Hallo Sonja!
Ob meine Geschichte sooo positiv ist, wird sich vielleicht noch zeigen – schön ist sie für mich jedenfalls bis heute.
Ich habe meinen Freund vor 5 Jahren hier in Deutschland kennengelernt. In einer ganz üblen Spelunke, wo ich an dem Abend das erste Mal war. Ich bin (alles andere als nüchtern) direkt mit zu ihm nach Hause, obwohl mich zwei Kneipengäste(zwei Türken die ich auch nicht kannte) ganz eindringlich vor ihm gewarnt hatten.
Ganz wohl war mir beim Abschied am nächsten Morgen nicht ("...was hab ich getan?!") und er fing auch noch an, mir von seiner kranken Mutter zu erzählen....
Ich hab ihm, um schnell wegzukommen, eine falsche Telefonnummer gegeben und scheinheilig versprochen, ihn in zwei Tagen anzurufen.
Nach zwei Tagen nagte an mir, dass mein Lebensmotto die "goldene Regel" ist: "Was Du nicht willst, dass man Dir tut, das tu auch keinem anderen" – also rief ich ihn vom Faxgerät aus an (wegen der Nummerübertragung und mangels Handy) und sagte ihm, dass es wohl mit uns nichts werden könne...

Mein Fax klingelte die Nacht etliche Male, ich hätte es ja abstellen können, aber schließlich hab ich ihn zurückgerufen und mich noch mal mit ihm getroffen. Seitdem sind wir zusammen.
Sämtliche meiner Bekannten (meine Verwandten nicht, die kennen mich zu gut) haben mich gewarnt, ermahnt, sogar beschimpft, einer hat mir deswegen sogar die langjährige Freundschaft gekündigt!
Zwei alte Bekannte (Ägypter und bis dato die einzigen Araber, die ich überhaupt näher kannte) haben mich aufgeklärt: Er würde mir von seiner kranken Mutter erzählen, die er versorgen müsse (war schon passiert!), dass er versuchen würde, mindestens einen Flug von mir bezahlt zu bekommen (hatte er tatsächlich schon angedeutet!), dass er nur auf Aufenthaltsgenehmigung aus sei (na, die hatte er wenigstens schon).

Die beiden Ägypter haben mich (sehr engagiert und ehrlich um mich besorgt) beschworen, ihn schnellstens sausen zu lassen (da hab ich auch das allererste Mal was in der Art von "Bezness" gehört).
Nach nur einer Woche war mein Liebster nämlich wieder nach Tunesien geflogen, um seine kranke Mutter zu pflegen. Nach drei Wochen kam er zurück, ohne mich noch ein einziges Mal um "Kostenbeihilfe" gebeten zu haben. Sein Ticket war eigentlich 3 Monate gültig, er sagte mir, dass er mich zu sehr vermisst hatte.... Nach noch mal drei Wochen flog er wieder runter (wieder ohne meine finanzielle Hilfe), weil seine Mutter nachts gestorben war. Er kam ziemlich verändert zurück.
Und da hatten sich dann so zwei Psycho-Pflegefälle getroffen. Ich glaube manchmal, ihm hat es gutgetan, sich um mich (um meinen Seelenzustand) zu kümmern – und andersrum genauso.
Wir hatten sehr stressige Zeiten miteinander. Zeiten, wo ich dachte, das ist mir alles zu viel, zu fremd, zu kompliziert. Unsere Trennungsabsichten waren schon zum "running gag" geworden (sein großer Bruder hat sich gleich beim ersten Versuch fast totgelacht: "Ihr auseinander? Vergiss es, ihr beiden bleibt immer zusammen!")
Ich bin wegen ihm aus einer fiesen Depression (und anderen hässlichen Dingen) herausgekommen, hab mir nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit wieder einen Job gesucht (der auch noch gutbezahlt und sehr angenehm war), hatte dann genug Selbstvertrauen angesammelt, um mich selbständig zu machen. Bin deswegen aus "unserer" Stadt weggezogen – leider, denn nachdem er sich auch selbständig gemacht hat, führen wir eher eine Wochenendbeziehung.
Was uns die Zukunft bringt, wissen wir noch nicht. Klar ist aber, dass meine "Zeit abläuft" – d.h. ich möchte doch eigentlich auch mal ein Kind haben (bin jetzt 34)!
Er sieht das ein – ist aber für die Verhütung alleinverantwortlich und hat leider bisher immer gut aufgepasst.... Im Moment vermisse ich meinen Süßen jeden verfluchten Abend, den ich hier allein bin - Bin seit etwa 4 Wochen wieder schrecklich verliebt (ich weiß selber nicht, warum auf einmal!)
Ich bin mir nach allem ganz sicher, dass man seine Liebe auch unabhängig von Kultur, Tradition, Mentalität, etc. finden kann. ((Religion???- Weiß ich noch nicht!))
Liebe Grüße, Freya Kuba