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In Tunesien wo die meisten Menschen stärker an Traditionen und Religion hängen wäre ein Kanditat zum Präsidentenamt der nicht moslem ist (und es auch ab und zu mal zur Schau trägt) auf Dauer nicht tragbar und wäre von vielen nicht akzeptiert. Das würde auch politisch motivierten Islamisten mehr Aufwind geben, was sich die meisten "vernünftigen" Bürger nicht wünschen.
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Das sehe ich ebenso, allerdings würde ich es insofern ein wenig einschränken, daß die Jugend in großen Scharen und viele Einwohner aus den großen Städten im Norden wenig mit dem "echten" Islam zu tun haben möchte (und westliche Vorbilder und Lebensweisen anstrebt und wohlwollend toleriert), doch die wirtschaftlich und gesellschaftlich maßgeblichen Generationen so etwa ab 35-40 Jahren und auch die Landesbevölkerung eine andere Sichtweise und Vorstellungen hat.
Ich hatte die Situation an anderer Stelle schon einmal mit dem Deutschland Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre verglichen, als es zu erheblichen gesellschaftlichen Änderungen kam, Tunesien steckt in den Anfängen einer solchen Zeit und ich habe keinen Zweifel, daß Umwälzungen einhergehend mit sozialen Neuausrichtungen stattfinden würden, wenn die Entwicklung unbeeinflußt weitergehen würde, ich bin allerdings mehr als skeptisch, daß Tunesien (oder andere arabische Länder) noch die Zeit für eine solche natürliche Entwicklung haben werden, da die politische Großlage sich eher hin zu einer baldigen Zeit der Konfrontation und Radikalisierung entwickelt und Tunesien noch nicht die Nähe (in beider Bedeutung) zu Europa hat, daß es in dessen "Schiff" hinein- und aus dem arabischen herausspringen würde - oder auch nur könnte.