Vierteljahres-Zeitschrift für Politik, Tourismus, Kultur,
Wirtschaft und deutsch-tunesische Beziehungen

Ausgabe III. Quartal 2002 / 41. Jahrgang

Terror und Tourismus
Liebe Mitglieder und Freunde der Deutsch-Tunesischen Gesellschaft,

Es bedarf keiner großen Phantasie, um zu dem Schluss zu kommen, dass beides einander ausschließt. Touristen wollen in den kurzen Wochen des Jahresurlaubes unbeschwert von den Sorgen des Alltags leben und sich nicht Gedanken um ihre Sicherheit machen müssen. Wobei die reale Bedrohung meistens signifikant niedriger ist als die subjektiv empfundene.

Tunesien musste dies nach dem Terrorangriff auf Djerba bitter erfahren. Der Tourismus brach um 40 Prozent ein, heute beträgt der Rückgang noch immer ca. 20 Prozent. Das geht schnell an die Substanz und wird so manches Hotel an den Rand des Ruins führen. Leidtragende sind wie immer die Menschen, hier die, die mit dem Tourismus ihr Geld verdienen. Verstärkt wird die Wirkung des Terrorangriffs durch den Nachhall in unseren Medien. Wo immer über vom Terror gefährdete Urlaubsgebiete berichtet wurde, war Tunesien mit dem Hinweis auf Djerba dabei. Dabei bin ich sicher, dass man in Tunesien auch nicht mehr gefährdet ist, als in Deutschland.

Tunesien wurde von den NGO´s immer wieder kritisiert, weil es mit Islamisten hart umgegangen ist. Polizeistaatliche Methoden waren noch der harmloseste Vorwurf. Dabei bringt ein dichter Polizeieinsatz mit hoher Effizienz auch ein Mehr an Sicherheit. Die Balance zu halten zwischen den Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten durch Sicherheitsmaßnahmen und dem notwendigen Maß an staatlicher Gewalt, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten, ist nicht immer einfach. In Deutschland hatten wir zu Zeiten des RAF-Terrorismus auch unsere Probleme damit.

Aber sicher ist, gelingt es, den Terroristen nachhaltig negativen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung und Stabilität eines Landes zu nehmen, und sei es nur dadurch, dass die Touristen weg bleiben, dann haben sie schon halb gewonnen, denn der wirtschaftlichen Destabilisierung folgt die politische. Verlierer wären wir alle!

Dabei ist Tunesien immer eine Reise wert. Wegen des Klimas und der Landschaft am Südrand des Mittelmeeres, seiner reichen Kulturschätze aus Jahrtausenden und ganz besonders wegen seiner netten Menschen!

Wolfgang Hoffmann
http://www.deutsch-tunesische-gesellschaft.de/home.htm