Hallo!
Irgendwie hole ich ganz gerne wieder alle Threads hoch, glaube ich.
Ich habe nur ein ziemlich großes Problem mit meiner Mutter - Gott sei Dank habe ich noch nicht mit meinem Vater gesprochen...... und ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll!
Meiner Mutter habe ich am Telefon mitgeteilt, dass ich immer noch meinen Freund in Tunesien habe. Sie hat es vor zwei Wochen ungefähr, als ich es wagte zu erwähnen, kurz abgetan, und jetzt kriegt sie wohl gerade Angst, da sie versteht, dass es mir ernst ist.
Im Nachhinein muss ich leider sagen, dass ich wusste, wie sie reagiert.
Es war im Grunde genommen eine recht lustige Spanne, die sich, wenn man nur etwas darüber nachdenkt, absolut widerspricht.
Ihre Kritikpunkte:
1. Als Angestellter in einem Hotel (habe nicht erwähnt, dass er arbeitslos ist, wäre sonst noch dramatischer geworden) hat er in drei Tagen oder schon jetzt die nächste Touristin 'an der Hand', und sie kann nicht verstehen, wie ich so dumm sein kann.
2. Die Frage, ob ich nicht etwas niveauvolleres haben möchte, und wie meine Ansprüche so gering sein können...
3. "Araber! Oh mein Gott, ein Araber!", die natürlich allesamt ihre Frauen einsperren, bevormunden, schlagen.....
Alles in allem hat sie jetzt den Eindruck, ich hätte einen dummen arabischen Freund, der zum einen recht niveaulos in einem Hotel arbeitet, und dazu noch streng gläubig ist, natürlich fest verwurzelt in alten Traditionen und bereits schon drei neue Freundinnen hatte......
zu Punkt 1: ganz kurz: wie das im Tourismus abläuft weiß ich selber, nur weigere ich mich, jeden Tunesier in diese Schublade zu stecken. In diesem Forum weiß außerdem inzwischen jeder, dass nicht alle so sind, und dass es glückliche Beziehungen gibt.
Erfahrungen müssen gemacht werden, und etwas im Vorhinein zum Scheitern zu verurteilen ist falsch.
Ich habe wirklich versucht, ihr die verschiedensten Dinge zu erklären, habe sie natürlich auch gefragt, warum sie mir so wenig Urteilsvermögen/ gesunden Menschenverstand zutraut, habe ihr versucht zu erklären, dass ich nicht gleich heiraten will, dass ich mein Denkvermögen nicht in Tunesien zurückgelassen habe.....eben all die Dinge, die mir seid geraumer Zeit von verschiedenen Personen abgesprochen werden, aber es war absolut sinnlos, da sie von ihrer vorgefertigten Meinung keinen Deut abgewichen ist. Ich habe ihr verdeutlicht, dass ich die Beziehung nicht beenden werde, nur weil sie das will, und dass ich andere Vorstellungen als sie habe, was mein persönliches Glück betrifft und Wünsche für mein Leben.
Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig ist, und eigentlich wäre mir ihre sonstige Reaktion auf meine Freunde ("Nun, Du wirst noch andere kennen lernen, dies ist bestimmt nicht der letzte!") lieber gewesen.
Ich lasse mich nicht unterkriegen, soviel ist sicher, aber ich könnte ein paar Tipps gebrauchen, wie ich ihr klar machen kann, dass es auch Menschen in Tunesien gibt, die nicht in das "Hotelangestellter sucht für zwei Wochen europäische Touristin fürs Bett mit anschließender Heirat für Visum, die später zur Gebärmaschine umfunktioniert wird, zum Prügeln und Einsperren"-Schema passen.
Ich glaube, die Widersprüche wegen Religion und Tourismus brauche ich hier nicht näher zu erläutern......
Es ist schwer, meine Mutter ist völlig fertig, und ich würde gerne einfach nur erreichen, dass sie sich:
1. keine blödsinnigen Sorgen macht
2. mal über ihre Pauschal-Vorurteile nachdenkt
3. mir nicht vorschlägt, mich mit Erfahrungsberichten einzudecken, die natürlich durchweg Leidensgeschichten erzählen (denn warum sollte man über etwas schreiben, das positiv verläuft und keinen Grund zur Sorge gibt (verkauft sich als Buch wahrscheinlich nicht!))
4. meine Worte nicht mit dem nächsten Vorurteil als bedeutungslos wegzuwischen versucht
5. versteht, dass ich meine Liebe/ Zuneigung unmöglich dem mit der dicksten Geldbörse schenken kann, da mein Herz 'leider' nicht zuerst fragt: "Wieviel Geld hast Du denn? Was bist Du von Beruf? Wie sieht es mit Deiner Karriere aus?"
Es tut richtig gut, hier seinen Frust abzulassen und um Hilfe zu fragen.
Man merkt immer wieder, wie viele Vorurteile noch bestehen, und obwohl man jahrelang glaubt, man hätte eine aufgeschlossene Familie, ändert sich alles, sobald man selbst mit einem Freund um die Ecke kommt, der weder die selbe Religion noch die gleiche Nationalität hat, und dann auch noch ein "intellektuell restlos unterlegener Araber" ist.
Nach diesem Gespräch mit meiner Mutter kann ich nur sagen, dass meine Bekannten und Freunde dagegen leichtes Aufwärmtraining waren.
Und meinem Freund trifft das alles sehr. Ich hätte es ihm verschweigen können, aber ich bin der Ansicht, er sollte wissen, dass es nicht einfach wird, wenn er eines Tages nach Deutschland kommen sollte.
Ich hoffe wirklich, ein paar Tipps und Ratschläge zu bekommen.
Natürlich kann mir niemand sagen, was ich tun soll, das weiß ich, aber ein paar Anregungen wären ganz toll.
Ich verzweifel hier, was natürlich noch damit zusammenhängt, dass sich die Einstellung zu meiner Mutter gerade rapide geändert hat (aufgeschlossen => vorurteilsbehaftet).
Ihre Einstellung mir gegenüber hat sich wahrscheinlich auch gerade geändert (kluges Mädchen => hirnlos, blind, dumm)
Liebe Grüße,
Gwynna