Hallo zusammen,

um mal wieder zum Thema zurückzukommen, ich kann den goldenen Käfig auch nicht finden.
Ich weiß aber, daß viele das Leben in der hiesigen Gesellschaft so auffassen.

Da ich sehr jung und unerfahren nach Tunesien/Djerba gekommen bin und dazu mitten in meiner immer noch anhaltenden Trotzphase steckte, hatte ich natürlich auch so meine Erlebnisse.

Nach 3 Monaten Djerba wurde mir das Leben zu langweilig und mein Mann und ich kamen auf die Idee doch eine Arbeit zu suchen, die sich dann auch sehr schnell fand. Ich fing als Mädel für alles in der Direktion an. Mein roter R5 mit Oberhausener Kennzeichen war natürlich in Kürze Inselbekannt. Selbst mit anschließender RS-Nummer kannte jeder meine rote Schüssel. Unsere unterschiedlichen Arbeitszeiten sorgten dann für diverse Gerüchte, wo ich denn überall anzutreffen sei, obwohl ich nur im Hotel war und mein Mann das Auto hatte.
Oder später als ich dann als Reiseleiterin arbeitete, was ja nicht alle sofort wußten, hatte ich ja so meine diversen Verhältnisse, weil mein Auto ja nicht an dem Hotel mehr stand, sondern ganz woanders.
Was die Leutchen nicht wußten, mein Mann wußte immer bestens Bescheid wo ich war und wünschte den Leuten noch viel Spaß beim Beobachten.
Wir haben uns also immer köstlich amüsiert.
Die Familie stand meiner Wohnungsflucht immer positiv gegenüber, denn dann konnten sie wenigstens soviel Krach machen wie sie wollten und mußten nicht auf die empfindlichen deutschen Ohren Rücksicht nehmen.

Mein Mann schätzt bis heute nicht nur das ich arbeiten gehe, was er als Absicherung für mich ansieht, sondern auch das ich so nebenbei die Dinge mache, für die er keine Zeit hat.
Also wer mich beobachten oder kontrollieren will, braucht sehr viel Zeit und sollte sehr schnell sein. Einkaufen, Behördengänge, Kind und Haushalt versorgen und nebenbei zu den unmöglichsten Zeiten arbeiten gehen ist für eine Gesellschaft, die doch ab und an es gemütlich mag, sehr schwer.
Im Café interessiert es niemanden ob ich dort sitze und mit wem ich dort sitze, ich sitze einfach dort. Ich gehe auch an den Strand und fahre kreuz und quer durch die Lande.

Wichtig für unsere 10jährige Ehe ist einfach gegenseitiges Vertrauen und das gegenseitige Loslassen.
Respekt muß man sich überall verdienen, hier ist es nur manchmal etwas schwieriger.

Der Überwachungsapparat kann auch sein Positives haben, sonst hätte ich bei meinem Autounfall nicht so schnell Hilfe bekommen.