Manchmal frage ich mich, ob es wirklich immer Abzocke ist oder ob die Tunesier die Dinge einfach anders sehen. Mein Freund fragt mich auch nicht direkt nach Sachen, aber wenn ich ihn frage, ob ich ihm was mitbringen soll (T-Shirts, Unterhosen etc.) nimmt er das schon gerne an. Meistens hat er kein Geld, aber wenn er gerade welches hat, schreibt er mir zig SMS (bis die Telefonkarte wieder leer ist), kauft Bücher für seinen Bruder oder steuert Geld für die Renovierung zu Hause bei. Und dann ist er wieder blank. Braucht er dann Geld geht er eben zu seiner Schwester und die gibt ihm welches. Ich hab ihn gefragt, warum er mit seinem Geld nicht besser wirtschaftet, darauf meinte er nur, Geld sei für ihn nicht wichtig und es wäre selbstverständlich, sich gegenseitig in der Familie auszuhelfen. Wer gerade hat, der gibt eben. Na ja und wir Deutschen haben im Gegensatz zu den Tunesiern eben immer... Nicht, dass er sich deshalb etwas fordert, aber er nimmt durchaus Kleinigkeiten an und ich glaube nicht, dass er das als Abzocke betrachtet. Als ich ihm allerdings Geld für den Freikauf beim Militär angeboten habe, hat er das abgelehnt. Dabei wär das für ihn so einfach gewesen... Klar kann man sagen, mit Kleinigkeiten fängt es an, aber ich glaube trotzdem nicht, dass immer Böswilligkeit dahinter steckt. So wie ein Tunesier die deutschen Touristen dort erlebt, muss er doch glauben, man hat Geld wie Heu. Und im Gegensatz zu ihnen hat man es ja auch. Auto, Fernseher, DVD-Player, Urlaub. Ist doch alles selbstverständlich. Da müssen sie doch denken, ein paar Klamotten usw. sind für uns totale Peanuts. Das Dumme ist, dass man einfach nicht weiß, wo Bezzness anfängt und deshalb reagieren wir vielleicht manchmal ein bisschen übersensibel. Aus diesem Grund, sage ich meinem Freund auch immer wieder, dass ich im Alltagsleben ziemlich sparsam bin und nicht mal eben 10 Euro hier oder dort verschenke. Ich glaube, das hat er auch verstanden, aber trotzdem ist seine Beziehung zum Geld eine ganz andere und ich weiß nicht, wie das im gemeinsamen Alltag aussehen würde. Trotzdem würde ich erstmal schauen, wie sich die ganze Sache entwickelt und die Frage nach ein paar Mitbringseln nicht total überbewerten. Wenn man das nicht möchte, muss man es ja nicht tun und man sollte unbedingt mit ihm darüber reden, warum man es nicht möchte. LG, Manuela [Ha!]