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Aber man kann nie behaupten, dass die Kirche das keinerlei Einfluss auf das Geschehen im Staat hat
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Natürlich sind die Kirchen in Deutschland eine Lobbygruppe mit besonderer Bedeutung, was eine Folge der historischen Entwicklung des Staates (nicht etwa der Menschen) ist. Die Wurzel des Übels liegt hier im Reichdeputationshauptschluß von 1803, der dies sagt:
§ 34: "Alle Güter der Domkapitel und ihrer Dignitarien werden den Domänen der Bischöfe einverleibt, und gehen mit den Bisthümern auf die Fürsten über, denen diese angewiesen sind ..." § 35. "Alle Güter der fundirten Stifter, Abteyen und Klöster, in den alten sowohl als in den neuen Besitzungen, Katholischer sowohl als AC (=Augsburgischer Confession) Verwandten, mittelbarer sowohl als unmittelbarer, deren Verwendung in den vorhergehenden Anordnungen nicht förmlich festgesetzt worden ist, werden der freien und vollen Disposition der respectiven Landesherrn, sowohl zum Behuf des Aufwandes für Gottesdienst, Unterrichts- und andere gemeinnützige Anstalten, als auch zur Erleichterung ihrer Finanzen überlassen, unter dem bestimmten Vorbehalte der festen und bleibenden Ausstattung der Domkirchen, welche werden beibehalten werden, und der Pensionen für die aufgehobene Geistlichkeit ..."
Dies wurde dann in späteren Konkordaten fortgeschrieben und ist noch heute gültig.
In anderen Worten: Die Kirche wurde enteignet und die Besitztümer den damaligen Landesfürsten zugeschlagen, im Gegenzug verpflichteten sich diese, Religionsunterricht und kirchliche Würdenträger zu bezahlen (dafür gibt Deutschland heute z.B. etwa 25 Milliarden im Jahr aus, und zwar aus eigenen, allgemeinen, Steuermitteln, nicht aus dem Aufkommen der Kirchensteuer, die ja den Kirchen zusteht!).
Als weitere Spezialität wird in Deutschland eine Kirchensteuer erhoben (9 bzw. 10% der Einkommenssteuer), die Einnahmen der Kirchen werden also mit staatlicher Hilfe eingetrieben und die meisten Deutschen sind nach wie vor "Zwangsmitglied" in einer Kirche und finanzieren diese, obwohl die Zahl der Kirchenaustritte, nicht zuletzt finanziell motiviert, erheblich ist (in den letzten 10 Jahren sind jedes Jahr zwischen 250.000 und 500.000 Personen aus den Kirchen ausgetreten.
Im Jahre 2001 waren noch 65% der Deutschen Mitglied der evangelischen oder katholischen Kirche, 4% waren moslemisch und danach z.B. je 0.2% Buddhisten oder Juden.
Die abnehmende Anzahl der Kirchenmitglieder spielt natürlich eine große Rolle bei der Wahrnehmung der Arbeit der Kirche durch die Bevölkerung und die Kirchen werden in den kommenden Jahren weiter und deutlich an Einfluß (und Geld) verlieren.