Schaut auch etwas zum alten Präsidenten:
Der «Vater der tunesischen Unabhängigkeit» ist tot
Der ehemalige Präsident Habib Bourguiba starb in seinem Geburtsort Monastir 96-jährig
ap. Habib Bourguiba - damals «Präsident auf Lebzeit» - war bei seinem Sturz 1987 der dienstälteste Präsident der arabischen Welt und bereits 84 Jahre alt. Danach wurde es still um den «Vater der tunesischen Unabhängigkeit», und in den Jahren danach fragte sich mancher, ob er überhaupt noch unter den Lebenden weile. Am Donnerstag starb Bourguiba in seinem Geburtsort Monastir im Alter von 96 Jahren.
Unblutige Unabhängigkeit
Unter allen Vorkämpfern nationaler Unabhängigkeit gehörte die Symbolfigur des unabhängigen tunesischen Staates im arabischen Lager zu den am wenigsten fanatischen Nationalisten. Bourguiba führte sein Land aus der französischen Kolonialherrschaft heraus, doch blieb er stets um ein gutes Verhältnis zum Westen bemüht. In der Arabischen Liga scheute er sich nicht, den offenen Bruch zu riskieren, wenn er deren Politik als den Interessen Tunesiens abträglich ansah.
Im Algerienkonflikt bot sich der in erster Ehe mit einer Französin verheiratete Bourguiba als Vermittler an. Der Unabhängigkeitskampf in Tunesien war im Gegensatz zu dem in Algerien nahezu unblutig verlaufen. Als die meisten arabischen Staaten wegen der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Israel die Beziehungen mit Bonn abbrachen, gehörte Bourguiba zu den wenigen arabischen Staatsmännern, die diesen Schritt nicht mit vollzogen. Schon ein Jahr später, im Sommer 1966, stattete er der Bundesrepublik sogar einen Staatsbesuch ab.
«Präsident auf Lebenszeit»
Geboren wurde Habib Ben Ali Bourguiba am 3. August 1903 in Monastir als Sohn eines Offiziers der Leibwache des Beys von Tunis. Von 1924 bis 1927 studierte er in Paris Jura und Politik. Sein Kampf um die Unabhängigkeit Tunesiens von Frankreich brachte ihm insgesamt sieben Jahre Gefängnis ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er allen Bemühungen der Achsenmächte widerstand, ihn zum Verbündeten zu gewinnen, setzte er den Kampf um die Unabhängigkeit Tunesiens fort. Am 17. März 1956 erhielt Tunesien die volle Unabhängigkeit, und Habib Bourguiba übernahm das Amt des Ministerpräsidenten.
Ein gutes Jahr später wurde das nominelle Oberhaupt des Landes, der Bey von Tunis, abgesetzt und die Republik ausgerufen. Habib Bourguiba wurde ihr erster Präsident. Bei Wahlen 1959, 1964 und 1969 wurde er - jeweils ohne Gegenkandidaten - wiedergewählt. Inzwischen war aber die Gesundheit des Mannes durch eine schwere Lebererkrankung so beeinträchtigt, dass er das Amt des Staats- und Regierungschefs nicht mehr allein ausüben konnte.
Eine Woche nach seiner Wiederwahl Ende 1969 ernannte Bourguiba darum einen Ministerpräsidenten und begab sich in eine französische Klinik. Im Sommer 1970 kehrte er nach Tunis zurück und beschränkte sich fortan auf das Amt des Staatsoberhauptes. Aber er blieb noch lange an der Spitze, wurde 1974 erneut wiedergewählt, und 1975 machte ihn das Parlament zum Präsidenten auf Lebenszeit.
Von Ben Ali entmachtet
Die Autorität des kranken Präsidenten reichte aber nicht aus, Tunesien vor ernsten innenpolitischen Schwierigkeiten zu bewahren. Im Jahre 1978 führte ein Konflikt zwischen dem Regime und den Gewerkschaften zu blutigen Zusammenstössen. Im Januar 1984 löste Bourguibas Regierung mit drastischen Brotpreiserhöhungen blutige Unruhen aus, die der Staatspräsident damit beendete, dass er die Zurücknahme des Kabinettsbeschlusses verfügte und den Innenminister Driss Guiga entliess. Guiga fühlte sich zum Sündenbock gemacht, die Demonstranten aber jubelten ihrem Staatspräsidenten zu wie immer.
Drei Jahre später, am 7. November 1987, wurde Bourguiba jedoch in einer unblutigen Palastrevolte von seinem damaligen Ministerpräsidenten Zine el Abidine Ben Ali gestürzt. Ben Ali, der noch heute an der Spitze Tunesiens steht, begründete seinen Putsch damit, dass Bourguiba zu alt und zu krank gewesen sei, um die Staatsgeschäfte zu führen. In den letzten Jahren lebte Bourguiba zurückgezogen in Monastir. Noch am 9. November hatte ihn Präsident Ben Ali im Krankenhaus besucht.
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Claudia