Einerseits bin ich gelernter Europäer, andererseits aber doch auch Skeptiker genug um im gezähmten Kapitalismus das Heil des Lebens zu entdecken.

Als Schwuler schaut man sich Jungs an und nicht Mädchen; selbst dann Jungs, wenn man fest vergeben ist (So wie ich) oder einfach nicht so auf dieses Alter steht (So wie ich).

Ich komme da also aus dieser Livestylegesellschaft rüber nach Afrika und versuche mit den Augen des Gastes zu sehen. Ich habe die Inhalte mancher Beiträge dieses Forums noch im Hinterkopf, als ich über die Straßen von Madhia spaziere oder an der Strandpromenade Sprite trinke, als mir plötzlich bewusst wird, dass über eins noch nicht geschrieben wurde. Zumindest nicht in der Tiefe, wie es mir bewusst wurde: Ohne auch nur einen Hauch der Präpotenz mit sich zu führen, wirken die Jugendlichen dort wesentlich authentischer und in sich echter als alles, was ich bisher gesehen habe. Unterschwellig transportieren sie ein ungeheures Maß an Erotik mit sich, kokettieren damit, werden aber nie aufdringlich. In ihrem Blick ist eine seltene Mischung aus wilder Unschuld, Begierde und Prüderie. Keine Raver, Skater, Baggyboys, keine Buffalos etc... mit dem wenigen dass sie haben strahlen sie tausendmal heller als Großstadtjungs in Europa.

Es wurde viel über die landschaftliche Schönheit Tunesiens geschrieben, über die Klimaanlagen der Hotels, dem Ausblick von Sidi Salem und dem professionellen Grinsen der Animateure; wenig über die Stricher, die an der Seite feister Freier in der Hoteldisco sitzen und Cola schlürfen, es wurde viel über die Ehe geschrieben und über Religionen. Aber keine Worte über das Feuer in den Augen der Jungs, das Zucken ihrer Lenden und die leiser als geflüsterten erotischen Versprechen, die wie Blätterrascheln in der Luft hängen. Lebenfreude unabhängig vom sozialen Status, wie auf die Hafenmauer gemalte Jungs, in ihrer unerschütterlichen Lässigkeit unberührbarer als die coolsten Raver; keine Standesdünkel.

Ichwollte damit zum Ausdruck bringen, dass die wild-würzige Romantik dieser Jungs wohl für hetero- homo- oder Bisexuelle wohl ebenso den Gesamteindruck prägt, wie die Landschaft, die maurischen Gebäude, die Moscheen oder die Klippen, der Hafen und der Sandstrand...

Beste Grüße,

Peter