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Wenn man einen Moslem heiratet...
#134839
30/10/2005 11:02
30/10/2005 11:02
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Joined: Jun 2005
Beiträge: 786 NRW
Avalona
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Ich hab da mal eine Frage zu euren Erfahrungen. Geht jetzt nicht unbedingt um meine eigenen Pläne, aber wie kommen denn so die "Andersgläubigen" unter euch mit der Religion ihres Mannes zu Recht? Ich komme darauf, weil meine Mutter in letzter Zeit auf mich einredet, da sie scheinbar panische Angst vor dem Islam hat. Erstmal hat sie grundsätzlich Vorurteile (Moslems schlagen ihre Frauen, es zählt nur die eigene Mutter und solche Dinge). Dann glaubt sie, der Islam will die ganze Welt unterwandern und neuerdings kommt sie mit so einer Art Verschwörungstheorie: "Wenn man einen Moslem heiratet, wird man ihn nie wieder los, denn dann hat man so eine Art Mafia am Hals, die einen lynchen werden..." Diese Diskussionen sind mir natürlich zu blöd. Für mich persönlich ist Religion unwichtig, aber ich bin da tolerant und habe auch den nötigen Respekt vor Andersgläubigen. Mich würde mal interessieren, ob es bei euch irgendwelche Probleme mit der Religion gibt. LG
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Re: Wenn man einen Moslem heiratet...
#134840
30/10/2005 11:30
30/10/2005 11:30
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Joined: Feb 2003
Beiträge: 2,253 Berlin
Doreen
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Joined: Feb 2003
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Berlin
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Hallo Manuela,
mit der Religion an sich gibt es sicher nicht so oft Probleme.
Die meisten Probleme entstehen, wenn die Inhalte so ausgelegt werden, wie sie grade gebraucht werden. Und das wird leider oft, vor allem von Männern praktiziert.
Für alles was sie tun, wird ihre Religion als Schutzschild vorgehalten, sie belügen sich oft selbst und vor allem ihre Frauen und Kinder. Im namen Allahs sozusagen.
Ich persönlich mußte damit schon schlechte Erfahrungen machen und bin sehr sehr vorsichtig geworden.
Deine Mama hat sicher nur Angst um dich, und baut aus zahlreichen Berichten ihre Vorurteile auf, was ja auch verständlich und nachvollziehbar ist. Da kann man nur letztendlich warten, dass sich das Gegenteil beweist und sie mit eigenen Augen sieht, das sie Unrecht hat.
Auch bei mir war es so, das mich alle gewarnt haben, es ging dann einige Jahre gut, und dann kam es sozusagen zum großen Knall.
Was soll ich sagen, ich hätte meinem Ex Mann nie zugetraut, das er mal so drauf sein würde und uns alle in Gefahr bringen, vor allem seine eigene Tochter, aber so war es nun mal. Und natürlich alles im Namen Allahs.
Ich wünsche dir viel Glück. Doreen
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Re: Wenn man einen Moslem heiratet...
#134841
31/10/2005 00:08
31/10/2005 00:08
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Joined: Jul 2001
Beiträge: 486 L.E.
uli
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Beiträge: 486
L.E.
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...also in meiner Beziehung hat das nie eine rolle gespielt. ich habe mich recht intensiv damit beschaeftigt am anfang, so dass ich am ende fast mehr ueber den islam wusste, als mein mann. mir kommt es eher vor, als wenn die meisten tunesier die religion weniger aus religioesen gruenden praktizieren, als aus traditionellen, gesellschaftlichen heraus. also dass sie moslem sind, weil sie so aufgewachsen sind, weil alle es sind, dass sie bestimmte sachen praktizieren, weil es alle machen, und dass sie sich kaum mit den eigentlichen tiefergehenden spirituellen fragen dahinter beschaeftigt haben. mag aber auch sein, dass der islam an sich nicht so unbedingt das hinterfragen foerdert. jedenfalls wird es wohl nicht so gern gesehen, es wird eher erwarrtet, dass man glaubt ohne zu fragen und basta - anders als beim evangelischen glauben z.B.. ob das nun aber wiederrum auf den islamischen glauben an sich / den koran, oder mehr auf deren traditionelle ausuebung /deutung zurueckzufuehren ist, kann ich auch nicht sagen, ich bilde mir ein, dass es auch im islam die zwei wege zu gott/allah gibt: dem des "kindlichen" glaubens und dem des suchens und findens (was ja irgendwie auch zweifeln und hinterfragen implementiert). ist aber schon wieder so lange her, dass ich mich damit beschaeftigt habe...kann es jetzt nicht mit sicherheit sagen.
jedenfalls sind meiner meinung nach viele probleme in einer partnerschaft mit einem moslem wohl weniger auf die religion, als auf dessen sozialisation, bei der der glaube zumindest in tunesien eben nur ein teil vom großen ganzen ist, zurueckzufuehren.
allerdings kann es sein, dass es wieder anders ist, wenn man gemeinsame kinder hat, denn dann ist der vater laut koran in der pflicht, seine kinder zu moslems zu erziehen. aber auch das wird wohl sehr unterschiedlich praktiziert und wie du im tread der tunesierinnen und halbtunesierinnen ueber ihre tunesischen papas lesen kannst, sind die eingriffe in das leben der kinder, insbesondere der toechter dabei sehr unterschiedlich. und ich meine auch dort herauslesen zu koennen, dass viele vaeter ihre toechter nicht einschraenken, weil sie sorge um ihr seelenheil haben, sondern eher, damit ihre familienehre gewahrt bleibt. (und das hat wieder wohl weniger mit der religion, als mehr mit der tradition zu tun) da sind wir dann bei dem punkt, was doreen schrieb: dann sind sie schnell dabei, den glauben vorzuschieben als grund, wo es doch an sich um ganz andere dinge geht (in dem falle z.B. angst um das verlieren des ansehens und der akzeptanz in der familie usw.)
ich fuer meinen teil glaube, dass ein wirklich tiefreligioeser moslem ueberhaupt gar nicht erst sich auf eine beziehung zu einer nicht-muslima einlassen wuerde, also die, die eine solche partnerschaft eingehen, sind wohl eher eh die "gemaessigten". allerdings kann sich sowas auch aendern, scheinbar werden viele moslems in hoeherem alter oder unter betsimmten schwierigen umstaenden wieder religioeser. das trifft aber auch fuer christen zu!
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Re: Wenn man einen Moslem heiratet...
#134842
31/10/2005 00:49
31/10/2005 00:49
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Joined: Jul 2001
Beiträge: 486 L.E.
uli
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Joined: Jul 2001
Beiträge: 486
L.E.
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Zitat: Erstmal hat sie grundsätzlich Vorurteile (Moslems schlagen ihre Frauen, es zählt nur die eigene Mutter und solche Dinge).
natuerlich gibt es moslems, die ihre frauen schlagen, aber es gibt auch christen und atheisten, die das tun. tatsaechlich ist es moslmes "erlaubt" ihre frauen zu zuechtigen, aber sie sind auf der anderen seite auch verpflichtet, ihre frauen gut zu behandeln. ich denke, dass ALLE maenner, die ihre frauen schlagen, ganz andweren gruende als ihre religioese herkunft haben. das sind meist das gefuehl der machtlosigkeit, minderwertigkeitskomplexe, fehlende selbsbeherrschung usw. vielleicht schlagen manche moslmes schneller mal zu, weil es eventuell in ihrer heimat nicht so verpeont ist wie hier. (hier wieder eher tradition/sozialisation als einfluss, nicht die religon!) das trifft aber meiner meinung anch nicht auf tunesier zu. was wohl eher dazu fuehrt, dass der asulaendische partner gewalttaetig werden kann, ist seine schwierige position hier: er hat nicht eine traditionelle rolle, fuehlt sich ausgeliefert, nicht akzeptiert, ist ueberfordert mit der anpassung und den anforderungen, die er in einer anderen kultur zu bewaeltigen hat, arbeitslos usw usf... das sind aber soziale gruende diue den umsatenden geschuldet sind und st es ist wohl eher eine charakterfrage denn eine religionsfrage, wie ein mann auf solche umstaende reagiert. (manche reagieren eher mit autoagression, andere mit depression... es sind wohl nur einige wenige, die dann ihre frauen schlagen, sicher nicht mehr, als es europaeische maenner in aehnlich schwierigen lebensumstaenden sein wuerden, vermute ich mal...aber wieviele leben denn in partnerschaften mit einem mann gleicher nationalitaet, wo die beziehung unter einem solchen zusaetzlichen druck steht??? insofern hat deine mutter mit ihrer sorge nicht ganz unrecht, aber auch nicht recht.
Zitat: Dann glaubt sie, der Islam will die ganze Welt unterwandern und neuerdings kommt sie mit so einer Art Verschwörungstheorie: "Wenn man einen Moslem heiratet, wird man ihn nie wieder los, denn dann hat man so eine Art Mafia am Hals, die einen lynchen werden..."
es gibt sicher einige moslems, die ein so ausgepraegtes sendunsgbewusstsein haben, aber es gibt auch scientologen und ichweißnichtwelche anderen sekten/abspaltungen einer anderen religioen, die das auch wollen. dazu kenn ich mich nicht genuegend aus, aber ich halte das fuer genauso nen quatsch, wie die angst vor den zionisten, der ja auch ueber die jahrhunderte immer und immer wieder aufflammte.
und das von wegen "mafia" ist ja nun wirklich schwachsinn... zumindest gilt das nicht fuer die meisten tunesier, miener meinung nach. fakt ist, dass in tunesischen familien mehr aufeinader geachtet wird und man nicht nur fuer sich selbst verantwortlich ist, sonder in seinem handeln immer auch daran denken muss, was dass fuer die famile bedeutet. der einzelne hat weniger freiheit, aber die meisten kommen damit wohl gut klar. an mafioese strukturen glaube ich aber nicht, es gibt mehr kontrolle, ja, aber ehrnmorde und sowas sicherlich nicht. ich selbst habe es erlebt, wie ein maedchen der familie sich rufschaedigend verhalten hat (maennerbekanntschaften), sie wurde schon von der familie unter druck gesetzt, aber nicht mit mafioesen methoden. und auf europaeische partnerinnen trifft das schonmal gar nicht zu. was man in tunesien teilweise an toleranz gegenueber europaerinnen erlebt ist manchmal schon fast zu viel... (was auch daran liegen kann, dass man durchaus zu schaetzen weiß, dass diese frauen ja auch geld ins land bringen oder fuer sexuelle befriedigung taugen. gilt aber wohl nur in den "verdorbenen" tourigebieten.) meine familie hat mich jedenfalls sehr herzlich und tolerant aufgenommen, ich durfte z.B. auch unverheiratet mit meinem damals freund in einem zimmer schlafen. was mich immer wieder wundert (ohne dass es mir angst macht, da ich nichts zu verbergen habe. es nervt aber), ist wie gut das "telefon arab" funktioniert, d.h. wie schnell sich etwas rumspricht und wie gut man beobachtet wird. beispiel: ich gehe mit einem alten freund (maennlich) in der stadt was trinken, mein mann weiß am naechsten tag wo und mit wem ich unterwegs war. (was ihn aber nicht beunruhigt und mich auch nicht, da ich ihm das auch so erzaehle, was ich mit wem so treibe) also es gibt unter den arabern schon mehr kontrolle, als unter deutschen. insofern wieder: die bedenken deiner mutter haben schon eine gewissen realen hintergrund, aber sie argumentiert mit vorurteilen und ziemlich verquer, und nicht aus realen erfahrungen und wissen heraus.
mein tipp fuer dich: informier dich intensiv, setzt dich mit den vorurteilen auseinader, unterhalte dich und lies ueber islam, binationale partnerschaften usw. es bringt nichts, gegen vorurteile pauschal mit ablehnung zu reagieren, die genauso wie die vorurteile auf nichtwissen und glauben basiert. du kannst nur argumentieren wenn du selbst mehr weißt, asl derjenige, der vorurteile ausspricht. und macnhmal wirst du auch finden, das derjenige, der bedenken aeussert teilweise recht hat, aber dann bist du diejenige, die wirkllcih etwas darueber weiß, wohingegen der andere meist nur so daherredet.
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Re: Wenn man einen Moslem heiratet...
#134848
30/10/2005 17:36
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Joined: Jun 2005
Beiträge: 786 NRW
Avalona
OP
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OP
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Joined: Jun 2005
Beiträge: 786
NRW
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Vielen Dank für eure Erfahrungen und Gedanken zu diesem Thema. Das spiegelt im Prinzip wider, was ich mir auch vorgestellt habe. Bei meinem Freund habe ich auch stark das Gefühl, dass seine Religiosität mehr auf Tradition als auf tiefen Glauben beruht. So hat er mir z.B. erzählt, dass er sich an den Ramadan hält aus Respekt vor seiner Mutter und weil er schon als Kind gefastet hat. Aus den gleichen Gründen trinkt er keinen Alkohol und raucht nicht. Das wurde ihm von klein auf als schlechte Tugend verkauft. Aber er hat kein Problem damit, wenn ich Alkohol trinke. Na ja und beten tut er gar nicht, das gehört aber für einen wirklich gläubigen Moslem doch dazu, denke ich. Na ja, meine Mutter macht sich wirklich nur Sorgen, aber das nervt momentan ganz schön, denn ich kann doch keine Entscheidung treffen, die auf Druck von außen beruht. Sie versucht mich aber sogar regelrecht zu erpressen und das ist manchmal ganz schön hart. Da bin ich froh, dass ich mich hier mit Leuten austauschen kann, die auf dem Gebiet wirklich Erfahrung haben und nicht mit Vorurteilen argumentieren. Liebe Grüße! ![[Schüchtern]](images/icons/rolleyes.gif)
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Re: Wenn man einen Moslem heiratet...
#134853
02/11/2005 10:46
02/11/2005 10:46
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Joined: Oct 2005
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Locke
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Mein Exmann ist Moslem. War während unserer Ehe nicht besonders gläubig, ich habe dann auch verboten Schweinefleisch zu essen.
Aber in unserer Nachbarschaft war das natürlich ganz schlimm. Viel sehr katholisch, rennen sonntags zur Kirche (verprügeln aber ihre Kinder...) und wissen ja so genau, was die bösen Moslems machen und wollen.
Auch so Aussagen wie: die Welt sih untertan machen, alle müssen Moslems werden, andrsgläubige werden vernichtet, usw. Alle sind schlecht zu ihren Frauen, die ja absolut keine Rechte haben, usw. Das volle Programm.
Wegen der Religion hatten wir nie Probleme, auch heute nicht, nach vielen Jahren der Scheidung. Und ich freue mich mit ihm, dass er wieder Papa geworden ist und dass er nun wohl das gefunden hat, was er gesucht hatte.
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