Nachruf: Jassir Arafat - streitbarer Friedenskämpfer

Im Alter von 75 Jahren ist Jassir Arafat gestorben. Seinen Kindheitstraum, Palästina von den Israelis zu "befreien", hat er nie verwirklichen können.

Auch sein zweites, bescheideneres Ziel, im Westjordanland und im Gazastreifen einen palästinensischen Ministaat mit der Hauptstadt Jerusalem zu erschaffen, hat er nicht erreicht. Doch über die langen und ermüdenden Jahre war es Arafat gelungen, die zarte Flamme einer palästinensischen Nation am Brennen zu halten. Selbst nach seinem Tod erlischt die Hoffnung auf die Geburt eines palästinensischen Staates nicht.

Jitzhak Rabin (l.) und Jassir Arafat besiegeln per Handschlag im Beisein von Bill Clinton am 13.09.1993 ein Friedensabkommen

Den Höhepunkt internationaler Anerkennung erreichte Arafat 1993 , als er auf dem Rasen des Weißen Hauses stand und unter den Augen von US-Präsident Bill Clinton Jitzhak Rabin die Hand reichte. Dieser Handschlag besiegelte das Friedensabkommen von Oslo. Doch zum Zeitpunkt seines Todes stand Arafats internationale Annerkennung auf einem Tiefpunkt.

Als eher unscheinbare Erscheinung, stets mit dem Markenzeichen eines schwarz-weißen Kopftuches versehen, war Arafat nie ein romantisch verklärter Revolutionsführer; nie wurde er hingebungsvoll verehrt wie etwa Che Guevara. Doch anders als solch glorifizierte Freiheitskämpfer bewies Arafat eine bemerkenswerte Standfestigkeit. Er dominierte seine Freiheitsbewegung über mehr als eine Generation und erreichte zeitweilig den Grad der internationalen Anerkennung und des Respekts, der weit über dem lag, was in den ersten Tagen seines revolutionären Umtreibens möglich zu sein schien.

Hoffungslosigkeit statt Friedenshoffnung

Seine Nachfolger stehen nun vor einer großen Herausforderung. Es gibt kaum Hoffnung auf einen realen Frieden zwischen Palästinensern und Israelis, zwischen Arabern und Juden. Die Ermordung von Rabin, Arafats "Friedenspartner", durch einen israelischen Fanatiker Ende 1995 versetzte dem Friedensprozess einen tödlichen Schlag. Seine späteren Torheiten wären Arafat erspart gewesen, wäre der Friedensprozess weiterverfolgt worden. Ein Platz im Buch der Geschichte wäre ihm wohl ebenfalls sicher gewesen.

Wenn Arafat zu Grabe getragen wird, wird es gute und weniger gute Nachrufe geben, international ist er marginalisiert, auch die Anhänger im eigenen Volk sind gespalten, und sein Ruf als Spieler im Konzert der Machthaber des Nahost ist verblasst.

Bill Clinton und Jassir Arafat trafen sich am 19.07.2000 in Camp David

Die meisten Beobachter machen Arafat für den Misserfolg beim Gipfels von Camp David verantwortlich, als Bill Clinton in den letzten Monaten seiner Präsidentschaft, im Juli 2000, das immense Prestige seines Amtes einsetzen wollte, um zwischen Israel und Palästina ein tragfähiges Abkommen zu schmieden. Verbreitet ist die Auffassung, vor allem Arafat und seine Mitstreiter seien für das Scheitern von Camp David verantwortlich. Die Umstände indes waren komplexer, beide Seiten konnten die Kluft, die sie trennte, nicht überbrücken. Die Fragen um die Hauptstadt Jerusalem und über die Flüchtlingslager blieben ungelöst.

Das Scheitern von Camp David war einer der Gründe für den Ausbruch der zweiten palästinensischen Intifada. Arafat, so hieß es damals in Israel, sei Schuld an diesem blutigen Aufstand, er sei schlicht zu seinen terroristischen Wurzeln zurückgekehrt. Die palästinensischen Gebiete, denen unter dem Abkommen von Oslo noch Unabhängigkeit zugestanden worden war, wurden wieder besetzt. Über Monate wurde Arafat in seinem Hauptquartier im Westjordanland belagert, und Israel überzeugte die USA davon, dass der palästinensische Führer ihre Unterstützung nicht verdiene.

Arafat unter "Hausarrest"

In Ramallah wurde Arafat de facto unter "Hausarrest" gestellt und von den israelischen Angriffen hin und her gescheucht. Nach jeder neuen Serie von Selbstmordanschlägen musste er um seine Sicherheit fürchten. Das israelische Kabinett votierte im Prinzip für Arafats "Beseitigung".

Nicht weniger tragisch waren in Arafats letzten Jahren die unüberbrückbaren Feindseligkeiten seitens einiger der einflussreichsten Politiker in der US-Regierung, nicht zuletzt Präsident George W. Bush selber. Galt unter Clinton noch das Prinzip, "im Zweifelsfalle für den Angeklagten", zeigte sich sein Nachfolger im Weißen Haus deutlich intoleranter. Überzeugt vom notwendigen Kampf gegen den Terror war für Bush schnell klar, auf welcher Seite Arafat stand.

Nach dem Handschlag auf dem Rasen des Weißen Hauses vor elf Jahren konnte die palästinensische Autonomiebehörde im Gazastreifen eine gewisse Autorität aufbauen und auch im Westjordanland hier und da eine administrative Kontrolle etablieren. Doch hinter den eigentlichen Zielen Arafats blieben diese "Errungenschaften" noch weit zurück.

Scheitern kurz vor dem Ziel

Auf gewisse Weise ist dies das Motto, das Arafat zeitlebens begleitete - angefangen bei den Tagen als Student und Aktivist in Kairo bis hin zu seinen zahlreichen Metamorphosen zum Guerillakämpfer, Terroristen, Freiheitskämpfer, Mann des Friedens und Überlebenskämpfer. Es gelang ihm nicht, aus Träumen Realitäten werden zu lassen, und als er schon kurz vor dem Ziel war, scheiterte er.

Gleichsam einem Entfesslungskünstler Houdini entkam er den offenbar auswegslosesten Situationen. Arafat überlebte mindestens drei schwere Autounfälle, einen Flugzeugabsturz, mehrere Angriffe des israelischen Militärs, Belagerungen, Kriege und die wiederholten Versuche arabischer Regierungen, ihn beiseite zu schieben, wenn nicht gar noch weiter fort. Allein das physische Überleben muss bei Arafats langem Marsch als Revolutionsführer als Triumph gewertet werden.

Es gab zahlreiche Anlässe, in denen die Welt den Palästinenserführer bereits abgeschrieben hatte - angefangen vom Schwarzen September 1970, nach dem Jordanien die PLO des Landes verwies, bis zum ersten Golfkrieg, als die internationale Gemeinschaft wie auch die arabischen Staaten Arafat ihre Unterstützung entzogen, weil dieser sich auf die Seite Saddam Husseins gestellt hatte. Empfindlich traf ihn damals vor allem der Rückzug der finanzstarken Golfstaaten. Ohne Geld und Rückhalt durchlitt Arafat eine seiner schwersten Zeiten.

Gespür für Gefahren

Doch wie schon zuvor, kam er wieder auf die Beine. Wenngleich Arafat selber seine Überlebensfähigkeit auf sein "Gespür für Gefahr" zurückführt, dürfte er viel auch einfach seinem Glück, seinem manipulativen Geschick und seinem beachtlichen Mut im Kampf verdanken.

Sein Aufstieg an die Spitze der palästinensischen Politik begann Ende der 40er Jahre in Kairo, wo er als Student der Ingenieurwissenschaften an der König-Fouad-Universität politisch aktiv war. Geboren wurden Arafat 1929 in der ägyptischen Hauptstadt als Sohn einer Händlerfamilie aus dem Gazastreifen unter dem Namen Mohammed Abdel-Raouf Arafat al-Qudwa al-Husseini.

In seiner Jugend wurde er Zeuge der palästinensischen Tragödie. Im Krieg von 1947 bis 1948 um Palästina mussten Araber zu Zehntausenden ihr Haus und Land verlassen, um die Gebiete zu räumen, die heute Israel darstellen. Von den 1,3 Millionen Menschen, die im britisch regierten Palästina lebten, wurden 750.000 umgesiedelt. Viele flohen in die Gebiete des Westjordanlandes, in den Gazastreifen, nach Jordanien, in den Libanon oder nach Ägypten.

Organisatorisches und rhetorisches Geschick

In den frühen 50er Jahren tat sich Arafat als Führer einer verbitterten Bande palästinensischen Studenten hervor, die nach ihrer Flucht aus Palästina in Kairo untergekommen waren. 1952 wurde er Gründungspräsident des palästinensischen Studentenbundes, und gab dieses Amt erst bei Abschluss seines Studiums im Jahr 1956 ab.

In diesen Jahren entwickelte der junge Arafat seine viel gelobten organisatorischen und rhetorischen Fähigkeiten. Bereits seine Mitstudenten sprachen mit Ehrfurcht über sein fast unfehlbares Erinnerungsvermögen sowie über seine häufig theatralischen Ausführungen, dank derer er sich in vielen Debatten durchsetzen konnte.

Bereits in dieser Zeit bildete sich Arafats Fähigkeit zur Mythenbildung heraus. Der zukünftige Führer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (oder kurz "PLO" nach englisch: "Palestine Liberation Organisation") war sehr geschickt darin, die meist eher dürftigen Leistungen seiner Studentenorganisation auszumalen und Defizite wegzuretuschieren. Unablässig setzte er sich auch für die eigene politische Karriere ein. Nicht zuletzt diesem Ehrgeiz verdankte er seine spätere Führerschaft der PLO.

Arafat und seine Mitstudenten schauten mit zunehmender Verachtung auf die damalige palästinensische Führung und die Regierungen der arabischen Nachbarstaaten, die in ihren Augen für die Belange der Vertriebenen nicht mehr als Lippenbekenntnisse übrig hatten. In Kairo und Kuwait, wo Arafat nach seinem Studium für kurze Zeit als Ingenieur tätig war, beschlossen die einstigen Stundenten, die Dinge selber in die Hand zu nehmen.

Unermüdlicher Einzelgänger

1958 gründete Arafat seine Fatah-Untergrundbewegung, die nach einigen Jahren in den Räten der PLO allgegenwärtig war. In diesen Jahren entstanden die ersten Bestrebungen, die Befreiung Palästinas nötigenfalls auch mit Waffengewalt zu betreiben. Arafat, der ohne viel Grund erklärte, mit seinen Geschäften in Kuwait zu einem "kleinen Millionär" aufsteigen zu wollen, kündigte seine Arbeitsverhältnisse Ende 1950, um sich fortan ausschließlich der palästinensischen Revolution zu widmen, wie er es nannte. In diesen Jahren war Arafat den meisten Palästinensern noch gänzlich unbekannt.

Doch in den frühen 60er Jahren erweiterte er seine Machtbasis. Arafat, der immer auch ein Einzelgänger war, stritt mit Mitstreitern aus der Fatah erbittert über die Notwendigkeit, den Untergrundkampf gegen Israel aufzunehmen, ungeachtet der Tatsache, das seine noch wenig gefestigte Organisation kaum über Waffen, militärisches Know-how oder gar die sichere Unterstützung eines mächtigen arabischen Staates verfügte.

Arafats erster bewaffneter Ausflug gegen Israel, der für den Neujahrstag 1965 geplant war, wurde zum Fehlschlag. Libanesische Behörden setzten die Aufständischen fest, noch bevor sie sich auf den Weg machen konnten.

Die Einmischungen argwöhnischer arabischer Regierungen haben Arafat von Anfang an irritiert, dennoch konnten seine schlecht vorbereiteten Anhänger bei ihren ersten kleineren Attacken auf Israel auf das Wohlwollen von Syrien, dem Libanon und Jordanien setzen. Die große arabische Niederlage im Sechs-Tage-Krieg von 1967, in dem Israel gegen nur dürftigen Widerstand arabischer Nationen weite Flächen der Nachbarstaaten besetzte, erwies sich als Wendepunkt für Arafat und seine Untergrundbewegung.

Als das israelische Militär gegen Übergriffe palästinensischer Kämpfer entlang des Jordan vorging und am 21. März 1968 einen Guerillastützpunkt im Jordantal aufrieb, starben 28 israelische Soldaten und wurden mehrere israelische Panzer zerstört. Arafats Kämpfer hatten etwa 100 Opfer zu beklagen.

Nicht, dass das Gefecht einen echten Sieg bedeutet hätte. Aber angesichts des erbärmlichen Bemühens der arabischen Nationen im Sechs-Tage-Krieg machte die Episode in Karameh in der arabischen Welt schnell die Runde. Der jetzt 38jährige Arafat geriet erstmals ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Im gesamten Nahen Osten wurde über ihn berichtet, und selbst das Nachrichtenmagazin "Time" brachte ihn mit Dreitagebart und Sonnenbrille als "die neue starke Kraft im Nahen Osten" auf den Titel.

Nach Jahren im Untergrund erhielt Arafat jetzt erstmals breite Unterstützung. Das Geld floss in die Kassen der Fatah-Bewegung, neue Rekruten meldeten sich scharenweise, und bislang wenig geneigte Regierungen wie Nassers Führung in Kairo boten ihre Unterstützung an. Als er 1969 seinen langjährigen Vorsitz bei der PLO begann, galt Arafat vielen bereits als Mythos.

Doch die Aufgaben seines neuen Amtes, seine Schwierigkeiten, die eigene Anhängerschaft - ganz zu schweigen von der palästinensischen Bewegung insgesamt - unter Kontrolle zu halten, und der Druck durch seine arabischen Gastgeber führte Arafat immer wieder in regionale Konflikte und entfernten ihn von seinem eigentlichen Ziel - dem Kampf gegen Israel.

Die PLO beteiligte sich 1970 im blutigen Bürgerkrieg in Jordanien und verstrickte sich hier in den 70er Jahren immer mehr. 1983 wurde sie vernichtend geschlagen, nachdem Syrien aktiv auf einen Aufstand gegen Arafat aus den Reihen der Fatah hin arbeitete. Wie durch ein Wunder überlebte Arafat diese Zeit.

Seine Organisation focht einen erbitterten Untergrundkrieg gegen Israel, zu dessen Höhepunkten die Geiselnahme der israelischen Olympioniken der Spiele von 1972 in München zählte. Das Ereignis, das mit dem Tod von elf Israelis, fünf der acht palästinensischen Guerillakämpfer und einem Polizisten endete, schockierte die Weltöffentlichkeit.

Arafat bestritt die Mittäterschaft an palästinensischen Terrorakten und reagierte aufgebracht, wenn Journalisten ihn nach der terroristischen Vergangenheit seiner Organisation befragen. Doch gibt es kaum Zweifel, dass er mindestens in die Planung einiger der spektakulärsten Attentate der PLO eingeweiht war.

Zweimal versuchte Israel im Krieg gegen die PLO, Arafat zu liquidieren: 1982 bombardierten sie Hauptquartiere der Palästinenser in Beirut, 1985 griffen sie Arafats Hauptquartier in Tunis an.

Hang zur Prahlerei

Die Geschichtsbücher werden Arafat wahrscheinlich wohlwollender beurteilen, als seine Zeitgenossen es tun. Diese konzentrierten sich mit ihren Einschätzungen auf seine weniger angenehmen Züge: sein doppeltes Spiel, seine Hinterhältigkeit, seine Neigung zur Prahlerei und so weiter.

Von Anfang bis Mitte der 70er Jahre versuchte Arafat jedoch, Israel gefällig zu werden. Den Anfang bildete seine "Waffen und Olivenzweig"-Rede vor den Vereinten Nationen 1974. 1988 folgte der Verzicht auf den Terrorismus und die Anerkennung des jüdischen Staates. Diese Gesten blieben jedoch ohne Reaktion; die damalige israelische Regierung sagte, sie werde mit Arafat oder seiner "Terroristenbande" niemals Geschäfte machen.

Mit der Geheimdiplomatie Norwegens nach dem Golfkrieg und dem Aufstieg der friedensorientierten Arbeitspartei an die Macht in Israel ab 1992 änderte sich das. Das Abkommen von Oslo im Jahr 1993 löste einen Prozess aus, der zu Arafats Rückkehr in die israelisch besetzten Gebiete und der Aufnahme von Verhandlungen führte, die den allmählichen Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland und die Übergabe der Kontrolle an die Palästinenser zum Ziel hatten. Der Rückzug hätte den Weg frei gemacht für Gespräche über den endgültigen Status. Nach dem Willen Arafats wäre dies die Bildung eines palästinensischen Staates mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.

Guter Wille auf beiden Seiten

Die Verhandlungen zwischen der PLO und der Regierung Rabin waren nie einfach. Doch auf beiden Seiten herrschte guter Wille, und es wurden Fortschritte erzielt. Die Ermordung Rabins 1995 und die Niederlage der Arbeitspartei 1996 stellten einen enormen, wenn nicht fatalen Rückschlag dar. Die neue israelische Führung schien gegen eine ehrliche Einigung mit den Palästinensern zu sein. Sie erlaubte und ermutigte den Bau und die Erweiterung von Siedlungen im Westjordanland und erachtete Friedensverhandlungen nicht als dringlich.

Für Arafat war dies eine durch und durch deprimierende Erfahrung. Und der Terrorismus in den Straßen Israels, bei dem Dutzende Menschen ums Leben kamen oder verletzt wurden, trug nicht zu einem besseren Klima bei. Jeder neue Terrorakt, gewöhnlich in Form eines Selbstmordattentäters, war ein weiterer Dämpfer für den wackligen Friedensprozess.

Intensive Welle der Gewalt

Dem Scheitern von Camp David und dem Ausbruch der Intifada folgte eine neue und intensivere Gewaltwelle. In dem Bemühen den Konflikt zu lösen, unterstützten die USA einen Friedensplan, die so genannte Roadmap, die auch von der Uno, der EU und Russland befürwortet wurde. Nach Ansicht der USA würde Arafat durch die Roadmap außen vor bleiben und durch ein "akzeptables" Gesicht Palästinas ersetzt.

Doch der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon wollte seinen langjährigen Feind ganz an den Rand drängen: Er legte einen Plan zum einseitigen Rückzug aus dem Gazastreifen vor. Nur Tage vor Arafats Tod stimmte die Knesset dem Abzug aller jüdischen Siedlungen im Gazastreifen und vier weiterer im Westjordanland zu. In den Augen der Israelis machte der Plan Arafats "Irrelevanz" deutlich und war eine Rechtfertigung für ihre Ablehnung, mit ihm zu verhandeln.

Immer peinlich bedacht auf seine Vorrechte als "gewählter Führer" der Palästinenser manövrierte Arafat ständig und destruktiv gegen die Ersatzführung. Dies ging so weit, dass er mit einigen seiner engsten Kampfgefährten nicht mehr redete.

Die Ansichten über Arafats Führung der Palästinenser, dürften unterschiedlich ausfallen. Aber zweifellos wird die Einschätzung der Palästinenser selbst im Großen und Ganzen positiv sein. Nach Ansicht der Loyalisten bestehe Arafats "riesige Errungenschaft" darin, dem nationalen Willen Ausdruck und Richtung gegeben zu haben. "Wie sonst lässt sich die Entscheidung zahlloser Männer und Frauen erklären, ihre Kinder für die Sache sterben zu lassen?", fragt ein Getreuer.

Der verstorbene Edward Said, ein palästinensischer Gelehrter und häufiger Kritiker Arafats, sah dessen größte Errungenschaft darin, der Sache Palästinas Kohärenz, Einheit und nationale Führung verliehen zu haben. Dies könnte mehr oder weniger Jassir Arafats politisches Vermächtnis sein. Ganz sicherlich dürfte es nicht mit seinen eigenen ehrgeizigen Zielen übereinstimmen. Zwar hat er es geschafft, dass sein Volk in dessen gelobtem Land einen Fuß in die Tür bekommt, doch leider haben es die grausamen Umstände im Nahen Osten verhindert, dass Arafat ein größerer Preis zuteil wurde. Sein Erbe ist bei weitem nicht gesichert.

Arafat hinterlässt eine Ehefrau, die 34 Jahre jüngere Suha, von der er getrennt lebte, und eine Tochter, Sahwa.