http://de.news.yahoo.com/020424/71/2qluv.html

Mittwoch 24. April 2002, 09:22 Uhr
Spur des Anschlags von Djerba führt offenbar nach Deutschland

Berlin (Reuters) - Eine Spur der Urheber des Anschlags auf die Synagoge auf der tunesischen Ferieninsel Djerba führt nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" möglicherweise nach Deutschland.

Die Zeitung schreibt am Mittwoch unter Berufung auf Ermittlungsbehörden, Verdächtige aus Deutschland hätten Kontakte zu Mitgliedern einer Zelle islamistischer Extremisten in Mailand gehabt, die möglicherweise in Verbindung mit dem Anschlag stehen. Nach dem Bericht wurden Gespräche der Mailänder Zelle im März 2001 abgehört, in denen sich Mitglieder der Gruppe darüber unterhielten, ihre tunesischen Glaubensbrüder hätten erfolgreich einen "Gastank" vor einer Razzia tunesischer Behörden verstecken können. Ein mit einem Gastank beladener Kleinlaster war für den Anschlag benutzt worden, dem elf deutsche Touristen, fünf Tunesier und ein Franzose zum Opfer fielen. Ein Stellungnahme des Generalbundesanwalts war zunächst nicht zu erhalten.

Unterdessen schloss Generalbundesanwalt Kay Nehm nicht aus, dass die am Dienstag festgenommenen mutmaßlichen Mitglieder der islamistischen Al-Tawhid-Bewegung Kontakt mit dem El Kaida-Netzwerk des Moslemextremisten Osama bin Laden hatten. Nehm sagte in einem TV-Interview: "Man (Xetra: 593700.DE - Nachrichten - Forum) spricht ja nicht umsonst von einem Netzwerk und wir haben jetzt einen Teil dieses Netzwerks gelüftet. Was sich in anderen Teilen tut, wissen wir nicht genau." Natürlich könne man viele Vermutungen anstellen, ob es Gruppen gebe, die noch unbekannt seien. "Eine Reihe von Verdächtigen haben wir zumindest im Visier und ich hoffe, dass wir noch weitere Fahndungserfolge zusammen mit dem Bundeskriminalamt haben werden."

Die Polizei hatte nach Angaben der Bundesanwaltschaft elf mutmaßliche Islamisten der Al-Tawhid-Gruppe vorläufig festgenommen. Sie werden verdächtigt, Anschläge in Deutschland geplant zu haben. Die Al-Tawhid-Gruppe sei bisher überwiegend mit der Fälschung von Pässen und der Unterstützung von Afghanistan-Kämpfern aufgefallen, hieß es. Eine Verbindung zum Anschlag auf Djerba gebe es jedoch nicht.