Also ich denke, dass ‚frau’ sich hier generell noch ein paar kritische Fragen stellen sollte, bevor man sich in der allgemeinen Euphorie über das neue Elterngeld ins Ausland begibt mit dem Hintergedanken: toll, dann kann ich mich ja prima für ein Jahr ‚ausklinken’ und genügend Geld habe ich auch dafür, denn

1.)wie bereits gesagt wurde, man braucht weiterhin einen deutschen Wohnsitz. Also entweder man behält die momentane Wohnung (Kosten??) , oder meldet sich bei Mama, Papa oder sonstigen Familienangehörigen für diese Zeit an. Dann hat man dennoch Kosten mit der bisherigen Wohnungsauflösung, nebst dem Problem, wohin mit dem ganzen Krempel für die Zeit?

2.)Wohnungen genau für diese Zeit zwischen-zu-vermieten ist relativ schwer, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann, oftmals findet sich keiner für den genauen Zeitraum, man muss sich absichern gegen Beschädigungen, oder der Vermieter spielt nicht mit.

3.)Man sollte sich die Frage stellen, ob man ggf. auch danach ganz in Tunesien bleiben will, falls ja ist das Einkommen denn dort dauerhaft auch über dieses Jahr hinaus gesichert? Was macht ‚Frau’ dort dauerhaft ausser Babysitten?

4.)Will ich nach Ablauf des Jahres zurück, wie organisiere ich das? Aus der Ferne anfangen ein halbes Jahr vorher wieder eine Wohnung in DE suchen? Wie soll das funktionieren? Kann ich, wenn ich zurückkomme mit Sack und Pack ggf. tatsächlich für ein paar Monate bei der Familie einziehen?

5.)Eventuell kann ich auch nach einem Jahr noch nicht anfangen zu arbeiten, weil ich keine Kinderbetreuung in DE habe, wie organisiere ich die von Tunesien aus?

6.)Was passiert mit der Krankenversicherung, sollte mir dort in Tunesien was passieren setze ich mich ggf. trotz deutschen Wohnsitz der Gefahr aus, dass die Gesetzliche KV nicht bezahlt – Private Kassen sind teuer und sogenannte Urlaubsversicherungen gelten ja meist nur ein paar Wochen, und sicher gibt es auch dort Ärzte und Krankenhäuser, aber will ich mich dem aussetzen, sollte ein ernsthaftes gesundheitliches Problem auftauchen?

7.)Gleiches gilt für das Kind, was mache ich, sollte ich ein Problem dort mit dem Kind haben? In Deutschland geht man mit dem Kind alle paar Wochen im ersten Lebensjahr zum Kinderarzt, wie regelt man das dort?

8.)Es ist auch ein Risiko so zu planen (Wohnung kündigen etc. pp.), dass man aus dem Krankenhaus kommt und denkt man sitzt 2 Wochen später im Flieger nach Tunesien, denn a) das Baby könnte ein Problem haben (Herzfehler, Kuhmilch-Allergie und ihr könnt ggf. nicht stillen, etc. pp), oder es geht euch nicht so besonders (war vielleicht doch eine Geburt mit Komplikationen, ihr bekommt Wochenbettdepressionen etc. pp) – ich führe diese Sachen auf, weil ich alleine in meiner Pekip-Gruppe von 8 Frauen , 3 hatte die ganz konkret von solchen Problemen betroffen waren!


Äh und ich weiß, was jetzt teilweise wieder für Kommentare kommen:

Eh, Probleme gibt es doch überall! Eine Garantie für irgendwas gibt’s auch nicht! Und die Kinder in Tunesien die überleben doch auch irgendwie. Ich ziehe doch nicht in den Busch! Usw. usf…..

Ich kenne Frauen die einige Wochen nach der Geburt des Kindes ihren Männern ins Ausland gefolgt sind. Diese wurden von der Firma hingeschickt, die auch alles bezahlt und perfekt organisiert hatte (Umzug, neue Wohnung, Behördengänge, Versicherung usw.) – selbst in diesen Fällen war es eine enorme Umstellung mit einer entsprechenden Belastung für Frau und Kind! Deshalb: Lieber vorher gründlich nachdenken und dann handeln!