Es ist traurig, was geschehen ist. Aber noch viel trauriger ist die Tatsache, wie die unterschiedlichen Interessengruppen diesen Vorfall ausschlachten. Die Medien haben ihre Story und spekulieren fröhlich vor sich hin, die tunesische Regierung weiß natürlich sofort, dass es ein Unfall ist, während die Bildzeitung und al-dschasirah natürlich sofort Bescheid wissen wollen, dass es ein Anschlag gewesen sein soll. Und wenn nicht, dann werden eben irgendwelche an den Haaren herbeigezogene Theorien verbreitet. Israel schlachtet das ganze politisch aus, um sich als Terroropfer darstellen zu können (ich warte nur noch darauf, dass Scharon eine Invasion auf Djerba vorschlägt, um den "Terror zu bekämpfen") und so mancher Israel-Feind freut sich heimlich darüber, dass man es "den Juden" mal wieder gezeigt hat.
Müßig, darüber zu spekulieren, wie man wohl reagiert hätte, wenn der Vorfall vor einer Moschee in Deutschland oder einer Kirche in Nordirland geschehen wäre. Dann wären es ganz andere, die von Unfall redeten und ganz andere Interessengruppen würden über einen Anschlag spekulieren.
Den Opfern hilft es nicht, ob es ein Anschlag oder ein Unfall war. Das einzige was mich positiv stimmt, ist die offensichtliche Solidarität der muslimischen Einwohner Djerbas mit ihrer jüdischen Gemeinde und die Tatsache, dass man dort gemeinsam trauert (wurde zumindest in einem Düsseldorfer Käseblatt am Rande erwähnt). Vielleicht sollten die Medien mal verstärkt darüber berichten, statt sich irgendwelchen Spekulationen hinzugeben. Aber damit macht man wohl keine Auflage bzw. Quote.
Arme Welt