Der mann den man am Montag festgenommen hat ist bereits wieder auf freien Fuß:

Dienstag, 16. April 2002
Explosion von Djerba
Rückschlag für Ermittler

Der Mann, den Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) im Zusammenhang mit der Explosion auf der tunesischen Ferieninsel Djerba in Duisburg festgenommen hatten, ist wieder frei. Bei der Vernehmung habe sich kein dringender Tatverdacht ergeben, teilte die Bundesanwaltschaft mit. Gleichwohl hätten sich die Anzeichen dafür, dass es sich bei der Explosion um einen Anschlag gehandelt habe, verdichtet.

Der Festgenommene galt als möglicher Kontaktmann des mutmaßlichen Attentäters von Djerba. Der nicht näher bezeichnete Verdächtige war bereits am Montag in Polizeigewahrsam genommen worden. Einem Hinweis zufolge hatte der mutmaßliche Verantwortliche für die Explosion auf der tunesischen Ferieninsel kurz vor der Katastrophe telefonischen Kontakt mit dem Mann. Das Hamburger Magazin "stern" hatte zudem berichtet, der Festgenommene werde dem Umfeld der Terrororganisation El Kaida zugerechnet.

Im Auftrag von Generalbundesanwalt Kay Nehm hatte das BKA im Zusammenhang mit der Festnahme auch fünf Objekte in Duisburg, Mülheim und Haan bei Düsseldorf durchsucht.

Schily nach Tunesien

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) kündigte an, er werde in den kommenden Tagen nach Tunesien reisen, um sich dort über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Erneut kritisierte er die tunesischen Behörden für ihr Verhalten zu Beginn der Ermittlungen. Mittlerweile gebe es jedoch eine "vertrauensvolle Zusammenarbeit ".

In Tunesien ermitteln derzeit auch mehrere deutsche Beamte. Insgesamt seien inzwischen sieben Polizisten dorthin entsandt worden, teilte das BKA mit.

Tunesien rückt von Unfallversion ab

Auch Tunesien geht inzwischen offenbar von einem Anschlag aus. Laut der französischen Tageszeitung „Liberation“ hat Präsident Zine el Abidine Ben Ali die Regierungen von Frankreich und Deutschland darüber informiert, dass es sich auch um einen Anschlag handeln könnte. Bisher hatte Tunesien, das Einbußen in der Tourismus-Industrie befürchtet, stets von einem Unfall gesprochen.

Der Fahrer des auf Djerba explodierten Tanklastwagens hatte nach Angaben der tunesischen Regierung mit seiner Familie im französischen Lyon gewohnt. Möglicherweise stehe die Expolsion im Zusammenhang mit den jüngsten Anschlägen auf jüdische Einrichtungen in Frankreich.

Verbindungen zu El Kaida?

Die arabische Zeitung "Al-Quds Al-Arabi " berichtete unter Berufung auf ein angebliches Bekennerschreiben, die Terrororganisation von Osama bin Laden sei für die Explosion vor der Synagoge auf Djerba vom vergangenen Donnerstag verantwortlich, bei der 15 Menschen ums Leben gekommen waren, darunter zehn Deutsche. Die Bundesanwaltschaft nahm unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen zu Einzelheiten keine Stellung. Die tunesische Regierung bezeichnete das Bekennerschreiben als "wenig glaubwürdig".

Tote werden überführt

Von den deutschen Opfern, die in verschiedenen Kliniken im Bundesgebiet medizinisch versorgt werden, war bei mindestens acht Verletzten der Zustand noch kritisch. Im Berliner Unfallkrankenhaus müssen heute zwei der dort liegenden drei Verbrennungsopfer operiert werden.

Das Auswärtige Amt begann unterdessen in Zusammenarbeit mit dem Reiseveranstalter TUI mit der Überführung der Todesopfer aus Tunesien. Die ersten beiden Leichen seien bereits nach Deutschland gebracht worden, weitere sechs sollten bis Ende der Woche folgen, sagte ein Sprecher.

Claudia