Die vielen Ratschläge und Hilfeangebote hier finde ich wichtig und gut. Hier sehe ich wieder bestätigt, wie wichtig dieses Forum für diejenige Frauen ist, die kaum woanders eine Plattform für einen solchen Austausch haben. Die Ratschläge sind sehr unterschiedlich; verständlich, da diese auf sehr unterschiedlichen Erfahrungen basieren.
So lange es um einen Urlaubsflirt oder um das Verliebtsein, mit all den dazugehörenden Emotionen und Liebesspielen geht, da braucht man in der Regel, egal auf welchem Kontinent, keinen Unterricht, keine Aufklärung. Denn seit Adam und Eva kam der Mensch da irgendwie schon zu recht. Anders wird es, wenn es ernst wird, für wen auch immer von den beiden. Und an dem hier geschilderten, konkreten Fall zeigt es sich wieder, wie wichtig es ist, zu wissen, worauf man sich so einlässt. Da treffen zwei moralisch extrem unterschiedliche Wertvorstellungen einander. Ich habe keine Erfahrungen, kenne keine Statistiken darüber, wie in T das Thema Abtreibung gehandhabt und gelebt wird. Kann ich mir aber mit etwas Menschen- und Kulturkenntnis dieses Landes vorstellen, dass es eher ein Tabuthema ist.
Um so mehr kann ich nachvollziehen, was für ein Erdbeben es für einen jungen T und seine Familie ist - vorausgesetzt, die leben ihren Moralkodex ehrlich - mit einer solchen Situation fertig zu werden.
Im Falle von Franzi sind bereits Tatsachen geschaffen worden; mühsam darüber zu diskutieren, was sie besser getan oder was sie besser nicht getan hätte. Wäre es besser ihn nicht zu informieren? Welche Folgen hätte es, für sie, das Kind und den Vater nach Jahren?
Wenn ich jedoch davon ausgehe, dass sich der zukünftiger Vater des Kindes in der Tradition der Vaterrolle identifiziert und verantwortlich fühlt- muss es für ihn und seine Familie eine schlimme Situation sein. Und da sind wir in unserer Verantwortung - aus meiner Sicht - ebenso stark in der Pflicht wie die andere Seite.Für uns ist es zum Normalfall geworden, und es ist auch gut so, dass im Falle einer ungeplanten Schwangerschaft die Frau die Entscheidung trifft. Für uns! Aber was ist mit der anderen, je nach Blickwinkel, vielleicht noch stärker betroffenen Seite, der nicht einmal das Recht mit zu entscheiden eingeräumt wird?
Es ist verhängnisvoll, und zwar für beide Seiten. Und eins wird mir an diesem Beispiel besonders augenscheinlich, und zwar der "interkultureller kleinkram" und seine Bedeutung.
Cosima
Franz