Ressort Berlin aus der Morgenpost vom Dienstag, 11 Oktober 2005

Kriminelle Partnerschaften

Von Michael Mielke

Scheinehen sind kein Kavaliersdelikt. Sie hebeln das Ausländerrecht aus und sorgen für soziale Konflikte. Scheinehen können auch nicht auf ein großzügig ausgelegtes Multikultiverständnis reduziert werden, in dessen Konsequenz armen, abschiebebedrohten Menschen unbedingt geholfen werden müsse. Unterm Strich sind diese vermeintlichen Gnadenakte ohnehin nur die Ausnahme. Viel öfter sind Scheinehen ein knallhartes kriminelles Geschäft, das für den deutschen Ehepartner, der für den Gang zum Standesamt Geld einstreicht, vor dem Strafgericht enden kann. Die Folgen indes reichen weiter: Etwa jede vierte Hochzeit, die in Berlin gefeiert wird, ist eine binationale Ehe. Das spricht für die Weltoffenheit dieser Stadt, kann auch ein wenig die Furcht vor Parallelgesellschaften und ihren fatalen Folgen relativieren. Doch genau diese Ehen werden leider oft auch mißtrauisch beäugt, diskreditiert und mit Vorteilen belastet. Könnte es doch auch eine Scheinehe sein ...

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