China, das bereits jetzt z.B. in Afrika deutlich zeigt, daß es für Hilfe ebenfalls Gegenleistungen erwartet? Oder mit Amerika oder gar mit Rußland, was beides in den vergangenen Jahren ja auch nicht gerade ruhmreich geklappt hatte und die langfristig beide nicht mehr in der ersten Liga spielen werden? Oder gar die Abhängigkeit von Almosen der Ölstaaten? Diese haben nur Geld, doch keinerlei Wirtschaftkraft, keine Know-How um Wirtschaftförderung zu betreiben, keine herausragende Forschung oder Entwicklung, und man wird merken, daß man mit Geld zwar vieles kaufen, doch nichts produzieren kann.

Man kann den Westen nicht nur deshalb verteufeln, weil er seine Investitionen schützen will oder auf Stabilität Wert legt. Die Realität sieht nun einmal derzeit so aus, daß Wirtschaftskraft und Entwicklung in den westlichen Staaten konzentriert sind, und wenn man davon ein Stück abhaben will, dann muß man dafür auch Nachteile in Kauf nehmen (z.B. eine Einflußnahme) - und in wenigen Jahren schon wird sich das Gewicht nach China und Indien verschieben, doch man denke nicht, daß diese Länder anders verfahren werden, im Detail vielleicht, doch nicht im Prinzip, und dann hat man es nicht mehr mit den bösen Christen zu tun, sondern mit Buddhisten, Hindus und was es noch alles auf diesem großen Kontinent gibt.