Dienstag 23. April 2002, 07:20 Uhr
Spuren des Djerba-Anschlags führen auch in andere Länder
Berlin (dpa) - Nach dem Anschlag auf der tunesischen Ferieninsel Djerba führen nach Angaben von Bundesinnenminister Otto Schily Spuren nicht nur nach Deutschland, sondern auch in andere Länder. Schily nannte in der ARD Frankreich, Kanada und Pakistan. Der eigentliche Attentäter sei nach bisherigen Erkenntnissen bei der Explosion ums Leben gekommen. Schily sagte aber, «dass eine zweite Person in diesen Anschlag involviert war. Im ZDF sprach Schily von einer Festnahme. Nach Angaben des Senders fand diese in Tunesien statt.
http://de.news.yahoo.com/020423/71/2qkxe.html Dienstag 23. April 2002, 15:23 Uhr
Auswärtiges Amt verschärft Reisehinweise für Tunesien
Berlin (Reuters) - Nach der Explosion auf der Ferieninsel Djerba hat das Auswärtige Amt seine Sicherheitshinweise für Reisen nach Tunesien verschärft.
"Das Auswärtige Amt weist ... ausdrücklich auf das durch diesen ersten Terroranschlag in Tunesien erhöhte Sicherheitsrisiko hin", heißt es in den am Montagabend aktualisierten Hinweisen. Das Ministerium gibt aber keine Reisewarnung, die Touristen das Stornieren bereits gebuchter Reisen nach Tunesien erleichtern würde. Am Montag hatte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) nach einem Besuch in Tunesien gesagt, es habe sich bei der Explosion absolut sicher um einen Anschlag gehandelt. Er sprach sich für eine Überprüfung des Opferentschädigungsgesetzes aus, um die Opfer des Anschlags von Djerba materiell unterstützen zu können.
AUSWÄRTIGES AMT SPRICHT VON ERHÖHTEM RISIKO
In den Hinweisen heißt es, zwar unternehme die tunesische Regierung "erhebliche Anstrengungen, um Touristen vor Sicherheitsrisiken und insbesondere vor terroristischen Anschlägen zu schützen." Dennoch sei auf das erhöhte Risiko hinzuweisen. "Es wird insgesamt aus Sicherheitsgründen zu erhöhter Vorsicht geraten. Dies betrifft insbesondere größere Menschenansammlungen, Demonstrationen, ebenso touristische Anziehungspunkte und religiöse Kultstätten." Wie bereits vor der Aktualisierung wird angesichts des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern auch auf "spontane Protestdemonstrationen und Unmutsäußerungen der Bevölkerung" hingewiesen.
Bei der Explosion eines mit Gas beladenen Tanklastwagens an der El-Griba-Synagoge auf Djerba am 11. April waren mehrere Menschen ums Leben gekommen, darunter auch elf Deutsche. Weitere deutsche Touristen liegen mit zum Teil schweren Verletzungen in deutschen Krankenhäusern. Die tunesischen Behörden hatten zunächst von einem Unfall gesprochen, sich nach Schilys Angaben aber später der deutschen Überzeugung angeschlossen, dass es sich um einen Anschlag handelte. Schily hatte nach Gesprächen in Tunesien von einem "terroristischen Verbrechen" gesprochen. Nach seiner Einschätzung ist derzeit unklar, ob dahinter die Organisation El-Kaida von Osama Bin Laden steckt.
SCHILY: MINDESTENS ZWEI PERSONEN AN ANSCHLAG BETEILIGT
Schily sagte am Montagabend im ZDF, nach aktuellen Erkenntnissen seien an dem Anschlag mindestens zwei Personen beteiligt gewesen. Ein Attentäter sei bei dem Anschlag ums Leben gekommen. Es habe auch eine Festnahme gegeben. Einzelheiten dazu nannte er nicht. Der ARD sagte Schily, neben Spuren, die möglicherweise nach Deutschland führten, gebe es auch Spuren des Anschlags nach Frankreich, Kanada und Pakistan. Der mutmaßliche Attentäter soll kurz vor der Explosion mit einer Kontaktperson in Deutschland telefoniert haben.
Die tunesische Regierung erklärte nach Schilys Besuch, der Attentäter, der bei dem Anschlag ums Leben gekommen sei, habe im Ausland gelebt. Dem tunesischen Attentäter namens Nizar (Nouar) sei von einem in Tunesien lebenden Verwandten geholfen worden.
Schily hatte am Montag in Tunis mit dem tunesischen Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali gesprochen und dabei nach eigenen Angaben neue Einzelheiten zu der Explosion erfahren. Er könne dieser aber nicht öffentlich machen, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden. Am Sonntag hatte Schily, der von Generalbundesanwalt Kay Nehm und hochrangigen Vertretern von Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz begleitet wurde, an der Synagoge Blumen zum Gedenken an die Opfer niedergelegt.
Schily sprach sich für eine materielle Entschädigung der Opfer aus. "Deshalb bin ich dafür zu überprüfen, ob wir nicht das Opferentschädigungsgesetz verändern müssen", sagte er dem Berliner Fernsehsender "XXP" dessen Angaben zufolge. Ziel müsse dabei sein, auf Grundlage des Gesetzes Leistungen für diejenigen gewähren zu können, die Opfer terroristischer Anschläge geworden seien. Schily regte auch eine Spendenkampagne zu Gunsten der Opfer von Djerba an.
http://de.news.yahoo.com/020423/71/2qjrx.html Dienstag 23. April 2002, 05:23 Uhr
Tunesische Regierung: Explosion auf Djerba war Anschlag
Tunis (Reuters) - Die tunesische Regierung geht nach eigenen Angaben mittlerweile auch davon aus, dass es sich bei der Explosion auf der Ferieninsel Djerba um einen Anschlag handelte.
"Es wurde klar, dass die Explosion Folge einer geplanten kriminellen Operation war, die von einem Tunesier namens Nizar (Nouar) ausgeführt wurde, dem von einem in Tunesien lebenden Verwandten geholfen wurde", hieß es in einer offiziellen Erklärung, die kurz nach dem Besuch von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) in Tunesien veröffentlicht wurde. Schily hatte bereits nach einer Unterredung mit dem tunesischen Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali in Tunis gesagt, beide Regierungen seien inzwischen zu "100 Prozent sicher", dass die Explosion am 11. April, bei der elf Deutsche getötet wurden, "ein terroristisches Verbrechen" gewesen sei. Die tunesischen Behörden hatten zunächst von einem Unfall gesprochen, später aber gesagt, es werde in alle Richtungen ermittelt, also auch mit Blick auf einen Anschlag.
Schily sagte: "Nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse ist es unsere Überzeugung, die sich zur Gewissheit verdichtet hat, dass es sich um einen Anschlag gehandelt hat." Die Menge und die Art des Materials in dem Tanklastwagen, der die Explosion auslöste, belegten, dass es ein Anschlag gewesen sei. Er habe von Ben Ali neue Einzelheiten erfahren, könne diese aber im Interesse der laufenden Untersuchung nicht mitteilen. Bei der Explosion waren neben den deutschen Touristen fünf Tunesier und ein Franzose getötet worden, als der mit Flüssiggas beladene Lastwagen an der El-Ghriba-Synagoge explodierte. Die tunesische Regierung erklärte, der Attentäter, der bei dem Anschlag selbst ums Leben gekommen sei, habe im Ausland gelebt.
Schily sagte dem ZDF, nach aktuellen Erkenntnissen seien an dem Anschlag mindestens zwei Personen beteiligt gewesen. Ein Attentäter sei bei dem Anschlag ums Leben gekommen. Es habe auch eine Festnahme gegeben. Einzelheiten dazu machte er nicht. Der ARD sagte Schily, neben Spuren, die möglicherweise nach Deutschland führten, gebe es auch Spuren des Anschlags nach Frankreich, Kanada und Pakistan.
Schily sagte, die Tatsache, dass er selbst in Begleitung von Generalbundesanwalt Kay Nehm an den Ort der Explosion gereist sei, habe den tunesischen Behörden deutlich gemacht, wie ernst Deutschland den Vorfall nehme. Zur Frage, ob hinter der Explosion das El-Kaida-Netzwerk des Radikalislamisten Osama bin Laden stehe, sagte Schily, dies könne man im Moment nicht sagen. Er hatte einen solchen Hintergrund zuvor als Möglichkeit bezeichnet.
Er sprach sich in Tunis dafür aus, die Opfer der Explosion durch private Spenden zu unterstützen und für vergleichbare Fälle einen für Opfer rechtsextremer Gewalt vorgesehenen Fonds zu öffnen. Schily hatte am Sonntag zum Gedenken an die Opfer ein Blumengebinde an der Synagoge auf der beliebten Ferieninsel niedergelegt.