Hallo Karim,

und was it mit den ganzen Leuten aus den der damaligen Bewegung geworden? Gutsituierte und etablierte Menschen, die sich bei gelegentlichen Feiern mit Gleichaltrigen erzählen, wie lustig es damals war mit Steinen zu werfen und vor den Wasserwerfern davonzurennen. Also ganz "normale" Leute. Gut, diese Bewegung hat uns etwas mehr Toleranz und einige Freiheiten gebracht. Doch wie haben hier alle rebelliert, als dann die eigenen Kinder plötzlich als Punks auf der Bildfläche erschienen. Da fehlte es den meisten doch schon wieder an Toleranz und die meisten haben vergessen, wie sie früher herumgelaufen sind. Ich denke nur daran, daß ich, wie die meisten meiner Freunde, die damalige "Uniform" erst anziehen durfte, wenn ich um unsere Straßenecke gebogen war - totaler Schwachsinn, aber so war es halt... Als dann meine Tochter mit viel zu großen Hosen, die freie Aussicht auf ihren Hintern boten, daherkam, nahm ich mir fest vor, zu diesem Thema nichts zu sagen und hoffte, daß es schnell vorbeigeht. Es dauerte über ein Jahr und ich hatte große Mühe meine Klappe zu halten. Doch mittlerweile haben wir dieses Problem überwunden und ein neuer "Tick" hat den alten abgelöst.
Ist es nicht das Recht einer jeden Generation gegen alles Alte zu rebellieren? Gehört es nicht zum Erwachsenwerden, alles anzuzweifeln, alles besser machen zu wollen? Ist das nicht die ganz normale Weiterentwicklung der Menschheit? Diese Rebellion bringt vielleicht etwas an Veränderung, doch dann beginnt meistens die Integration in die Gesellschaft. Mich interessiert hier besonders, welche Einstellung tunesische Eltern zu diesem Thema haben. Lassen sie den Kindern ihren Freiraum oder reglementieren sie? Meine Erfahrungen sind eher, daß alles, was nicht angepaßt ist, abgelehnt und verboten wird. Jede Andersartigkeit im Keim erstickt wird. Gibt es da von Euch andere Erfahrungen?
Anna