Explosion auf Djerba: Schily geht von Terrorakt aus
Die Anzeichen mehren sich, dass es sich bei der Explosion auf Djerba um einen Terroranschlag gehandelt hat. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sagte in Interviews von ARD und ZDF: "Nach den neuesten Erkenntnissen verdichtet sich der Verdacht, dass es sich um ein Attentat gehandelt hat." Schily beruft sich auf Beamte des Bundeskriminalamtes, die in Tunesien ermitteln. In dem Flammeninferno auf der tunesischen Ferieninsel waren acht deutsche Urlauber gestorben.
Alle verletzten Deutschen sind inzwischen wieder in Deutschland. Als letzte traf in der Nacht zum Sonntag eine lebensgefährlich verletzte Frau mit einem privaten Ambulanzflugzeug in Berlin ein. Sie wurde in eine Spezialklinik für Brandverletzte gebracht. Weitere zehn Schwerverletzte waren am Samstagnachmittag auf dem Flughafen in Hamburg gelandet.
"Kein Anschlag gegen Deutschland"
Schily sagte, der Anschlag mit insgesamt 13 Todesopfern habe sich seiner Ansicht nach gegen die Synagoge La Griba gerichtet und nicht gegen Deutschland. Der Innenminister rief die nach Deutschland zurückgekehrten Überlebenden auf, sich beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden als Zeugen zur Verfügung zu stellen. Das solle "möglichst umgehend" erfolgen.
Das Nachrichtenmagazin "Focus" hatte berichtet, die tunesische islamistische Organisation Al-Nahda (Wiedergeburt) habe sich zu dem Anschlag bekannt. Bei arabischen Zeitungsredaktionen in London sei die Botschaft verbreitet worden, die Tat sei "in Solidarität mit unseren Märtyrer-Brüdern in Palästina" geschehen.
Verletzte in kritischem Zustand
Unter den acht deutschen Todesopfern sind fünf Frauen, zwei Männer und ein elfjähriger Junge. Viele der Schwerverletzten befinden sich in kritischem Zustand. Nach Angaben des Berliner Unfallkrankenhauses, in dem vier Patienten behandelt werden, könne das bei schweren Brandverletzungen mehrere Tage dauern.
Insgesamt 44 Reisende waren am Donnerstag während einer Insel-Rundfahrt mit einem Bus des Reiseunternehmens TUI zu der historischen Synagoge gefahren. Drei der Opfer kommen aus Schleswig-Holstein - ein Mann, eine Frau und der elfjährige Junge. Zu den Opfern zählen sehr wahrscheinlich außerdem ein 52-jähriger Mann aus Hannover und eine Frau aus Berlin. Zwei 51 und 59 Jahre alte Frauen aus Heilbronn (Baden-Württemberg) sowie eine 54 Jahre alte Frau aus Oberbayern wurden ebenfalls getötet. Außerdem starben vier Tunesier und ein Franzose.