Handel:
Große Einsparpotentiale im Maghreb

Nach Informationen der marokkanischen Direction de la Politique Economique Générale (DPEG, ein Forschungsinstitut des Finanzministeriums) besitzt die UMA (Union du Maghreb Arabe, der 1989 ins Leben gerufene Zusammenschluß der Länder Algerien, Libyen, Marokko, Mauretanien und Tunesien) große Potentiale für die Liberalisierung der Handelsbeziehungen und weitere Öffnung der Märkte. Deren Integration nach dem Vorbild anderer Zusammenschlüsse von Entwicklungsländern könne zu Handelsgewinnen von bis zu US$ 4,6 Mrd. führen. Voraussetzung sei jedoch die Umsetzung von Regierungserklärungen in konkretes Handeln.

Derzeit werde jedoch eine massive Konkurrenz beim Werben um den großen, gemeinsamen Kun-den, die Europäische Union, gepflegt. Dabei sind die Optionen auf Synergien vor allem zwischen Marokko und Tunesien besonders groß. Zwischen 1996 und 2000 waren die Exporte beider Staaten zu 79% identisch, Wettbewerbsvorteile überschneiden sich ebenfalls zu einem großen Teil. Einer intensiveren Kooperation stehen derzeit allerdings auch zahlreiche zolltechnische Regularien im Wege. Dementsprechend hoch ist auch die Abhängigkeit von Zolleinnahmen. Diese machten im Jahr 2000 17% des marokkanischen Staatshaushaltes aus. Zum Vergleich: In Mexiko, Indonesien oder Chile sind es 5-6%.

Weitere nichttarifäre Handelshemmnisse ergeben sich aus umfangreichen Qualitätskontrollen bei Im-und Exporten sowie der Vorgaben im Bereich von Ursprungszertifikaten. Der Austausch von Waren wird ferner durch unzureichende Transportlinien zu Lande und zu Wasser massiv behindert.

Industrie/Textil- und Bekleidung:

Maßnahmen zur Verbesserung der Konkurrenzfähig-keit auf den europäischen Märkten
Die tunesische Textil- und Bekleidungsbranche, eine der wichtigsten Zweige der Wirtschaft des Landes, gerät durch die stark wachsende Konkurrenz aus asiatischen Ländern zunehmend unter Druck. Die tunesische Textilproduktion ist zu 90% für den Export bestimmt und erwirtschaftet ei-nen Umsatz von annähernd € 3 Mrd. im Jahr. 1600 der insgesamt 2100 im Textilsektor tätigen Unternehmen produzieren ausschließlich für den Export, vor allem in europäische Länder. Ab dem Jahre 2005 wird es mit dem Ende des Multifaserabkommens den Ländern Asiens, wie China, Indien oder Indonesien, ebenfalls möglich sein, ihre Waren ohne Reglementierung auf dem europäischen Markt abzusetzen und somit eine enorme Konkurrenz für die nordafrikanischen Produkte darzustellen. Von Seiten der tunesischen Textilindustrie wird jetzt gefordert, mit Hilfe der tunesischen Regierung sowie der Europäischen Union Strategien zu entwickeln, die geeignet sind, die tunesische Absätze im Textilexport zu sichern und zu fördern. Der tunesische Minister für wirtschaftliche Entwick-lung, Nouri Jouini, rief die betroffenen Unternehmen auf, ihre Produktionskosten zu reduzieren, um preislich gegenüber den asiatischen Produkten konkurrenzfähig zu bleiben. Da an diesen Standorten vor allem die sehr geringen Löhne, die weit unter dem tunesischen Lohnniveau liegen, die günstigen Produktionskosten ermöglichen, stellte Nouri Jouini den tunesischen Unternehmern eine Reduzierung der steuerlichen Belastungen als Kompensation sowie Änderungen in den Produktions- und Lieferzeiten in Aussicht.

Industrie/Leder- und Schuhherstellung verzeichnet eine deutliche Expansion

Die tunesische Leder- und Schuhindustrie weist in den vergangenen Jahren einen deutlichen An-stieg ihrer Produktion auf. In den Jahren 1992 bis 2002 konnte die Produktion in diesem Sektor, der v.a. für den Export nach Europa produziert, verdreifacht werden. Die 423 heute in diesem Bereich tätigen Unternehmen arbeiten zum Großteil ausschließlich bzw. mehrheitlich mit europäi-schem Kapital (v.a. aus Italien, Frankreich und Deutschland), 134 Firmen sind reine Exportunter-nehmen.

Die Ausfuhren des Sektors bezifferten sich im Jahr 2002 auf insgesamt umgerechnet € 265 Mio. gegenüber € 60 Mio. im Jahre 1992, was einem jährlichen Wachstum von 18% entspricht.

Landwirtschaft:

Förderung des Anbaus exotischer Früchte
Exotische Früchte – etwa Kiwi, Mango oder Avocado – finden sich in Tunesien immer häufiger im Handel. Seit 1999 auf kleinen Versuchsplantagen kultiviert, sind diese Früchte vor allem ein Ni-schenprodukt und werden nur in bestimmten Handelsketten zum Verkauf angeboten. Eine Reihe finanzieller und steuerlicher Anreize, etwa ein Zuschuss von 50 % zum Ankauf der Pflanzen, soll Landwirte zur Kultivierung dieser Früchte motivieren.

Englische BG-Group erwartet Vertrag für das Kraftwerk in Barca

Die British Gas-Group erwartet die Vertragsunterzeichnung für die Konstruktion und den Bau des „Barca”-Kraftwerks. Die Firma steckt zur Zeit in schwierigen Verhandlungen mit der tunesischen Regierung, in denen es um die Einzelheiten für den Bau und den Betrieb des 500-MW-Kraftwerkes geht. Darüber hinaus wird auch über den Verkaufspreis für die zukünftig erzeugte Energie verhandelt, die an die Societe Tunesienne de l’Electricite & du Gaz (STEG) geliefert werden soll. BG wird etwa US-$ 220 Mio. in das Projekt investieren. Die Regierung fordert im Rahmen des Planes zur landesweiten Elektrizitätsversorgung eine Inbetriebnahme des Kraftwerkes bis spätestens 2006.