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Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149544
25/10/2004 16:33
25/10/2004 16:33

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Bei entsprechender Mobilisierung der tun. Wähler hier in D, wäre ja vielleicht noch ein besseres Ergebnis entstanden, oder?

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149545
25/10/2004 16:45
25/10/2004 16:45
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Die Wahlbeteiligung im Ausland soll hoch gewesen sein.

Voici les résultats des votes de la communauté tunisienne
à l’étranger pour l’élection présidentielle qui s’est déroulée
du 16 au 23 octobre 2004:
— Inscrits: 268.668 (Eingeschrieben)
— Votants: 249,186 (Wähler)
— Taux de participation: 92,75% (Wahlbeteiligung)
— Bulletins nuls: 1.426 (ungültig)
— Suffrages exprimés: 247.760 (gültig)
Nombre de voix obtenues par les candidats:
— Zine El Abidine Ben Ali: 244.518 (98,69%)
— Mohamed Bouchiha: 1.357 (0,55%)
— Mohamed Mounir Béji: 848 (0,34%)
— Mohamed Ali Halouani: 1.037 (0,42%)

D.h. Ben Ali hat im Ausland ein besseres Ergebnis als im Inland. Die Wahlbeteiligung lag bei 92,75%, was mich schon etwas überrascht. Aber villeicht liegt es daran, dass wir Studenten in Hannover mehr oder weniger abgeschnitten sind vom Rest der tunesichen "Gemeinschaft" im Ausland.

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149546
25/10/2004 16:55
25/10/2004 16:55

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Es wäre doch sicher interessant, auch mal von den anderen die Erfahrungen mitgeteilt zu bekommen....

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149547
25/10/2004 16:58
25/10/2004 16:58

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Hallo Soly,

kannst du mir vielleicht noch erklären, wie die Zahl der wahlberechtigten Personen zustande kommt:
Zitat:
Zur Wahl am Sonntag waren 4,6 Millionen Menschen aufgerufen.

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149548
25/10/2004 17:17
25/10/2004 17:17
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Da bin ich überfragt. Man darf nicht vergessen, dass viele Tunesier noch zu jung sind, um wählen gehen zu können. Mehr kann ich dazu nichts sagen, mir fehlen die Infos diesbezüglich.
Problematisch ist, dass viele nicht verstehen was Sinn der Wahlen ist. Viele wollen auch gar nicht erst in aller Diskretion wählen, sondern wollen demonstrieren, dass sie zum aktellen Präsdenten halten, entweder aus Überzeugung oder aus Angst (wovor?). Es wurde in einer Zeitung berichtet, dass ein Mann aufgefordert werden musste, alle Listen mitzunehmen und seine Wahl in aller Diskretion vornehmen sollte, was bestimmt kein Einzelfall ist. Es wurde auch berichtet, dass viele Jugendliche die Wahlplakate anderer parteien zerrissen haben, und man darf sich nach den motiven fragen. Ich denke mal, dass es unter anderem mit politischer Ignoranz zu tun hat.
Wer Französisch kann, dem würde ich den Artikel empfehlen:
Realités

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149549
26/10/2004 07:13
26/10/2004 07:13

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Guten Morgen,

ich habe mich nur gewundert, dass so wenige wahlberechtigt sind.

Einwohnerzahl: 9,97 Millionen
Bevölkerungsstruktur:
0-14 Jahre: 26%
15-64 Jahre: 67,5%
über 65 Jahre: 6,5%

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149550
26/10/2004 07:31
26/10/2004 07:31
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Man darf aber erst ab 20 wählen, wenn ich mich nicht irre. Ausserdem muss man sich glaube ich erst einmal registrieren, wenn man in Tunesien lebt. Bei meiner Familie in TN sind alle wahlberechtigt. Deine Frage ist berechtigt, eine Erklärung muss es aber bestimmt geben.
Wie hoch ist der Anteil der Wahlberechtigten in D? (Deutschland hat eine durchschnittlich ältere Gesellschaft, deswegen gehe ich davon aus, dass der Prozentsatz höher liegen dürfte).

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149551
26/10/2004 10:01
26/10/2004 10:01

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Die deutsche Gesellschaft ist älter und die Wahlberechtigten sind, prozentual gesehen, mehr.
Vielleicht gibt es ja irgendwo eine Seite, auf der man die Anzahl der Bürger vom Wahlalter (20?) an aufwärts einsehen kann. Ich habe schon alle Unterlagen hier bei mir durchgesehen und dort wird immer nur die Anzahl ab 15 angegeben.

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149552
26/10/2004 14:10
26/10/2004 14:10

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Artikel URL: http://de.news.yahoo.com/041025/12/49lag.html

"Montag 25. Oktober 2004, 23:16 Uhr
USA enttäuscht über Wahlverlauf in Tunesien

Washington (AP) Die USA haben sich enttäuscht über den Verlauf der Präsidentenwahl in Tunesien geäußert. Der stellvertretende Außenamtssprecher Adam Ereli sagte am Montag in Washington, die «Möglichkeit zur politischen Teilhabe am Wahlprozess» habe nicht dem entsprochen, was sich die USA gewünscht hätten. Oppositionskandidaten müssten das Recht zur freien Meinungsäußerung und zum Wahlkampf haben, sagte Ereli. Dies sei ein wichtiges Zeichen für die Stärke demokratischer Institutionen in jedem Land. Tunesien habe Fortschritte bei Wirtschaftsreformen, im Bildungssektor und bei den Frauenrechten gemacht, sei aber im Bereich Politik weit hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben.

Präsident Zine El Abidine Ben Ali wurde bei der Wahl am Sonntag laut offiziellem Endergebnis mit 95 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Zur Wahlbeteiligung machte die Regierung in Tunis keine Angaben. Eine Verfassungsänderung vor zwei Jahren hatte Ben Ali den Weg in seine vierte Amtszeit geebnet. Der Wahlsieg des 68-Jährigen, der vor 17 Jahren mit einem gewaltlosen Putsch an die Macht gelangte, galt schon vorab als sicher."

Na die haben's nötig!!!!!! [Wütend]

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149553
26/10/2004 18:22
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Tunesiens Präsident Ben Ali für vierte Amtszeit wiedergewählt
Montag 25 Oktober, 2004 09:40 CET

Tunis (Reuters) - Der tunesische Präsident Zine al-Abdine Ben Ali ist als deutlicher Sieger aus der Wahl am Sonntag hervorgegangen und steht damit vor seiner vierten Amtszeit.

Nach Auszählung aller 26 Wahlbezirke liege der Amtsinhaber mit 94,4 Prozent der Stimmen vorn, teilte das Innenministerium am Montag mit. Oppositionsparteien und Menschenrechtsgruppen warfen Ben Ali Wahlbetrug vor. Sie hatten die 4,6 Millionen Wahlberechtigten zum Boykott der Präsidenten- und gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahlen aufgerufen.

Der frühere General Ben Ali hat mit Mehrheiten von jeweils über 99 Prozent der Stimmen die vergangenen drei Präsidentenwahlen für sich entschieden. Der 68-jährige steht seit 17 Jahren an der Spitze des Mahgreb-Staats. Das Parlament wird seit vier Jahrzehnten seiner RCD-Partei kontrolliert. Das nordafrikanische Land ist einer der Verbündeten der USA in deren Kampf gegen den Terrorismus.

Source: http://www.reuters.de/newsPackageArticle.jhtml?type=topNews&storyID=608574§ion=news

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Tunesien wählt Parlament & Präsidenten: Wiederwahl von Staatschef Ben Ali sicher



Beobachter: Nur minimale Chancen für Herausforderer



In Tunesien wird heute ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt. Schon vor der Wahl bestand allerdings kein Zweifel daran, dass der amtierende Staatschef Zine El Abidine Ben Ali den Posten behalten wird - Beobachter räumten seinen drei Herausforderern nur minimale Chancen ein.



Der autoritär regierende Ben Ali ist in dem nordafrikanischen Land seit 17 Jahren an der Macht und wurde beim letzten Urnengang 1999 mit 99,4 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt.

Die zum Großteil staatlich kontrollierten Medien hatten in den vergangenen Wochen ausschließlich über den Wahlkampf des Staatschefs berichtet; die Kandidaten der Opposition sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Zu dem Urnengang sind 4,6 Millionen Menschen aufgerufen. (apa)


Source: http://www.networld.at/index.html?/articles/0443/15/96362.shtml

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Tunesiens Präsidentenwahl ohne Illusionen - Vor Wiederwahl Ben Alis





Foto: Khaled El-Fiqi dpa

Ein Tunesier läuft am 29.03.2004 in Monastir an einem überlebensgroßen Portrait des tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali vorbei (Archivbild). Ben Ali, der seit 17 Jahren an der Macht steht, gilt für die am kommenden Sonntag stattfindende Wahl, als haushoher Favorit. Regelmäßig wird er mit mehr als 99 Prozent im Amt bestätigt, bei der letzten Wahl hatte er drei Gegenkandidaten, diesmal werden es vier sein. Journalisten kritisieren jedoch, dass Ben Ali den Verfassungsrat, der wiederum entscheidet, welche Kandidaten ins Rennen gehen dürfen, mit Gefolgsleuten besetzt. Nach eigenen Angaben hat die Demokratische Verfassungspartei RCD mehr als zwei Millionen Mitglieder bei einer Gesamtbevölkerung von rund zehn Millionen Menschen.





Von Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

(Tunis/dpa) - Der tunesische Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali ist seit 17 Jahren an der Macht, hat sein Land voll im Griff und wird regelmäßig mit mehr als 99 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.
Bei der am Sonntag anstehenden Präsidentenwahl hätte der 68-jährige Autokrat eigentlich nicht mehr antreten dürfen. Doch Ben Ali hat sich durch ein Referendum zu einer Verfassungsänderung im Mai des Jahres 2002 - erneut mit 99,5 Prozent Zustimmung - den Weg ebnen lassen, jetzt und auch noch weiterhin sich selbst nachfolgen zu dürfen.

Die 4,6 Millionen Wahlberechtigten des zwischen Algerien und Libyen gelegenen Mittelmeeranrainers Tunesien gehen also ohne jede Illusion und Zweifel am Wahlausgang zur Urne. Wie klein die Schritte des Landes zu einer echten Demokratie sind, zeigt der Vergleich mit den Wahlen im Oktober 1999. Damals hatten die Tunesier erstmals in der Geschichte des seit 1956 unabhängigen Landes die Wahl - zwischen drei Kandidaten. Diesmal sind es vier. Drei Kandidaten der Opposition treten an mit dem Motto: Du hast zwar keine Chance, aber nutze sie.

Kritische Stimmen in Tunesien sprechen von Wahl-Maskerade oder Fassaden-Pluralismus in einem Land der Repression bei gleichzeitigem technischen und wirtschaftlichen Aufstieg. Ben Ali suche sich seine «Gegner» und die Abgeordneten der «Opposition» aus, so bemängelt der tunesische Journalist Kamel Labidi in der jüngsten Ausgabe von «Le Monde diplomatique» - die in Tunis an den Kiosken unauffindbar ist. Ben Ali habe den Verfassungsrat mit Gefolgsleuten besetzt, und dieses Gremium entscheide, welche Kandidaten ins Rennen gehen dürfen. Der Internationale Verband der Menschenrechtsligen (FIDH) in Paris nennt Ben Alis 99-Prozent-Resultate eines Diktators würdig und kritisiert
eine verschärfte Einschüchterungskampagne gegen Gegner im Wahlkampf.

Zu befürchten hat Ben Ali dabei nichts. Politische Beobachter meinen, ein Ergebnis klar unter den für ihn üblichen etwa 99 Prozent müsste ihm doch eigentlich ganz recht sein. Die Welt könnte dies als einen kleinen Schritt auf dem tunesischen Weg zur Demokratie werten.

Schon ein Ergebnis unter 90 Prozent für den Amtsinhaber wäre eine Überraschung, stehen doch die legalen Gewerkschaften hinter ihm und die allmächtige Regierungspartei RCD (Rassemblement Constitutionnel
Démocratique - Demokratische Verfassungspartei). Auch deren Sieg bei den gleichzeitigen Parlamentswahlen in den 26 Bezirken steht vorher schon fest - trotz der fünf Oppositionsparteien auf den Wahllisten.

Mit ihren nach Parteiangaben mehr als zwei Millionen Mitgliedern bei gut zehn Millionen Einwohnern kontrolliert die RCD das Land bis in den winzigsten Weiler. «Wir sind eine alt eingesessene, fürsorgliche Organisation mit Wurzeln in der Zeit des Befreiungskampfes», erklärt RCD-Generalsekretär Ali Chaouech der dpa die Macht seiner Partei.

Ben Ali war durch einen unblutigen Staatsstreich ans Ruder gekommen. Nach der Amtsübernahme von dem damals 80-jährigen Habib Bourgiba bugsierte er Tunesien mit sozialen und wirtschaftlichen Reformen in die Modernität. Die Tunesier genießen einen für Afrika bemerkenswerten hohen Lebensstandard, Investoren die technologische
Aufgeschlossenheit bei politischer Stabilität und Millionen Urlauber die Sandstrände mit weitgehend sicherer Umgebung und billigen Hotels.

Nicht in das Bild eines sicheren Landes passte der Anschlag des Terror-Netzes El Kaida im April 2002 auf der Ferieninsel Djerba - 21 Menschen starben, darunter 14 Deutsche. Ben Alis Politik ist es, mit allen Mitteln ein Bollwerk gegen radikale Islamisten zu sein, ein Verbündeter Washingtons im Kampf gegen den internationalen Terror und ein immer engerer Wirtschaftspartner der Europäischen Union. Wer da noch nach den Menschenrechten fragt, erhält oft zur Antwort: «Wollen Sie, dass unser Land so wie Algerien in Chaos und Anarchie versinkt?»

Während die Inflation ebenso Probleme aufwirft wie der massive Mangel an Arbeitsplätzen, weht der Konjunkturwind günstig. Und für Frauen hat Ben Ali schon immer viel getan. Bei den Parlamentswahlen muss jetzt erstmals jeder vierte Kandidat weiblich sein. Doch auch das dürfte viele Tunesier nicht dazu bewegen, Wahllokale aufzusuchen. Denn
die Würfel sind nach all ihren Erfahrungen doch längst gefallen.

Autor: Hanns-Jochen Kaffsack, dpa - 22.10.2004



Source: http://www.glaubeaktuell.net/portal/journal/journal.php?IDD=1098252449

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Der Wärter des Goldenen Käfigs
Tunesiens Staatschef Ben Ali lässt sich im Amt bestätigen - wohl wieder mit 99 Prozent der Stimmen
Oliver Meiler

ROM, 22. Oktober. Der tunesische Poet Ouled Ahmed beschrieb sein Land einmal so: "Tunesien ist ein Zoo, in dem sich die Internierten von ihren Wärtern ernähren und beherbergen lassen." Und wer sich schon in der Medina von Tunis unter den Jugendlichen umgehört hat, die von nichts mehr träumen als von Flucht, dem bleibt ein Begriff hängen, der die gleiche Idee wiedergibt: "Goldener Käfig".

Tunesien hat ein Postkartenimage. Die Strände von Hammamet, Monastir und Djerba ziehen jährlich fünf Millionen Touristen an. Die Gastgeber sind ausnehmend freundlich, die Preise unschlagbar tief. Die wirtschaftlichen Daten sind durchwegs gut, jährliche Wachstumsraten von fünf Prozent die Regel. Tunesien wird denn auch gern als die Schweiz Afrikas bezeichnet. Nirgendwo in der arabischen Welt haben Frauen mehr Rechte als in Tunesien, nirgends ist die Mittelschicht größer. Doch die Postkarte hat eine Kehrseite. Sie trägt das Konterfei jenes 68-jährigen Mannes mit fein nachgefärbten Haaren, dem alle Frontseiten der nationalen Presse gewidmet sind - jeden Tag.

Drei Alibi-Kandidaten

Zine al-Abidine Ben Ali regiert Tunesien seit 1987. Am Sonntag lässt sich der allmächtige Staatschef bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen zum vierten Mal im Amt bestätigen, für weitere fünf Jahre. Drei Gegenkandidaten ließ er diesmal zu. Zwei von ihnen bestimmte er selber, den dritten, Mohamed Ali Halouani von der postkommunistischen Partei Ettajdid, duldet er vermeintlich großmütig. Die Teilnahme des Oppositionellen dient dem Regime nur als Alibi: Alle drei Kontrahenten sind Figuren einer Farce. Gespannt ist man in Tunesien nur auf die Dezimalstellen nach der vorgegeben "99". Bei der letzten Präsidentenwahl gewann der frühere General Ben Ali mit offiziell 99,46 Prozent. 1994 waren es 99,91 und 1989 vergleichsweise bescheidene 99,27 Prozent.

Möglich wurde die neuerliche Wahl nur dank einer vorsorglichen Verfassungsänderung. Ben Ali befragte dazu vor zwei Jahren das Volk und ließ sich eine Zustimmung von 99,52 Prozent gutschreiben. Höhnisch grotesk mutet auch die Bestimmung an, wonach der legalen Opposition 20 Prozent der 182 Sitze im faktisch machtlosen Parlament zustehen. Ben Ali versteht die Regel als hehres Eingeständnis an den Pluralismus. Und so sitzen im Parlament 34 zum ewigen Dank verpflichtete Oppositionelle, deren Parteien offiziell nur zwischen 0,1 und 0,2 Prozent der Stimmen gewonnen haben. Der Rest geht automatisch an die Präsidenten-Einheitspartei RCD: 2,4 Millionen eingeschriebene Mitglieder, unfreiwillige mit eingerechnet. Jeder vierte Tunesier hat einen Parteiausweis des RCD, jeder neunte, so schätzt man, wurde als Zuträger des Regimes verdingt, kontrolliert sein Wohnviertel, sucht für das RCD-Politbüro nach Regimekritikern. Der Artikel 25 des Parteiengesetzes aus dem Jahr 1988 lautet: "Wer eine Partei gründet oder einer Partei als Führungsmitglied angehört, welche ... einen Akt der Demokratisierung der Nation anstrebt mit dem Ziel, die innere Sicherheit zu gefährden, wird mit einer maximal fünfjährigen Haftstrafe bestraft."

"Innere Sicherheit" ist ein dehnbarer Begriff in einem Polizeistaat. Ben Ali, selber einst Innenminister und Polizeichef, gängelt und zermürbt die Opposition. Den ehedem mächtigen Gewerkschaftsverband UGTT setzte er mit einigen Personalrochaden schachmatt. Menschenrechtler, Intellektuelle und unbequeme Journalisten lässt er am Flughafen abfangen, beschlagnahmt ihren Reisepass für ein paar Jahre, lässt sie verprügeln und ihre Autos sabotieren. Viele von ihnen wurden so ins Exil gezwungen.

Der Westen gratuliert

Wer im streng kontrollierten Internet auf regimekritischen Seiten surft, dem drohen hohe Haftstrafen. Die kleine verbotene islamistische Bewegung Ennahdha, die einst mit ihrem Einsatz für soziale Randgruppen in den großen Vorstädten von Tunis Popularität erreicht hatte, hat Ben Ali mit summarischen Prozessen klein gekriegt. Vor allem dazu gratuliert ihm der Westen. Tunesien ist nicht nur ein angenehmer Handelspartner, weil er mit einer Stimme spricht - der Stimme von Ben Alis Familienclan. Das Land gilt auch als Ruhepol in Arabien.

Tunesiens Nachbarn, der frühere "Schurkenstaat" Libyen und das vom Bürgerkrieg zerrissene Algerien, bereiteten dem Westen stets mehr Sorgen. Da mochte man in Paris, der Metropole der früheren Kolonialmacht, und in Washington nie kleinlich sein und genauer hinsehen. Vor allem seit den Attentaten vom 11. September 2001 und dem Selbstmordanschlag gegen eine Synagoge auf der Insel Djerba am 11. April 2002 galt die innere Repression in Tunesien als ein kleines, vernachlässigbares Übel.

Ben Ali schwang sich - wie andere arabische Autokraten auch - zu einem angesehenen Partner im internationalen Kampf gegen den Terror auf, zu einer Art Musterschüler. Er empfängt regelmäßig hohen Staatsbesuch aus dem Ausland, lässt sich umgarnen und geht seinerseits mit den modernen gesellschaftlichen Errungenschaften seines Vorgängers hausieren, des von ihm aus dem Amt geschassten "Vaters der Unabhängigkeit" Habib Bourgiba. Ben Ali zeigt den geblendeten Gästen nur das Gold. Der Käfig interessiert ohnehin niemanden.

Samstag, 23. Oktober 2004
Source: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/388602.html

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Tunesien: Boykottaufruf für Wahlen
Oppositionelle sprechen von "Nichtwahl": Langzeit-Staatschef Ben Ali steht als sein eigener Nachfolger fest

Genf - Mehrere tunesische Oppositionsparteien rufen zum Boykott der Präsidentschaftswahlen vom 24. Oktober auf. Es handle sich dabei um eine Wahlmaskerade, einmal mehr werde es keinen Machtwechsel geben, kritisieren sie. "Es findet eine 'Nichtwahl' statt", sagte Mustapha Ben Jafaar, Generalsekretär des staatlich zugelassenen Demokratischen Forums für die Arbeit und die Freiheiten (FDTL) am Donnerstag in Genf. Denn das Wahlresultat sei schon bekannt, Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali werde sein eigener Nachfolger werden.

Ben Ali präsentiert sich neben drei Gegenkandiaten kleiner Oppositionsparteien, die kaum eine Chance haben, sich gegen ihn durchzusetzen. Als Kandidaten zugelassen sind nur Personen, die seit mindestens fünf Jahren Chef einer Partei sind, welche im Parlament vertreten ist. Das Wahlgesetz verlange, dass die Wähler in Listen eingetragen werden, sagte Hamma Hammami, Sprecher der kommunistischen Arbeiterpartei Tunesiens (PCOT), die ebenfalls zum Boykott der Präsidentschafts- sowie der gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahlen aufruft.

Wahlberechtigte

Zwei von sechs Millionen theoretisch Wahlberechtigten seien jedoch nicht eingetragen und könnten somit nicht wählen. Die Wahlen könnten außerdem leicht gefälscht werden, da nur die Regierungspartei Demokratische Verfassungsversammlung (RCD) den Wahlgang kontrollieren könne, führte Hammami aus. Da die RCD in den Wahlkreisen alle Parlamentssitze gewinnen werde, seien den Oppositionsparteien bereits eine begrenzte Zahl von Sitzen - 37 von 189 - zugesprochen worden.

Für einen Boykott der Präsidentschaftswahlen ist auch die legale Demokratisch-Fortschrittliche Partei (PDP) von Ahmed Najib Chebbi. an den Parlamentswahlen hingegen will sich die PDP beteiligen.

"Präsident auf Lebenszeit"

Ben Ali ist seit 1987 an der Macht. Sechs Wochen nach seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten hatte der General den Gründer des modernen Tunesiens und "Präsidenten auf Lebenszeit", Habib Bourguiba, wegen Senilität abgesetzt. Bei den letzten Wahlen 1999 wurden Ben Ali nach offiziellen Angaben mit mehr als 99 Prozent der Stimmen gewählt.

2002 ließ er ein Referendum zur Verfassungsänderung durchführen, um für ein viertes Mandat kandidieren und theoretisch bis 2014 an der Macht bleiben zu können. Außerdem verschaffte er sich damit eine lebenslange rechtliche Immunität. Das Referendum wurde von der streng überwachten Bevölkerung offiziell mit 99 Prozent der Stimmen angenommen. Für Ben Jafaar war der Volksentscheid jedoch unglaubwürdig, da es an den Minimalvoraussetzungen für eine freie Abstimmung fehlte. (APA/sda)

Source: http://derstandard.at/?url=/?id=1825728

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Vorhersehbare Wahlen in Tunesien
Fast einstimmige Wiederwahl Präsident Ben Alis erwartet - Repressionen gegenüber Opposition kritisiert - mit Grafik

Tunis/Wien - Die Präsidenten- und Parlamentswahlen am kommenden Sonntag in Tunesien lassen keine Überraschungen erwarten. Präsident Zine al Abidine Ben Ali ist seit seiner Machtübernahme vor mehr als 15 Jahren bisher jedes Mal mit etwa 99 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Auch der Sieg von Ben Alis Partei RCD (Demokratische Verfassungspartei) bei den Parlamentswahlen steht offenbar schon fest - obwohl es auch fünf Oppositionsparteien auf den Wahllisten gibt.

Gegenkandidaten

Gegen Ben Ali treten vier oppositionelle Kandidaten an. Bei den vorigen Wahlen 1999, wo es erstmals Gegenkandidaten gegen den amtierenden Staatschef gab, waren es drei. Allerdings haben diese kaum Chancen, in der Öffentlichkeit bekannt zu werden oder gar einen Wahlerfolg zu erringen. Beobachter und Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass wirklich freie Wahlen auch diesmal nicht möglich sein werden. Die Organisation der Wahlen "macht eine groß angelegt Wahlfälschung möglich", kritisierte etwa die tunesische Menschenrechtsliga (LTDH) laut Nachrichtenagentur AFP. Unter diesen Umständen erwartet keiner der 4,6 Millionen Wahlberechtigten eine grundlegende Änderung der politischen Situation.

Repressionen gegenüber Dissidenten

Menschenrechtsorganisationen werfen dem Staat Repressionen gegenüber Dissidenten und Oppositionellen vor. Politische Gefangene werden oft jahrelang in Isolationshaft gehalten, Internetcafés streng überwacht, Oppositionelle von Polizisten verprügelt, Medien kontrolliert. Die RCD beherrscht alle Bereiche des öffentlichen Lebens in dem Maghreb-Staat, überall hängt das Porträt des 68-jährigen Staatschefs Ben Ali. Der ehemalige Geheimdienstchef hatte 1987 Habib Bourguiba, den Gründer des unabhängigen Tunesien und "Präsidenten auf Lebenszeit", in einem unblutigen Putsch gestürzt und selbst die Macht übernommen.

Liberale Regelung bei Frauenrechten

Die Hauptargumente von Ben Alis Regime sind der bedeutende wirtschaftliche Wachstum und die politische Stabilität, die unter der Herrschaft des Präsidenten in dem Zehn-Millionen-Einwohner-Staat erreicht wurden. Im Bereich der Frauenrechte ist Tunesien der liberalste Staat im gesamten arabischen Raum, die Analphabetenrate ist weit niedriger als in Algerien oder Marokko, der öffentliche Verkehr funktioniert. Die Regierung verweist als negatives Gegenbeispiel immer wieder auf Algerien, wo seit über einem Jahrzehnt ein zäher Krieg zwischen dem Staat und islamistischen Rebellen stattfindet, nachdem 1992 der Wahlsieg der fundamentalistischen Islamischen Heilsfront (FIS) von den Behörden nicht anerkannt worden war. (APA)

Source: http://derstandard.at/?url=/?id=1833371

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Der tunesische Zoo und der Wärter im goldenem Käfig

Von unserem Mitarbeiter OLIVER MEILER (Die Presse) 23.10.2004

Präsident Ben Ali lässt sich zum vierten Mal wählen. Offen ist nur die Kommastelle hinter den 99 Prozent.

Source : http://www.diepresse.at/Artikel.aspx?channel=p&ressort=a&id=448727

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Wahlen in Tunesien haben begonnen
- Sieg des amtierenden Staatschefs Ben Ali gilt als sicher -

Source: http://www.wallstreet-online.de/ws/news/worldnews/main.php?action=viewnews&newsid=1400567&m=24.1&

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149554
26/10/2004 20:30
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Claudia Poser-Ben Kahla Offline
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94 Prozent für Tunesiens Ben Ali
Der Präsident des nordafrikanischen Landes wird zum vierten Mal wieder gewählt. Dafür wurde eigens die Verfassung geändert. Die Opposition beklagt schwere Einschränkungen der Wahlfreiheit
VON REINER WANDLER
Der tunesische Präsident Zine El Abidine Ben Ali ist bei den Wahlen am Sonntag für eine vierte Amtszeit wieder gewählt worden. Er setzte sich mit 94,48 Prozent der Stimmen gegen drei Mitbewerber durch. Mohamed Bouchiha, Generalsekretär der Partei der Volkseinheit (PUP), bekam 3,78 Prozent und Mounir Beji von der Sozialliberalen Partei (PSL) 0,79 Prozent. Beide Kandidaten gelten als regimetreu. Sie wurden, so die Vorwürfe des einzigen echten Oppositionskandidaten, Mohamed Ali Halouani von der exkommunistischen Ettajdid, als Feigenblatt von Ben Ali selbst ins Rennen geschickt. Halouani erzielte 0,95 Prozent.

Vor fünf Jahren errang Ben Ali noch 99,44 Prozent. Bei den damaligen Wahlen waren zum ersten Mal Gegenkandidaten zugelassen. Bis 1987 war Ben Ali tunesischer Sicherheitschef. Er zog in den Präsidentenpalast ein, nachdem er den Vater des unabhängigen Tunesien, Habib Bourguiba, unter dem Vorwand aus dem Amt jagte, dieser sei senil.

Bei den gleichzeitig stattgefundenen Parlamentswahlen erzielte die Staatspartei Demokratische Konstitutionelle Versammlung (RCD) nach Hochrechnungen der französischen Nachrichtenagentur AFP mindestens 80 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sie stellt damit 152 der 189 Abgeordneten. Die Demokratisch-Sozialistische Bewegung (MDS) bekommt 14 Sitze, die PUP elf, die Einheitliche Demokratische Union (UDU) erhält acht, die Exkommunisten und die PSL kommen auf jeweils zwei Sitze.

Bereits im Vorfeld wurden Ben Ali und seiner RCD schwere Verstöße gegen die Wahlfreiheit vorgeworfen. Die Fortschrittliche Demokratische Partei (PDP) zog am vergangenen Donnerstag ihre Kandidatur zurück. "Wir waren schwerem Druck und Verletzungen unserer Rechte ausgesetzt", beschwerte sich deren Vorsitzender Ahmed Nejib Chebbi. Er selbst wurde als Präsidentschaftskandidat nicht zugelassen; in fünf der 26 Wahlkreise wurde die Kandidatur der PDP annulliert. Chebbi gab die Teilnahme an den Wahlen auf, nachdem er daran gehindert wurde, an zwei Sendungen des arabischen Fernsehsenders al-Dschasira teilzunehmen. Im Wahlgesetz wird Werbung in ausländischen Medien ausdrücklich untersagt. "Die PDP durfte ihre Kundgebungen abhalten und hatte die Möglichkeit, ihre Anzeigen in der nationalen Presse zu schalten", konterte das Innenministerium die Vorwürfe Chebbis.

Was die Regierung Ben Alis verschweigt, kritisierte Reporter ohne Grenzen vor dem Urnengang. Den 4,6 Millionen Wählern "wurden während des gesamten Wahlkampfes unabhängige Informationen vorenthalten", heißt es im jüngsten Bericht der in Paris ansässigen Organisation. Die gleichgeschalteten Zeitungen hätten "nur einseitige, eintönige und übertriebene Informationen geboten. Unter diesen Bedingungen scheint es völlig unmöglich und illusorisch zu sein, freie und transparente Wahlen zu organisieren", warnte Reporter ohne Grenzen.

Auch Menschenrechtsorganisationen klagten im Vorfeld der Wahlen das Regime an. In Tunesien sitzen etwa noch immer knapp 700 gewaltfreie, politische Häftlinge in den Gefängnissen. Die meisten kommen aus dem Umfeld der verbotenen islamistischen Ennahda von Rachid Ghanouchi.

Für die Wahlen vom Sonntag hatte Ben Ali vor zwei Jahren eigens die Verfassung ändern und die Regelung streichen lassen, nach der ein Präsident dreimal jeweils fünf Jahren amtieren durfte. Seither kann jeder kandidieren, der jünger ist als 75 Jahre. Ben Ali ist 68. Damit kann er im Jahr 2009 noch einmal antreten.

meinung und diskussion SEITE 12
taz Nr. 7497 vom 26.10.2004, Seite 11, 121 Zeilen (TAZ-Bericht), REINER WANDLER

BEI DEN WAHLEN IN TUNESIEN ZEMENTIERT PRÄSIDENT BEN ALI SEINE MACHT
Maghrebinische Menetekel
Bei Wahlen in Tunesien gibt es keine Überraschungen. Wenn Staatschef Zine El Abidine Ben Ali zu den Urnen ruft, erhält er stets über 90 Prozent. Und das, selbst wenn er Gegenkandidaten zulässt wie bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag.

Die Einzigen, die ihm in seiner 17jährigen Amtszeit hätten gefährlich werden können, sind die Islamisten. Doch deren Partei Ennahda ist verboten, rund 700 ihrer Anhänger sitzen in Haft und ihr Chef Rachid Ghanouchi lebt im Exil in London. Sie sind zwar lediglich gemäßigte Islamisten, die eine religiös orientierte Politik nach dem Vorbild der Christdemokraten in Europa anstreben. Doch genutzt hat ihnen dieser sanfte Kurs nichts.

Denn der Westen setzt fest auf Ben Ali. Daran ändern auch die erschreckenden Berichte internationaler Menschenrechtsorganisationen nichts. Der ehemalige Sicherheitschef Tunesiens gilt den Regierenden von Paris über Rom bis nach Berlin und Washington als Garant der Stabilität. Mit seiner liberalen Wirtschaftspolitik hat er aus Tunesien ein Land gemacht, das für die europäische Industrie als verlängerte Werkbank interessant ist und die Tourismusbranche anzieht. Die Bevölkerung lebt besser als in den restlichen Maghrebstaaten.

Dennoch klagen Regimekritiker über den Filz aus Sicherheitsapparat und Staatspartei RCD: Die Korruption behindere mittlerweile eine weitere Entwicklung des Landes. Die Mittelklasse ist von der Beteiligung am politischen Leben ausgeschlossen, und die Repression und die Kontrolle der Medien blockieren jeden Übergang zur Demokratie.

Der allein aber kann dafür garantieren, dass sich die Unzufriedenheit nicht irgendwann radikale Wege bahnt. So wie einst in Algerien: Auch dort kontrollierte ein übermächtiger Präsident mit seiner Staatspartei jahrzehntelang das gesamte gesellschaftliche Leben. Bis Algerien explodierte und in eine tiefe, blutige Krise stürzte.

Den Bürgerkrieg im Nachbarland nutzte Ben Ali geschickt, um seine Repression gegen jedwede Opposition zu rechtfertigen. Er und die, die ihn unterstützen, sollten aber andere Lehren aus diesem Menetekel ziehen. " REINER WANDLER

taz Nr. 7497 vom 26.10.2004, Seite 12, 46 Zeilen (Kommentar), REINER WANDLER

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149555
26/10/2004 21:21
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Man kann nur hoffen, das so etwas wie in Algerien nie in TN geschieht.

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149556
27/10/2004 06:22
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Ja hoffen so das es alles läuft ohne große Probleme, Demokratie das wissen wir das dies kaum möglich ist.

Kommentiert: Demokratie auf Tunesisch



Von Ralph Schulze Ben Ali und seine wunderbaren Wahlsiege. So könnte der Titel jenes arabischen Märchens lauten, das gerade unter dem Etikett "Präsidentenwahl" im Urlaubsland Tunesien aufgeführt wurde. Ein Schauspiel, das mit über 90 Prozent Zustimmung an Einheitswahlen in kommunistischen Staaten erinnert. Und das für all jene, die nicht auf Ben Alis Seite sind, ein Albtraum ist.

Ben Ali gilt als einer der härtesten Diktatoren im arabischen Raum. Einer, der Andersdenkende bespitzeln, verfolgen, foltern, einsperren oder aus dem Land treiben lässt. Die Opposition, die bei dieser Wahlfarce wieder keine Chance hatte, weiß ein Lied davon zu singen. Über massive Menschenrechtsverstöße sieht auch der Westen großzügig hinweg, weil Ben Ali den gemeinsamen Feind, den auch in Tunesien wuchernden radikalen Islamismus, ohne Rücksicht auf Verluste bekämpft.

Dass der Polizeistaat Tunesien nicht so friedlich ist, wie Ben Ali es gerne hätte, zeigte sich im April 2002, als 21 Menschen, darunter 14 Deutsche, bei einem Anschlag auf der Insel Djerba starben. Seitdem ist das Bewusstsein gewachsen, dass eine große terroristische Bedrohung für Europa derzeit aus Staaten Nordafrikas kommt, von denen sich keiner der Demokratie rühmen kann. Europa setzt derweil auf Wandel durch Handel, um Tunesien und die Nachbarstaaten zu stabilisieren und zu Reformen zu bewegen. Das ist im Prinzip richtig. Doch darf diese Politik nicht dazu führen, dass sich Regimes wie das von Ben Ali zu weiteren Unrechtstaten ermutigt fühlen.

25.10.2004
http://www.otz.de

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149557
29/10/2004 06:55
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Tunesien

Ohne Illusion zur Urne

© Fethi Belaid/AFP

Seit 17 Jahren an der Macht: Tunesiens Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali



Zu befürchten hat Tunesiens Staatschef Ben Ali bei der Präsidentenwahl nichts. Schon ein Ergebnis unter 90 Prozent für den Amtsinhaber wäre eine Überraschung. Kritiker sprechen von einer "Wahl-Maskerade".

Der tunesische Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali ist seit 17 Jahren an der Macht, hat sein Land voll im Griff und wird regelmäßig mit mehr als 99 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Bei der am Sonntag (24. Oktober) anstehenden Präsidentenwahl hätte der 68-jährige Autokrat eigentlich nicht mehr antreten dürfen. Doch Ben Ali hat sich durch ein Referendum zu einer Verfassungsänderung im Mai des Jahres 2002 - erneut mit 99,5 Prozent Zustimmung - den Weg ebnen lassen, jetzt und auch noch weiterhin sich selbst nachfolgen zu dürfen.

Kleinstschritte zur Demokratie
Die 4,6 Millionen Wahlberechtigten des zwischen Algerien und Libyen gelegenen Mittelmeeranrainers Tunesien gehen also ohne jede Illusion und Zweifel am Wahlausgang zur Urne. Wie klein die Schritte des Landes zu einer echten Demokratie sind, zeigt der Vergleich mit den Wahlen im Oktober 1999. Damals hatten die Tunesier erstmals in der Geschichte des seit 1956 unabhängigen Landes die Wahl - zwischen drei Kandidaten. Diesmal sind es vier. Drei Kandidaten der Opposition treten an mit dem Motto: Du hast zwar keine Chance, aber nutze sie.



Kritische Stimmen in Tunesien sprechen von "Wahl-Maskerade" oder "Fassaden-Pluralismus" in einem Land der Repression bei gleichzeitigem technischem und wirtschaftlichem Aufstieg. Ben Ali suche sich seine "Gegner" und die Abgeordneten der "Opposition" aus, so bemängelt der tunesische Journalist Kamel Labidi in der jüngsten Ausgabe von "Le Monde diplomatique" - die in Tunis an den Kiosken unauffindbar ist. Ben Ali habe den Verfassungsrat mit Gefolgsleuten besetzt, und dieses Gremium entscheide, welche Kandidaten ins Rennen gehen dürfen. Der Internationale Verband der Menschenrechtsligen (FIDH) in Paris nennt Ben Alis 99-Prozent-Resultate eines Diktators würdig und kritisiert eine verschärfte Einschüchterungskampagne gegen Gegner im Wahlkampf.

Zu befürchten hat Ben Ali dabei nichts. Politische Beobachter meinen, ein Ergebnis klar unter den für ihn üblichen etwa 99 Prozent müsste ihm doch eigentlich ganz recht sein. Die Welt könnte dies als einen kleinen Schritt auf dem tunesischen Weg zur Demokratie werten. Schon ein Ergebnis unter 90 Prozent für den Amtsinhaber wäre eine Überraschung, stehen doch die legalen Gewerkschaften hinter ihm und die allmächtige Regierungspartei RCD (Rassemblement Constitutionnel Démocratique - Demokratische Verfassungspartei). Auch deren Sieg bei den gleichzeitigen Parlamentswahlen in den 26 Bezirken steht vorher schon fest - trotz der fünf Oppositionsparteien auf den Wahllisten.

Mit ihren nach Parteiangaben mehr als zwei Millionen Mitgliedern bei gut zehn Millionen Einwohnern kontrolliert die RCD das Land bis in den winzigsten Weiler. "Wir sind eine alt eingesessene, fürsorgliche Organisation mit Wurzeln in der Zeit des Befreiungskampfes", erklärt RCD-Generalsekretär Ali Chaouech der dpa die Macht seiner Partei.



Bemerkenswert hoher Lebensstandard
Ben Ali war durch einen unblutigen Staatsstreich ans Ruder gekommen. Nach der Amtsübernahme von dem damals 80-jährigen Habib Bourgiba bugsierte er Tunesien mit sozialen und wirtschaftlichen Reformen in die Modernität. Die Tunesier genießen einen für Afrika bemerkenswerten hohen Lebensstandard, Investoren die technologische Aufgeschlossenheit bei politischer Stabilität und Millionen Urlauber die Sandstrände mit weitgehend sicherer Umgebung und billigen Hotels.

Nicht in das Bild eines sicheren Landes passte der Anschlag des Terror-Netzes El Kaida im April 2002 auf der Ferieninsel Djerba - 21 Menschen starben, darunter 14 Deutsche. Ben Alis Politik ist es, mit allen Mitteln ein Bollwerk gegen radikale Islamisten zu sein, ein Verbündeter Washingtons im Kampf gegen den internationalen Terror und ein immer engerer Wirtschaftspartner der Europäischen Union. Wer da noch nach den Menschenrechten fragt, erhält oft zur Antwort: "Wollen Sie, dass unser Land so wie Algerien in Chaos und Anarchie versinkt?"

Während die Inflation ebenso Probleme aufwirft wie der massive Mangel an Arbeitsplätzen, weht der Konjunkturwind günstig. Und für Frauen hat Ben Ali schon immer viel getan. Bei den Parlamentswahlen muss jetzt erstmals jeder vierte Kandidat weiblich sein. Doch auch das dürfte viele Tunesier nicht dazu bewegen, Wahllokale aufzusuchen. Denn die Würfel sind nach all ihren Erfahrungen doch längst gefallen.





Hanns-Jochen Kaffsack/DPA

Source: http://www.stern.de/politik/ausland/?id=531350

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TUNIS: Bei der Präsidentenwahl in Tunesien ist Staatschef Zine El Abidine Ben Ali erwartungsgemäß im Amt bestätigt worden. Nach Angaben der Regierung erhielt Ben Ali mehr als 94 Prozent der Stimmen. Der wegen seines autoritären Führungsstils kritisierte Präsident regiert in Tunesien bereits seit 1987.

Source: http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1158728,00.html

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25. Oktober 2004 über Wahlverlauf in Tunesien

Die USA haben sich enttäuscht über den Verlauf der Präsidentenwahl in Tunesien geäußert. Der stellvertretende Außenamtssprecher Adam Ereli sagte am Montag in Washington, die 'Möglichkeit zur politischen Teilhabe am Wahlprozess' habe nicht dem entsprochen, was sich die USA gewünscht hätten. Oppositionskandidaten müssten das Recht zur freien Meinungsäußerung und zum Wahlkampf haben, sagte Ereli. Dies sei ein wichtiges Zeichen für die Stärke demokratischer Institutionen in jedem Land. Tunesien habe Fortschritte bei Wirtschaftsreformen, im Bildungssektor und bei den Frauenrechten gemacht, sei aber im Bereich Politik weit hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben.

Präsident Zine El Abidine Ben Ali wurde bei der Wahl am Sonntag laut offiziellem Endergebnis mit 95 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Zur Wahlbeteiligung machte die Regierung in Tunis keine Angaben. Eine Verfassungsänderung vor zwei Jahren hatte Ben Ali den Weg in seine vierte Amtszeit geebnet. Der Wahlsieg des 68-Jährigen, der vor 17 Jahren mit einem gewaltlosen Putsch an die Macht gelangte, galt schon vorab als sicher.

(N24.de, AP)

Source : http://www.n24.de/ticker/index.php/p2004102523164300002

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Präsidentenwahl in Tunesien

"Champion of Human Rights"- Wahlsieger mit Ansage

In Tunesien ist von Wahlfieber nichts zu merken. Die Parlaments- und Präsidentschaftswahl dient ohnehin nur einem Zweck: Die Präsidentschaft auf Lebenszeit für Amtsinhaber Zine El Abidine Ben Ali zu legitimieren. Von Peter Philipp

| Bild:
Bekommt Ben Ali wieder mehr als 99 Prozent der Stimmen? | 4,6 Millionen wahlberechtigte Tunesier waren am Sonntag aufgerufen, einen neuen Staatspräsidenten zu wählen. Zine El Abidine Ben Ali ist seit 17 Jahren an der Macht, hat sein Land voll im Griff und wird regelmäßig mit mehr als 99 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.

Bei der anstehenden Präsidentenwahl hätte der 68-jährige Autokrat eigentlich nicht mehr antreten dürfen. Doch Ben Ali hat sich durch ein Referendum zu einer Verfassungsänderung im Mai des Jahres 2002 - erneut mit 99,5 Prozent Zustimmung - den Weg ebnen lassen, jetzt und auch noch weiterhin sich selbst nachfolgen zu dürfen.

Nie unter 99 Prozent der Stimmen

Vor Jahren noch wurden in Tunis und in anderen Städten des Landes Plakate mit dem Konterfei von Staatschef Zine El Abidine Ben Ali ausgehängt, auf denen dieser sich - sogar in Englisch - als "Champion of Human Rights" feiern ließ.

Ausländische Besucher - denen diese Werbung wohl galt, kamen meist zum eher sarkastischen Befund, der Mann werde solches Lob "wohl nötig haben", die Tunesier hingegen blieben unbeeindruckt davon. In doppelter Weise: Einmal glaubten sie den Spruch nicht, zum zweiten aber gaben sie Ben Ali bei Wahlen immer wieder ihre Stimme. Das jetzt schon seit 17 Jahren und an diesem Sonntag zum vierten Mal.

Mit Ergebnissen ist am Montag zu rechnen. Sie taten es immer mit solch überwältigender Mehrheit, dass auch dies schon wieder eher peinlich wirkte: nie unter 99 Prozent stimmten für Ben Ali. Nur Saddam Hussein schaffte es auf mehr.

Ben Ali für immer

Es besteht kein Zweifel, dass der Wahlsieg Ben Alis auch diesmal ebenso überwältigend wie decouvrierend sein wird. Die Bürger haben sich längst damit abgefunden, dass das Regime des ehemaligen Geheimdienst-Generals mit Freiheit, Demokratie und Menschenrechten nichts gemein hat, dass es den Einwohnern aber einen gewissen Wohlstand und soziale Ruhe beschert. Und dass Tunesien deswegen - und wegen des florierenden Tourismus im Ausland als liberales und weltoffenes Land gilt.

Die tunesische Anwältin Radhia Nasraoui – Frau von Kommunistenführer Hamami -, widerspricht dem, wo sie nur kann und wird dafür in ihrer Arbeit massiv behindert.

In einer Pressekonferenz in Genf warf sie 2003 dem Westen vor, über die wahren Verhältnisse in Tunesien hinwegzusehen und die Repression durch das Regime hinzunehmen, solange dieses westlichen Interessen diene. So habe die US-Regierung Tunesien einen "Persilschein" ausgestellt, weil es die Irak-Politik von George W. Bush unterstütze. Und auch Paris stelle sich bedenkenlos hinter Ben Ali.

Repressionen gegen Dissidenten

In der Tat hat der "Champion of Human Rights" eine reichlich negative Bilanz aufzuweisen: Journalisten werden drangsaliert und immer wieder inhaftiert, die staatlichen Medien stehen unter der Kontrolle des Geheimdienstes und politische Gegner werden verfolgt.

Es sei denn, sie stellen sich bei Wahlen als symbolische Zählkandidaten zur Verfügung. Wer nicht genehm ist, wird in die Ecke des muslimischen Extremismus gedrängt und als Staatsfeind verfolgt.

Die Partei Ben Alis - "Rassemblement Constitutionnel Démocratique" (RCD) - stellt mit 149 von 182 Parlamentssitzen die absolute Mehrheit im Parlament, sieben Oppositionsparteien sind chancenlos, mehr als ein paar Sitze zu gewinnen.

Und wie so oft in solchen Situationen: Das Regime stützt sich auf Freunde und Verwandte Ben Alis, viele von ihnen wie er aus der Gegend von Sousse - südlich von Tunis. Und es ist ein lukratives Unternehmen, zum Kreis der Mächtigen zu gehören.

Da sich Ben Ali seiner Wiederwahl sicher sein kann, gibt es jetzt viele Plakate, auf denen nur das Bild des Präsidenten prangt, ohne jeden Slogan oder Versprechung. Und auch ohne den "Champion of Human Rights"

Peter Philipp
© DEUTSCHE WELLE/DW-WORLD.DE 2004
Source: http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-468/_nr-219/i.html

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Wahlen in Tunesien haben begonnen

TUNIS - In Tunesien haben am Morgen die Wahlen für ein neues Parlament und einen neuen Präsidenten begonnen. Die Wahlbüros öffneten um 7.30 Uhr (8.30 Uhr MESZ).

Schon zu Beginn der Wahl bestand kein Zweifel daran, dass der amtierende Staatschef Zine El Abidine Ben Ali den Posten behalten wird - Beobachter räumten seinen drei Herausforderern nur minimale Chancen ein.

Der autoritär regierende Ben Ali ist in dem nordafrikanischen Land seit 17 Jahren an der Macht und wurde beim letzten Urnengang 1999 mit 99,4 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt.

Die zum Grossteil staatlich kontrollierten Medien hatten in den vergangenen Wochen ausschliesslich über den Wahlkampf des Staatschefs berichtet; die Kandidaten der Opposition sind in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Zu dem Urnengang sind 4,6 Millionen Menschen aufgerufen.

sda

Source: http://www.zisch.ch/navigation/top_main_nav/NEWS/International/detail.htm?client_request_contentOID=10800

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Tunesische Regierung verkündet 99%-Ergebnis:
Präsident Ben Ali bestätigt
Tunis - Der tunesische Präsident Zine El Abidine Ben Ali ist bei den Wahlen vom Sonntag mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt worden. Nach Angaben des Innenministeriums in Tunis vom Montag gewann Ben Ali mit mehr als 99 Prozent der Stimmen.

Das offizielle Ergebnis sollte am späten Montag bekannt gegeben werden. Die Wahlbeteiligung habe bei etwa 90 Prozent gelegen. Erstmals seit der Unabhängigkeit von Frankreich und der Staatsgründung im Jahr 1956 traten bei der Präsidentenwahl Bewerber mehrerer Parteien an.

"Oppositionskandidaten" erklärten sich chancenlos
Die beiden Oppositionskandidaten, Behlag Amor und Abderrahmane Tlili, hatten bereits vor der Wahl erklärt, sie seien chancenlos. Die 3,5 Millionen Wahlberechtigten der insgesamt 9,4 Millionen Einwohner stimmten außerdem über die Sitzverteilung im 182-köpfigen Parlament ab, in dem die Regierungspartei bisher beherrschende Kraft war. Die Ergebnisse waren noch nicht bekannt.

Der 63-jährige Ben Ali (Foto, mit seiner Frau Leila) von der Demokratischen Konstitutionellen Sammelpartei (RCD) war für eine dritte fünfjährige Amtszeit angetreten. Ben Ali kam 1987 mit einer Palastrevolte gegen den Staatsgründer und Präsidenten auf Lebenszeit Habib Bourguiba an die Macht. Bei den Präsidentenwahlen 1989 und 1994 war er einziger Bewerber und gewann mit jeweils über 99 Prozent.

Reservierte Plätze
Nach einem neuen Wahlgesetz stehen der Opposition mindestens 20 Prozent der Parlamentssitze zu, also mindestens 34 Mandate. Im alten Parlament hatte sie nur 19 Sitze. Insgesamt bewarben sich 906 Kandidaten aus sieben Parteien und zehn unabhängigen Listen.

AP; Foto: dpa



Source : http://rhein-zeitung.de/on/99/10/25/topnews/wahltn.html

Re: Präsidentschaftswahlen 2004 in Tunesien #149558
01/11/2004 18:32
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KOMMENTAR: TUNESIEN

Ben Alis Demokratie-Theater

VON MARTIN DAHMS

Erstaunlich das Bedürfnis der Diktatoren dieser Welt, ihren Regimen einen demokratischen Anstrich zu geben. Tunesiens starker Mann Ben Ali lässt sich seit 1989 alle fünf Jahre von seinem 10-Millionen-Volk im Amt bestätigen. Er lässt sogar Gegenkandidaten auf die Wahlzettel drucken, damit der Schein umso schöner trügt. Wahrscheinlich hat Ben Alis demokratisches Gewissen ihm dieses Mal auch eingeflüstert, er solle sich mit weniger als den bisher üblichen 99 Prozent zufrieden geben. 94,48 Prozent, das Ergebnis dieses Sonntags, sieht schon fast aus wie ein richtiger Wahlsieg.

Tunesiens geknebelte Opposition weiß, dass die Demokratie in ihrem Land abwesend ist. Ben Ali genießt die Sicherheit, die ihm sein perfekter Überwachungsapparat garantiert. Das wissen auch alle, die sich im Ausland nur ein wenig mit Tunesien befassen. Doch die Welt hat andere Sorgen. Tunesien ist eine Insel der Stabilität, verglichen mit dem unberechenbaren Libyen und dem vom Bürgerkrieg verwundeten Algerien. Die Wirtschaft wächst fast ohne Knick, die Löhne sind höher als in Bulgarien oder Rumänien. Die islamistische Hydra erhob in Tunesien nur ein Mal, 2002 auf Djerba, ihr Haupt. Die Frauen haben mehr Rechte als in jedem anderen arabischen Land.

Ben Ali hält sich zugute, eine Gesellschaft geformt zu haben, "die den Extremismus ablehnt, offen ist für ihr Umfeld und treu ihren kulturellen Wurzeln". Was er wohl nicht mal zu denken wagt: Tunesien braucht kein Demokratie-Theater. Es ist reif für die Demokratie.

Source: http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/die_seite_3/?cnt=549541&

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