II. Beziehung zu Juden und Christen
1. Was bedeuten die 10 Gebote für die Muslime?
Die 10 Gebote gibt es im wesentlichen auch im Islam, wenn auch nicht als separate Sammlung, wie dies im Judentum bzw. Christentum der Fall ist.
Das wichtigste ist sicherlich das erste der 10 Gebote: "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir."
Auch die anderen dieser Gebote gibt es (in ähnlicher Form) im Islam. Im Islam haben einige von ihnen allerdings einen verbindlicheren Stellenwert. D.h. daß das Nicht-Einhalten (einiger) dieser Gebote/Gesetze schon auf der Erde strafrechtlich verfolgt wird (z.B. Mord, Ehebruch, Diebstahl, (vereidigte) Lüge, Abfall vom Glauben (in bestimmten Fällen)).
Außerdem kann man hinzufügen, daß der Islam nicht nur den Koran und die Überlieferungen des Propheten Mohammed anerkennt. Daneben erkennt der Islam nämlich auch alle Propheten an, die im Christentum bekannt sind, somit also auch Moses, von dem überliefert wird, daß er die Tafeln mit den 10 Geboten von Gott erhalten hatte (Altes Testament). Allerdings werden die Überlieferungen dieser Propheten nicht als sicher authentisch, sondern als teils von den Menschen verändert angesehen. Daher halten sich die Muslime überwiegend an die ihnen als sicher bekannten Quellen:
Koran (Offenbart durch den Engel Gabriel an den Propheten Mohammed)
Sunna (Überlieferungen über das Leben des Propheten, aufgeschrieben von Menschen, die zu seiner Zeit lebten, seine Gefährten waren.)
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2. Zusammenhang zwischen Judentum, Christentum und Islam
Zu diesem Thema kann man ganze Bände erzählen. Deswegen möchten wir hier nur auf die konkrete Frage eingehen, ob aus diesen Zusammenhängen ein Konfliktpotential für die heutige Zeit besteht. Zunächst einmal in übersichtlicher Form die Abstammungen:
Ismail (Sohn von Abraham und Hagar) ist der Stammvater der Araber.
Jakob (Sohn von Isaak) ist der Stammvater der Israeliten.
Aus dieser Stammesgeschichte kann eigentlich kein Konfliktpotential hervorgehen. Im Gegenteil, die Tatsache, daß die Muslime und die Juden Mitglieder zwei der drei abrahamitischen Religionen sind, sollte der Grund für eine harmonische Beziehung und Brüderlichkeit sein. Juden, Christen und Muslime eint die gemeinsame Abstammung vom Propheten Abraham (auf dem der Segen und Friede Gottes ruhen möge) und der Glauben an den Einen gemeinsam Gott.
5. Warum darf ein Muslim nur muslimische, christliche oder jüdische Frauen heiraten?
Die Ehe eines Muslim mit einer ungläubigen Frau ist deshalb verboten, weil eine islamische Erziehung der aus dieser Ehe stammenden Kinder nicht gewährleistet ist. Da die Frau überwiegend an der Erziehung der Kinder beteiligt ist, kann beim Kind nicht das Vertrauen in die Existenz Gottes entstehen, wie die bei einer Mutter der Fall ist, die zu einer der monotheistischen Religionen der Fall ist (Judentum, Christentum, Islam).
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6. Warum darf eine muslimische Frau keinen Nicht-Muslim heiraten?
Wenn man nun Gründe für das Verbot einer Mischehe aufführt, bei der der Mann nicht Muslim, die Frau aber Muslim ist, muß man zunächst damit beginnen, daß Gott es so im Koran vorschreibt: (2:221) "... und heiratet nicht mitgötterergebene Männer, bis sie glauben ..." Dies bezieht sich auf Mitgötterergebene Männer, also nicht auf Juden oder Christen. (60:10) (über die gläubigen Frauen) "... und habt ihr sie jedoch als Gläubige erkannt, dann laßt sie nicht zu den Ungläubigen zurürckkehren. Sie sind ihnen nicht erlaubt, noch sind jene für sie erlaubt..." Da es im Koran keine Ausnahme für Christen oder Juden gibt, gilt das Heiratsverbot. . Er hat uns erschaffen und weiß natürlich, was das beste für uns ist. Wer an Allah glaubt, versucht sich an seine Gebote zu halten. Eine muslimische Frau darf keinen Nichtmuslim heiraten. Die einzige Möglichkeit, daß die Ehe dennoch zustande kommt, ist die, daß der Nichtmuslim zum Islam konvertiert. Dies sollte aber nicht formal nur der Ehe wegen geschehen. Ein wichtiger Grunde ist die freie Ausübung der Religion. Während der Islam den muslimischen Ehemännern einer Mischehe vorschreibt, ihren christlichen oder jüdischen Ehefrauen die Ausübung ihrer Religion möglich zu machen, kann der Islam den chrislichen Männern einer derartigen (hypotetischen) Mischehe logischerweise derartiges nicht vorschreiben. Somit ist die Religionsausübung der Ehefrau nicht garantiert.
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7. Jesus, Christentum
Christentum. Der Islam betrachtet das Christentum zur Zeit, als Jesus gelebt hat als eine legitime und von Gott herabgesante Religion. Damit wäre sie auch richtig, wenn nicht im Verlauf der Zeit viel an ihr verändert worden wäre. Das heißt, daß das Christentum in der Form, wie es jetzt existiert, nicht mehr als die komplett richtige Religion betrachtet werden kann. Dennoch haben Juden- und Christentum bei den Muslimen einen hohen Stellenwert. Sie werden als "Schriftreligionen" bezeichnet. Deshalb ist es den Muslimen beispielsweise erlaubt, von Christen oder Juden geschlachtete Tiere (vom Schwein natürlich abgesehen) zu essen. Auch ist es einem Muslim erlaubt, eine Christin oder Jüdin zu heiraten.
Jesus. Die Muslime glauben daran,
daß Jesus ein Mensch war,
daß er von Maria jungfräulich geboren wurde,
daß er ein Prophet war wie alle anderen Propheten (von Adam über Abraham, Moses und Mohammad),
daß er nicht gekreuzigt, sondern von Gott in den Himmel erhoben wurde,
daß er einige Jahre vor dem Jüngsten Gericht auf die Erde zurückkommen wird, um die letzte Botschaft Gottes, die vom Propheten Mohammad verkündet wurde zu praktizieren (also den Islam).
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8. Darf ein Muslim an einer kirchlichen Hochzeit als Trauzeuge teilnehmen?
Die Frage, ob ein Muslim (gleich ob Mann oder Frau) an einer christlichen Heirat als Trauzeuge teilnehmen darf, ist aus islamischen Standpunkt mit Nein zu beantworten.
Der Grund dafür ist, daß die Heirat im Christentum als ein heiliges Sakrament angesehen wird (wie z.B. die Kommunion oder die Beichte). Damit ist die Heirat im Christentum ein Gottesdienst, an dem der Muslim nur zuschauen aber nicht teilnehmen darf.
Ein anderer Fall liegt jedoch bei der standesamtlichen Eheschließung vor. Diese ist ein staatlicher und kein religiöser Akt, an dem man als Trauzeuge teilnehmen darf.
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9. Welchen Stellenwert haben Bibel und Thora im Islam?
Der Islam anerkennt und respektiert die heiligen Bücher der beiden anderen Schriftreligionen, nametlich die Bibel und die Thora. Allerdings gehen die Muslime davon aus, daß der Inhalt der ursprünglich von Gott herabgesandten Texte durch die Menschen verändert wurde, wodurch sich die wortwörtliche Bedeutung dieser Schriften relativiert.
Einzig der Koran ist durch eine nachprüfbar sichere Überlieferungskette im Original erhalten geblieben. Somit wird er als erste Quelle in religiösen Dingen verwendet.
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10. Beziehung zu Juden
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland, der eine große Anzahl der Muslime in Deutschland vertritt, arbeitet schon lange an der Vision, daß Toleranz und Friede zwischen den Glaubensgemeinschaften, zwischen Juden, Christen und Muslimen herrscht. Der Motor für diese Arbeit ist die Friedensbotschaft des Islam, der besonders die Beziehung zu den Schriftbesitzern (Juden und Christen) klar definiert. Allah legt uns Muslimen in dieser Beziehung nicht nur Gerechtigkeit und Güte auf, nein, im Koran ist sogar die Rede von Barmherzigkeit, ähnlich der Barmherzigkeit zu den Eltern! Wie sonst könnte den Muslimen selbst die Ehegemeinschaft zu den Leuten der Schrift erlaubt sein?
Der Islam betrachtet die Mitglieder anderer Glaubensgemeinschaften nicht als Ungläubige oder Heiden, sondern bezeichnet sie als Andersgläubige und regelt den Umgang mit ihnen auf der Basis des Respekts und der Hochachtung und nicht auf der Basis der Gegnerschaft und Feindschaft.
Der Koran betont, dass auch diese ihren Lohn bei ihrem Herrn bekommen werden. So gewinnt der Muslim auch Respekt für die Werke dieser Andersgläubigen.
"Diejenigen, die glauben und diejenigen, die Juden sind und die Christen und die Sabier, all die, die an Gott und den Jüngsten Tag glauben und Gutes tun, erhalten ihren Lohn bei ihrem Herrn, sie haben nichts zu befürchten und sie werden nicht traurig sein."(Sure2, Vers62).
Auch, wenn der Koran die Unterschiede zwischen den Religionen erwähnt und viele Stellen einen intellektuellen Streit mit den Anhängern dieser Religionen beinhaltet, so verpflichtet er gleichzeitig die Muslime, einen solchen Streit "auf die die beste Art und Weise" zu führen.
"Und streitet mit den Leuten des Buches nur auf die beste Art, mit Ausnahme derer von ihnen, die Unrecht tun. Und sagt: Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt und zu euch herabgesandt wurde. Unser Gott und Euer Gott ist einer. Und wir sind ihm ergeben." (Sure29, Vers46)
Dieser Streit soll nicht die Vereinnahmung, die Bevormundung oder die Tyrannisierung der anderen zum Ziel haben, sondern lediglich die Feststellung der eigenen Überzeugung und Standpunkte. "Sprich: O ihr Leute des Buches, kommt her zu einem zwischen uns und euch gleich angenommenen Wort: dass wir Gott allein dienen und ihm nichts beigesellen, und dass wir nicht einander zu Herren nehmen neben Gott. Doch wenn sie sich abkehren, dann sagt: Bezeugt, dass wir Gott ergeben sind." (Sure3, Vers64)
Also der Islam hat überhaupt keine negative Einstellung den Juden gegenüber. Wenn sie aber erlebt haben, dass jemand, der "Muslim" ist, doch so eine Eistellung hat, dann heißt das nicht, dass das vom Islam kommt. Sie müssen dann den einzelnen Fall betrachten. Muslime sind auch nur Menschen und können Fehler machen.
vgl: "Das weiche Wasser wird besiegen den harten Stein" von Herrn Dr. Nadeem Elyas, Leiter des Zentralrats der Muslime in Deutschland
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11. Dürfen Muslime in einer christlichen Kirche beten?
Wenn damit das islamische Gebet (salat) gemeint ist, so lautet die Antwort ja. Allerdings mit der Einschränkung, daß man die Kirchenbesucher nicht stört. Es ist dabei eine Frage des praktischen Anstands, daß man vorher um Erlaubnis bittet. Der Prophet sagt, daß die ganze Erde als Gebetsplatz fuer die Gläubigen geschaffen wurde. Als der Patriarch von Jerusalem "Umar ibn Al-Khattab" einlud, in der Kirche zu beten, lehnte Umar das ab, weil er nicht wollte, daß zukünftige Generationen von Muslimen anstelle der Kirche dort eine Moschee errichten. Er sagte nicht zum Patriarchen, daß das Gebet in der Kirche verboten sei. Er ging hinaus und betete dort. Tatsächlich bauten die Muslime späterer Generationen an dieser Stelle eine Moschee und nannten sie Umar-Moschee. Umars Weigerung, in der Kirche zu beten, erfolgte aus Respekt und dem Wunsch, die Christen nicht unter Druck zu setzen und ihre Kirche herzugeben.
Quelle: Rundbrief 07/92 der Deutschen Muslim-Liga e.V., Hamburg
http://www.islam.de/?site=forum/faq&di=answers