Zitat:
Er kann sich mehr oder minder gut anpassen, einfügen - aber er wird immer irgendwie "anders" bleiben - es sei denn, er lässt sich assimilieren, aber dann verliert er sich und seine Persönlichkeit, wird ein Grenzgänger sozusagen, der wahrscheinlich weder hier noch dort zuhause sein kann; hier nicht, weil er eben irgendwo doch immer "anders" bleibt, dort nicht, weil man ihm absprechen wird, noch einer von "ihnen" zu sein.

Karmoussa du sprichst mir aus der Seele! [daumen]

Mein Vater lebt schon seit ca. 35 Jahren in Deutschland, er hat sich hier integriert, sich ein Leben und eine Familie aufgebaut und er ist glücklich mit den Menschen, mit denen er hier zusammen ist. Trotzdem ist er nie freu von Wehmut und Heimweh - mag sich jetzt kitschig anhören, aber er hat immernoch Tage wo er ganz gedankenverloren dreinschaut und an Tunesien denkt. Wenn er jedoch dort ist, dann gefällt es ihm anfangs prima aber er fühlt sich doch nicht mehr so richtig "zuhause", weil 1. sein Lebensmittelpunkt mit allem was dazu gehört in Deutschland ist und 2. sich soviel in Tunesien ändert, dass er nicht mehr als "richtiger Tunesier" im gesellschaftlichen Leben integriert ist, zumal er ja logischerweise mehr hier ist als dort. In Deutschland wiederum wird er niemals ein Deutscher sein, denn er ist ja Tunesier. Da mag er sich noch so gut integrieren, gut deutsch können, hier arbeiten, sich den europäischen Gepflogenheiten anpassen usw. ABER er ist und bleibt ein Tunesier.

Ich denke auch wie du schon gesagt hast, dass es Tunesier, die TN verlassen haben um in Europa zu leben, wirklich schwerer haben, denn sie lassen alles zurück um hier ganz von vorne zu beginnen.

Klar ist es bei Mischlingskindern wieder eine andere Sache aber ich muss auch zugeben, dass dieser Satz von Karmoussa
Zitat:
hier nicht, weil er eben irgendwo doch immer "anders" bleibt, dort nicht, weil man ihm absprechen wird, noch einer von "ihnen" zu sein.

genau die Fakten ausdrückt. Hier bin ich niemals eine richtige Deutsche, mich unterscheidet schonmal der Name von den anderen, dann der tunesische Einschlag im Aussehen usw. Wenn ich aber in Tunesien bin, nennen sie ich auf der einen Seite Tunesierin (weil´s mein Vater ja ist) aber auf der anderen Seite bleibe ich auch Europäerin. Man merkt das wie die Leute mit einem umgehen, nicht dass es unbedingt immer negativ sein muss, aber man gehört wirklich nirgends 100% dazu aber trotzdem ist man zugleich ein Teil von beidem.

LG
Sena