AIDS in der arabischen Welt
Die WHO unterscheidet drei epidemiologische Typen im Hinblick auf die Verbreitung von AIDS/HIV in den verschiedenen Teilen der Welt, die jeweils sowohl durch den Zeitpunkt des verstärkten Auftretens der Krankheit, als auch durch die Hauptübertragungswege des HI-Virus charakterisiert sind.
TYP I:
In den Regionen, die diesem Typ zuzuordnen sind, erfolgt die Mehrzahl der HIV-Infektionen über homosexuelle Kontakte und intravenöse Injektionen von Drogen. Der Beginn des gehäuften Auftretens von Infektionen ist wohl in den späten 70er Jahren anzusiedeln. Heterosexueller Geschlechtsverkehr spielt bei der Übertragung von HIV nur eine untergeordnete Rolle, doch sind die Fälle einer Ansteckung auf diesem Wege in einer stetigen Zunahme begriffen. Das Verhältnis von an AIDS erkrankten Männern und Frauen beträgt 1:10 bis 1:15. Der Anteil von seropositiven Personen an der Gesamtbevölkerung liegt deutlich unter 1%, kann bei sogenannten Risikogruppen* jedoch über 50% betragen. Dieser epidemiologische Typ war bis vor kurzer Zeit auf die gesamte westliche Welt anzuwenden; inzwischen hat hier die Übertragung* auf heterosexuellem Wege jedoch stark an Bedeutung gewonnen, entsprechend höher ist auch die Rate von HIV-positiven Frauen.
TYP II:
Diesem Typ werden vor allem Afrika (südlich der Sahara) und Teile der Karibik zugeordnet. Die meisten Infektionen erfolgen hier über heterosexuelle Kontakte; aber auch perinatale Übertragung und Infektionen durch die Benutzung von unsterilen Injektionsnadeln* im medizinischen Bereich sind eine häufige Ursache. Auch hier muß das erste gehäufte Auftreten von HIV-Infektionen in den späten 70er Jahren datiert werden. Frauen erkranken genauso häufig an AIDS wie Männer; die allgemeine Durchseuchungsrate* liegt deutlich über 1%, sie kann in manchen Gegenden bis zu 80% erreichen. Ein besonders hoher Anteil von Prostituierten* ist seropositiv.
Einige Teile der Welt, wie etwa Lateinamerika, lassen sich nicht eindeutig dem Typ I oder II zuordnen, da sie Merkmale von beiden Typen aufweisen, oder sich in einer Übergangsphase von Typ I zu Typ II befinden. Diese Regionen werden als Typ I/II klassifiziert.
TYP III:
Hier traten die ersten AIDS-Fälle in den späten 80er Jahren auf. Sie ließen sich auf äußere Einwirkungen zurückführen, wie auf sexuelle Kontakte mit Ausländern aus Regionen, die den Typen I oder II zuzuordnen sind, oder auf Transfusionen von infizierten Blutkonserven, die aus diesen Regionen importiert wurden. Doch inzwischen ist der Anteil der Übertragungen ohne Fremdeinwirkung in den Regionen diesen Typs sprunghaft angestiegen und nimmt auch weiterhin zu. Zwar ist der Anteil der Infizierten an der Gesamtbevölkerung noch ziemlich gering (1/10 000), doch ist zu erwarten, daß sich diese Zahl noch deutlich erhöhen wird.
Die Situation im arabischen Raum stimmt, mit Ausnahme des Sudans, wo eher Merkmale des Typs II vorzufinden sind, weitgehend mit dem Typ III überein. Aus diesem Grund trifft auch das meiste, was über AIDS in Entwicklungsländern bzw. in der sogenannten 3. Welt gesagt wird, auf diese Region nur sehr bedingt zu, da sich diese Aussagen in der Regel auf die Situation in Zentralafrika beziehen.