Zytomegalie, Einschlußkörperchenkrankheit
Zusammenfassung - Erreger - Infektionswege - Vorkommen und Durchseuchung - Inkubationszeit - Symptome und Klinik - Diagnose - Therapie - Prognose - Besonderheiten

Zusammenfassung
Zytomegalie ist eine Virusinfektion, die in der Regel bei ansonsten Gesunden unbemerkt verläuft. Bei abwehrgeschwächten Personen oder Neugeborenen stellt sie jedoch ein ernstes Krankheitsbild dar. Symptome bei infizierten Neugeborenen sind geistige Behinderung, Taubheit, Lungenentzündung, Hepatitis und Retinitis (=Entzündung der Netzhaut im Auge). Beim Erwachsenen sind häufig Lunge, Leber, Auge und Magen-Darm-Trakt betroffen. Bei hochgradiger Abwehrschwäche sind tödliche Verläufe nicht selten. Die Behandlung sollte in spezialisierten Abteilungen erfolgen.

Erreger
Das Zytomegalievirus (CMV) gehört zur Gruppe der Herpesviren wie auch das HSV. Es handelt sich um kleine Partikel mit einer Größe von 90 nm. Sie enthalten DNA.

Infektionswege
Über Spermasekrete, den Speichel, sowie Verabreichung von Blut oder Blutbestandteilen

Vorkommen und Durchseuchung
Weltweit, die Durchseuchung beträgt etwa 40 %, in Entwicklungsländern sogar bis zu 100 %

Inkubationszeit
Keine Angaben

Symptome und Klinik
Im Kindes- oder Säuglingsalter verläuft die Infektion meist ohne erkennbare Krankheitszeichen. Bei der Infektion des Ungeborenen kommt es dagegen eher zu Aborten als zu Fehlbildungen.

Bei Neuinfektionen im Erwachsenenalter treten langwieriges Fieber mit Lymphknotenschwellungen auf. Besonders gefährdet sind immunsupprimierte Patienten, z.B. nach Organtransplantationen. In diesen Fällen kommt es zu besonders schweren und sogar tödlichen Verläufen.

CMV-Retinitis
Verschwommenes Sehen, Gesichtsfeldausfälle, herabgesetzte Sehschärfe und andere veränderte Sinneswahrnehmungen an zunächst einem Auge sind typisch. Das Auge selbst ist schmerzlos und äußerlich unauffällig. Ein zu spät einsetzende Behandlung führt immer zur Erblindung zuerst des einen, dann des anderen Auges. Am Augenhintergrund sind meist peripher gelegene weißliche Veränderungen oder Blutungen zu sehen.

CMV Manifestation im Magen-Darm-Trakt
Besonders häufig sind Schluckbeschwerden, Brennen hinter dem Brustbein oder Beschwerden, wie sie durch ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür verursacht werden. Seltener ist die Erkrankung tieferer Darmabschnitte. Durchfall, Fieber, Appettitlosigkeit, Gewichtsverlust und krampfartige oder anhaltende Schmerzen sind möglich. Gelegentlich kommen Geschwüre der Schleimhaut bis hin zum blutigen Gewebsuntergang (hämorrhagische Nekrosen) vor. Damit im Zusammenhang stehen ebenfalls seltene Komplikationen wie Darmdurchbruch, Blutungen oder Entzündungen des Bauchfells.

Die Diagnose erfolgt durch Probenentnahme nach dem vorausgegangenen Ausschluß anderer Infektionsursachen.

CMV-Lungenetzündung (virale Pneumonie)
Klinisch treten trockener, unproduktiver Husten, also ohne Schleimbildung und Atemnot auf. Im Thoraxröntgenbild zeigt sich ein interstitielles Infiltrat. Der Nachweis von CMV gelingt in Gewebeproben oder aus der Spülflüssigkeit von Bronchioskopien (Untersuchung der Bronchien über ein Endoskop). In den Proben werden oft auch andere Erreger gefunden, die die gleichen uncharakteristischen Symptome hervorrufen können. Daher müssen andere Ursachen als eine CMV-Infektion immer ausgeschlossen werden.

andere Manifestationen
Befall der Nebenniere, Hirnentzündung, Ulzerationen (Geschwüre) der Haut

Diagnose
Die klinische Diagnose steht im Vordergrund. Wegen der uncharakteristischen Symptome ist diese aber schwierig. Eine ganze Reihe anderer viraler, bakterieller oder pilzbedingter Infektionen können für ähnliche Symptome verantwortlich sein. In der Regel handelt es sich deshalb um eine Ausschlußdiagnostik. In Gewebsproben lassen sich typische, veränderte sogenannte "Eulenaugenzellen" nachweisen. Der serologische Nachweis ist zwar möglich, kann aber nicht zwischen akuter Erkrankung und bloßer Infektion unterscheiden. Bei immungeschwächten Patienten ist er darüberhinaus unsicher. An wenigen Zentren kann die "Immediate Early Antigen"-Bestimmung durchgeführt werden. Als erstes Zeichen einer CMV-Infektion ist sie in bis zu 98 % der Fälle positiv. Die quantitative Bestimmung ist möglich, es besteht aber nicht immer ein strenger Zusammenhang mit der Schwere der Erkrankung.

Therapie
Neben der Behandlung der Krankheitssymptome ist auch eine spezifische Behandlung notwendig. Es stehen zwei Medikamente zur Verfügung: Phosphonoformat und Ganciclovir. Nach Absetzen der Therpie kommt es bei der CMV-Retinitis regelmäßig zu einer erneuten Verschlechterung. Daher muss sich an die akute Behandlung eine Suppresionstherapie anschließen.

Prognose
Die Prognose hängt vom Zustand des Immunsystems ab. Bei Infektion im Mutterleib sind Aborte nicht ungewöhnlich. Im günstigsten Fall verläuft die Infektion ohne Krankheitszeichen, allerdings verweilen die Viren lebenslang im Körper. Bei geschwächtem Immunsystem können alle Organe befallen werden bis hin zum tödlichem Ausgang.

Besonderheiten
eine Impfung existiert nicht